Kombinationspräparate reduzieren Auftreten von Schlaganfall und Herzinfarkt ▷ Polypill
Autor: Dr. med. Thomas Staudacher unter Mitarbeit von stud. med. Nina Siegmar - aktualisiert am:
Senkt die Polypill das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall? (Foto: BCFC | Shutterstock)
In diesem Artikel:
Kann eine Kombinationspille (Polypille) aus Statinen, mehreren blutdrucksenkenden Medikamenten und Aspirin das Risiko von Schlaganfällen, Herzinfarkten und anderen schweren kardiovaskulären Ereignissen senken?
Die Studie
Die randomisierte Studie beobachtete 4,6 Jahre lang insgesamt 5.713 Teilnehmer. Die Untersuchten waren durchschnittlich 65 Jahre alt, wiesen keine Symptome kardiovaskulärer Erkrankungen auf, hatten jedoch einen erhöhten INTERHEART Risiko Score. In diesem Score spielen unter anderen Bluthochdruck (über 80% der Teilnehmer), Diabetes (ca. 35% der Teilnehmer), Übergewicht, das Rauchverhalten, erhöhte Blutfette und auch psychosoziale Faktoren eine Rolle.
Die Auswertung erfolgt nach den drei Gruppen:
Einige Teilnehmer nahmen ein Kombinationsmedikament ein und wurden mit einer Gruppe verglichen, welche ein Placebo eingenommen hat, also eine Pille ohne Wirkstoff. Dieses Kombinationsmedikament enthält einen Wirkstoff gegen erhöhte Blutfette (40mg Simvastatin), erhöhten Blutdruck (100mg Atenolol, 25mg Hydrochlorothiazid, 10mg Ramipril).
In einer zweiten Gruppe erhielten die Hälfte der Teilnehmer nur Aspirin und die andere Hälfte ein Placebo-Medikament.
In der dritten Gruppe wurde die Kombinationspille plus Aspirin verabreicht und mit zwei Placebo-Tabletten verglichen.
Primär erhielten aber alle Teilnehmer drei Tabletten: Polypille oder Placebo, Aspirin oder Placebo und Vitamin D oder Placebo.
Die Ergebnisse
Für die Studie waren folgende Ereignisse entscheidend: der Tod durch kardiovaskuläre Ereignisse sowie ein Schlaganfall, ein Herzstillstand und Herzschwäche.
Das LDL-Cholesterin war 19mg/dl und der systolische Blutdruck 5,8mmHg niedriger bei den Patienten, die die Kombinationspille eingenommen haben. Das war auch dann der Fall, wenn zusätzlich noch Aspirin eingenommen wurde. Ebenso trat bei der Einnahme des Kombinationsmedikaments häufiger eine Hypotension – also ein zu niedriger Blutdruck – und Benommenheit auf.
Bei 4,1 Prozent der Patienten, die die Kombinationspille und Aspirin eingenommen haben, kam es zu einem Endpunktereignis. Das entspricht 59 Patienten. Bei Teilnehmern, die zwei Placebo-Tabletten einnahmen, jedoch in 5,8 Prozent, sodass das Risiko für ein solches Ereignis um ca. 30 Prozent reduziert wurde.
Somit zeigt sich, dass die Einnahme von Aspirin in Kombination mit den Wirkstoffen Simvastatin, Atenolol, Hydrochlorothiazid und Ramipril das Risiko eines kardiovaskulären Ereignissen im Vergleich zu Patienten, die keine Wirkstoffe einnehmen, senkt.
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Einordnung
Die Studie belegt, dass bei “gesunden” Menschen mit kardiovaskulären Risikofaktoren die Einnahme von blutdruck- und cholesterinsenkenden Medikamenten schwerwiegende kardiovaskuläre Erkrankungen verhindert.
Das Risiko solcher Ereignisse wird durch Aspirin zusätzlich reduziert. Ein wichtiger weiterer Aspekt ist der Einsatz einer einzigen Pille mit allen Wirkstoffen (“Polypill”) unabhängig davon, wie genau die Blutdruck- und Cholesterinwerte der individuellen TeilnehmerInnen waren.
Aus meiner Sicht ist in der Primärprophylaxe neben den nichtmedikamentösen Maßnahmen zur Kontrolle der Risikofaktoren die einmal tägliche Einnahme einer Polypill mit eher niedrig dosierten, lange bekannten und gut verträglichen Wirkstoffen sinnvoll und zu empfehlen.
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Autor
unter Mitarbeit von stud. med. Nina Siegmar
Dr. med. Thomas Staudacher ist Facharzt für Neurologie. Sein Schwerpunkt ist die Notfallbehandlung von Schlaganfällen. 20 Jahre lang leitete er eine Stroke Unit, also eine Spezialstation zur Akutbehandlung und Intensiv-Überwachung von Schlaganfall-Patienten. [mehr]Newsletter bestellen
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Quellen
- Polypill with or without Aspirin in Persons without Cardiovascular Disease – Autoren: Yusuf, Salim, Philip Joseph, Antonio Dans, Peggy Gao, Koon Teo, Denis Xavier et al. – Publikation: New England Journal of Medicine, 2020 – DOI: 10.1056/NEJMoa2028220