Was bedeutet Primärprophylaxe, was Sekundärprophylaxe? ▷ Schlaganfall-Prävention
Schlaganfall vorbeugen – Primärprophylaxe und Sekundärprophylaxe
Unter Primärprophylaxe versteht man medizinische Maßnahmen, die das Auftreten einer Erkrankung verhindern sollen, für die bestimmte Risikofaktoren vorliegen. Dieser Begriff wird vor allem im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu denen auch der Schlaganfall zählt, verwendet.
Primärprophylaxe
Ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt können in vielen Fällen verhindert werden. Das ist möglich, wenn Risikofaktoren (wie Bluthochdruck, Vorhofflimmern oder Zucker- und Fettstoffwechselstörungen) frühzeitig erkannt und behandelt werden. Man spricht dann von einer erfolgreichen Primärprophylaxe.
Sekundärprophylaxe
Die Sekundärprophylaxe soll verhindern, dass sich ein krankhaftes Ereignis wiederholt. Mit medizinischen Maßnahmen wird also – zum Beispiel nach einem Schlaganfall – verhindert, dass zu einem erneuten Schlaganfall kommt. Mit der Sekundärprophylaxe will man also ein sogenanntes Rezidiv verhindern.
Risikofaktoren im Visier
Für die Primärprophylaxe eines Schlaganfalls gelten die gleichen medizinischen Empfehlungen und Behandlungen wie für die Sekundärprophylaxe.
Das Problem ist aber leider, dass Risikofaktoren oft erst nach dem ersten Auftreten eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts festgestellt werden. Erst dann kann man gegen Vorhofflimmern, Bluthochdruck und andere Risikofaktoren behandeln.
Deshalb unsere Bitte: Lassen Sie sich regelmäßig von Ihrem Hausarzt auf Bluthochdruck, Vorhofflimmern sowie Zucker- und Fettstoffwechselstörungen hin untersuchen. Wenn Sie wissen, dass diese Risikofaktoren bei Ihnen vorliegen und wenn Sie sich therapietreu verhalten (also an die Behandlungsempfehlungen Ihres Arztes halten), können Sie Ihr Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko deutlich senken.
Ein Kommentar von Martin Viertmann
Mitglied des Patientenbeirats und Schlaganfall-Betroffener
Primärprävention – Betrifft mich das?
Mit knappen Hinweisen schildert Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen die Fülle der Risikofaktoren, die zu einem Schlaganfall führen können. Diese Risikofaktoren machen anfänglich meist keine Probleme, zeigen aber oftmals erst nach vielen Jahren Schäden, auf die man gerne verzichten würde. Jedes einzelne Risiko an sich ist schon ein gesundheitliches Problem. In der Gemeinschaft mit anderen jedoch ist der Schlaganfall vorprogrammiert.
Mit Schrecken musste ich erkennen, dass man sich nicht der Meinung hingeben darf, bei mir ist ja alles in Ordnung! Als Schlaganfall-Patient, der dazu auch noch einen Herzinfarkt erlitt, habe ich mich ernsthaft und nachhaltig mit den Ursachen meiner Erkrankung befasst. Viele Risikofaktoren konnte ich ausschließen, aber ohne war ich nicht: Ich habe mich trotz Gartenarbeit zu wenig bewegt!
Das größte Übel jedoch scheint mir die Arteriosklerose zu sein. Viele wissen was eine Arteriosklerose ist und was sie anrichtet, nur warum diese Defekte in und an den Gefäßen entstehen, weiß man nicht. Daher ist es von besonderer Wichtigkeit, schon im täglichen Alltag den Lebensstil so anzupassen, dass unser Organismus mit den vielen Zumutungen nicht überfordert wird. „Alles mit Maßen“ ist das Zauberwort für eine gesunde Lebensweise. Nur bei der Bewegung darf es ruhig ein wenig mehr sein.
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Ein Hinweis zum Verständnis: Der menschliche Organismus ist ein chemisches Wunderwerk. Der Sauerstoff, der uns am Leben hält, wird über Mund und Nase dem Körper zugeführt, alles andere erfolgt durch den Mund zu den Verdauungsorganen. Und was diese verarbeiten müssen, ist unvorstellbar. Nur in den seltensten Fällen befreit sich der Körper selbst von den unverträglichen Stoffen. Meist jedoch versucht er es, irgendwie damit fertig zu werden. Das gelingt aber nicht immer, sodass Ein- und Ablagerungen sofort oder später sich als Organschäden bemerkbar machen. Dann sieht es für uns nicht gut aus. Um das zu verhindern, müssen wir unseren Verstand einsetzen, um aufgrund unseres Wissens solche Schadstoffe zu vermeiden. Solch eine Lebensweise nennt man Primärprävention. Und die wird benötigt, um einen Schlaganfall zu vermeiden.
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Autor
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]
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Quellen
- Stroke prevention – An uphill battle – Autoren: Laurel A. Beckett, Lars F. Berglund – Publikation: Neurology Dec 2019, 93 (23) 987-988; DOI: 10.1212/WNL.0000000000008566
- Risikofaktoren eines Schlaganfalls – Autoren: Martin Nückel, Fiedler C., Köhrmann M., Kollmar R. (eds) – Publikation: Pflegewissen Stroke Unit. Springer, Berlin, Heidelberg – DOI: 10.1007/978-3-642-29995-7_4
- Schlaganfall Möglichkeiten der Primärprävention – Autoren: P. Berlit – Publikationen: Der Nervenarzt volume 71, pages231–237(2000) – DOI: 10.1007/s001150050552
- The dimension of preventable stroke in a large representative patient cohort – Autoren: Christian Boehme, Thomas Toell, Lukas Mayer, Lena Domig, Raimund Pechlaner, Karin Willeit, Lena Tschiderer, Lisa Seekircher, Peter Willeit, Andrea Griesmacher, Michael Knoflach, Johann Willeit, Stefan Kiechl – Publikation: Neurology Dec 2019, 93 (23) e2121-e2132 – DOI: 10.1212/WNL.0000000000008573
- Update antithrombotische Sekundärprophylaxe des ischämischen Schlaganfalls – Autoren: Martin Köhrmann & Christoph Kleinschnitz – Publikation: Der Nervenarzt volume 90, pages995–1004(2019) – DOI: 10.1007/s00115-019-00788-w
- Effect of Aspirin on All-Cause Mortality in the Healthy Elderly – Autoren: John J. McNeil, M.B., B.S., Ph.D., Mark R. Nelson, M.B., B.S., Ph.D., Robyn L. Woods, Ph.D., Jessica E. Lockery, M.B., B.S., Rory Wolfe, Ph.D., Christopher M. Reid, Ph.D., M.P.H., Brenda Kirpach, C.C.R.A., Raj C. Shah, M.D., Diane G. Ives, M.P.H., Elsdon Storey, M.B., B.S., D.Phil., Joanne Ryan, Ph.D., Andrew M. Tonkin, M.B., B.S., M.D., et al., for the ASPREE Investigator Group – Publikation: N Engl J Med 2018; 379:1519-1528 – DOI: 10.1056/NEJMoa1803955