Nahrungsergänzungsmittel schützen nicht vor Schlaganfall
Studie: Nahrungsergänzung zeigt keinen Vorteil (Foto: AJS1 | Pixabay)
In diesem Artikel:
Können Nahrungsergänzungsmittel die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen (sog. kardiovaskuläre Erkrankungen) wie Schlaganfall oder Herzinfarkt verringern?
Es gibt viele zum Teil widersprüchliche Studienergebnisse zu Nahrungsergänzungsmitteln und bestimmten diätetischen Maßnahmen (z.B. reduzierte Kochsalz- oder Fettzufuhr). In vielen, insbesondere wohlhabenden Ländern geben die Menschen aber Milliarden für solche Präparate aus.
Die Studie
Es wurden 13 englischsprachige Studien der letzten Jahre untersucht1,2 die sich mit dem Zusammenhang von Nahrungsergänzungsmitteln / diätetischen Maßnahmen sowie dem Auftreten eines Herzinfarktes und Schlaganfalls oder der Sterblichkeit an einer gefäßbedingten Erkrankung beschäftigten.
Insgesamt wurden damit die Informationen von knapp einer Million Patienten ausgewertet. Überprüft wurden insgesamt 16 Nahrungsergänzungsmittel (Vitamin A, B, B3, B6, B-Komplex, C, D, E, Eisen, Folsäure, Selen, Calcium, Calcium + Vitamin D, Beta-Carotin, Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien, Multivitaminpräparate) und 8 diätetische Maßnahmen (unterschiedlich veränderte Fettzusammensetzungen, reduzierte Fettaufnahme, reduzierte Kochsalzaufnahme bei Menschen ohne/mit Bluthochdruck, mediterrane Diät, unterschiedliche Aufnahmen von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren).
Die Ergebnisse
Für nahezu alle Nahrungsergänzungsmittel und diätetischen Maßnahmen ließ sich kein Einfluss auf die Sterblichkeit an kardiovaskulären Erkrankungen nachweisen. Es ergaben sich statistisch schwache Hinweise dafür, dass ein reduzierter Kochsalzkonsum das Risiko an einer Herz-Kreislauferkrankung zu versterben für Menschen, die unter Bluthochdruck leiden, reduzierte.
Der Konsum von langkettigen Omega-3-Fettsäuren war seltener vergesellschaftet mit dem Auftreten eines Herzinfarktes oder einer Erkrankung der Herzkranzgefäße. Die Einnahme von Folsäure war schwach mit einem geringeren Risiko für Schlaganfälle verbunden, während die Einnahme von Calcium plus Vitamin D möglicherweise das Schlaganfallrisiko geringfügig erhöhte.
Für Vitamin A, B6, Multivitaminpräparate, Antioxidantien, Eisen oder eine generell verminderte Fettaufnahme ergab sich kein Hinweis, dass diese die Erkrankungshäufigkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder die Sterblichkeit daran verringerten.
Einordnung
Die Ergebnisse sind enttäuschend, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, wie viele Menschen jeden Tag Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, in den USA beispielsweise weit über die Hälfte. Einzig der Einfluss von Kochsalz auf die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist mit der vorliegenden Studie gut belegt. Dies ist damit begründbar, dass sich eine niedrigere Kochsalzaufnahme positiv auf einen hohen Blutdruck auswirkt.
Zu bedenken ist aber, dass es Personengruppen gibt, bei denen eine Nahrungsergänzung mit bestimmten Vitaminen oder Spurenelementen wichtig bzw. notwendig ist, z.B. bei Schwangeren, Menschen mit Störungen der Nahrungsaufnahme, als Co-Medikation bei bestimmten Medikamenten oder Veganern.
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Autorin
Dr. med. Christina Rückert ist Fachärztin für Neurologie und Geriatrie und arbeitet seit über 10 Jahren als Oberärztin an der Oberschwabenklinik in Ravensburg. Ihre berufliche Tätigkeit beinhaltet auch die stellvertretende ärztliche Leitung der Zentralen Notaufnahme.
Ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist die Akutversorgung von neurologisch erkrankten Patienten, hierbei in erster Linie die Versorgung von Patienten mit akutem Schlaganfall. [mehr]
Quellen
- Effects of Nutritional Supplements and Dietary Interventions on Cardiovascular Outcomes – An Umbrella Review and Evidence Map – Autoren: Safi U. Khan, MD, Muhammad U. Khan, MD, Haris Riaz, MD, Shahul Valavoor, MD, Di Zhao, PhD, Lauren Vaughan, MD, Victor Okunrintemi, MD, MPH, Irbaz Bin Riaz, MD, MS, Muhammad Shahzeb Khan, MD, Edo Kaluski, MD, M. Hassan Murad, MD, Michael J. Blaha, MD, MPH, Eliseo Guallar, MD, DrPH, Erin D. Michos, MD, MHS – Publikation: Annals of Internal Medicine 2019;171:190-198. – DOI: 10.7326/M19-0341
- Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Maßnahmen zur Prävention vaskulärer Erkrankungen – Herz-Kreislauf-Sterblichkeit wird nicht reduziert – Autor: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener – Publikation: InFo Neurologie + Psychiatrie, Ausgabe 1/2020 – DOI: 10.1007/s15005-019-1242-4