Hemiplegie ▷ Ursachen, Symptome, Behandlung und Prognose
In diesem Artikel:
- Was ist eine Hemiplegie?
- Ursachen
- Symptome
- Formen der Hemiplegie
- Diagnose
- Behandlung und Pflege, Nachsorge und Rehabilitation
- Komplikationen und Folgen
- Prognose
- Tipps für Patienten und Angehörige
Was ist eine Hemiplegie?
Unter einer Hemiplegie (griechisch: plege = Schlag, Lähmung) versteht man die vollständige Lähmung einer Körperhälfte, weshalb sie umgangssprachlich auch als Halbseitenlähmung bezeichnet wird. Betroffene können mit der gelähmten Körperhälfte keine sichtbaren Bewegungen mehr ausführen. Das Empfinden kann dabei noch vollständig intakt sein.
Oftmals sind auch die entsprechende Gesichtshälfte sowie die Zungenmuskulatur betroffen.1
Im Gegensatz dazu, beschreibt die Hemiparese eine unvollständige Halbseitenlähmung, bei der einzelne Muskelgruppen, zum Beispiel die Arm- oder Beinmuskulatur, betroffen sind. Eine Restaktivität ist dabei noch vorhanden.
Welche Ursachen gibt es?
Eine Hemiplegie resultiert aus einer Schädigung der Pyramidenbahn. Diese ist die längste Nervenbahn des Körpers, welche motorische Impulse vom Großhirn zum Rückenmark und von dort zur Skelettmuskulatur leitet. Die Pyramidenbahn ist somit für die Willkürmotorik und das bewusste Steuern besonders von feinen Bewegungen der Extremitätenmuskulatur zuständig.
Auf ihrem Weg vom Gehirn zum Rückenmark, kreuzt die Pyramidenbahn mit 70 – 90 Prozent2 ihrer Fasern auf Höhe des verlängerten Rückenmarks, dem untersten Abschnitt des Hirnstamms, auf die gegenüberliegende Seite. Dies wird uns später helfen, die Symptome der Hemiplegie besser einordnen zu können.
Doch wie kommt es zu einer Schädigung der Pyramidenbahn?
Grundsätzlich kann jede Art der Schädigung, welche die Pyramidenbahn in ihrem Verlauf betrifft, eine Hemiplegie verursachen. Beispielsweise nach einem schweren Unfall als Folge eines Schädelhirntraumas, bei Hirntumoren, einer Hirnhautentzündung oder bei Multipler Sklerose.
Die häufigste Ursache der Hemiplegie ist aber ein Schlaganfall.
Dieser entsteht meist durch eine unzureichende Durchblutung eines Gehirnabschnittes (Ischämie) wodurch es zum Untergang des Gewebes und so zu einer Schädigung der Pyramidenbahn kommt. Auch Hirnblutungen, durch das Platzen einer Hirnarterie, können Schlaganfälle verursachen und zur Hemiplegie führen.
Welche Symptome treten auf und wieso betrifft die Lähmung nur eine Körperhälfte?
Durch eine schwere Schädigung im Bereich der Pyramidenbahn, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, kommt es initial zur schlaffen Lähmung einer Körperhälfte, wobei Gesicht, Rumpf, Arm und Bein betroffen sind. Ist der Ort der Schädigung in der rechten Gehirnhälfte, so tritt die Hemiparese auf der gegenüberliegenden, linken Körperseite auf und umgekehrt. Dies liegt daran, dass die Bahnen des Rückenmarks in ihrem Verlauf auf die gegenüberliegende Seite kreuzen.
Formen der Hemiplegie
Man unterscheidet je nach Schädigungsort und die dadurch verursachten Symptomen verschiedene Formen der Hemiplegie.3
Die Hemiplegia spastica, also die spastische Halbseitenlähmung, ist durch gesteigerte Reflexe und eine unwillkürlich gesteigerte Muskelspannung gekennzeichnet. Die Betroffenen weisen eine typische Körperhaltung mit Beugespastiken des betroffenen Armes, gestrecktem Bein sowie einer Spitzfußstellung auf.
Außerdem treten eine Störung der willkürlichen Feinbewegungen sowie sogenannte Pyramidenbahnzeichen auf. Dieses ist ein Zeichen für eine Schädigung der Pyramidenbahn und äußert sich in krankhaften Reflexen, die von einer Neurologin oder einem Neurologen erfasst werden können.
Der am häufigsten auslösbare Reflex und damit das sicherste Zeichen, ist der Babinski-Reflex. Um diesen auszulösen, streicht der Untersucher mit einem Gegenstand (Reflexhammer) entlang des äußeren Fußrandes. Bei Gesunden bewegen sich daraufhin alle Zehen nach unten, Richtung Fußsohle. Der Test gilt als positiv, wenn sich der große Zeh des Untersuchten entgegen der anderen Zehen nach oben bewegt. Bei Säuglingen ist dieser Reflex nicht krankhaft, bei Erwachsenen jedoch ein Zeichen für eine neurologische Störung.
Die Hemiplegia flaccida weist einen schlaffen Muskeltonus mit abgeschwächten Reflexen auf. Sie tritt meist im Akut- oder Schockstadium eines Schlaganfalls auf und kann nach einiger Zeit in eine Hemiplegia spastica übergehen. Ursache hierfür ist eine Schädigung des Großhirns, meist der capsula interna, durch die die Pyramidenbahn verläuft.
Eine Schädigung des Hirnstamms, meist durch Durchblutungsstörungen im Rahmen eines Schlaganfalls hervorgerufen, kann eine sogenannte Hemiplegia alternans verursachen. Sie gehört zu den gekreuzten Hirnstammsyndromen. Durch eine Schädigung von Hirnnervenkernen kommt es zu einem Ausfall der Hirnnerven auf der Seite der Schädigung und zusätzlich durch Schädigung der Pyramidenbahn oberhalb ihrer Kreuzung zu einer Hemiparese oder -plegie auf der gegenüberliegenden Seite.
Eine Lähmung des N. Oculomotorius (3. Hirnnerv) führt zu einer Störung der Nah- und Ferneinstellung des Auges, gestörter Pupillenreaktion und einem Herabhängen des Augenlids vor allem aber Augenmuskelparesen. Diese Symptome zusammen mit einer Hemiparese der gegenüberliegenden Körperhälfte werden als Weber-Syndrom bezeichnet.
Beim Millard-Gubler-Syndrom führt die Durchblutungsstörung zu einer Schädigung des Ursprungs des Nervus facialis. Daraus resultieren ein herabhängender Mundwinkel sowie ein gestörter Lidschluss.
Je nachdem welche Hirnregionen zusätzlich zur Pyramidenbahn geschädigt werden, kann es zusammen mit der Hemiplegie auch zu Sprachstörungen, Schluckstörungen, halbseitigen Gefühlsstörungen oder Inkontinenz kommen. Da das Gehirn an der Kontrolle der Harnspeicherung und -entleerung beteiligt ist, können diese Mechanismen nach einer Schädigung des Gehirns gestört sein.
Viele Betroffene leiden unter einem ungewollten Abgang von Urin und häufigem Drang zum Wasserlassen. Auch die Sprache kann beeinträchtigt sein. Je nachdem, wo sich die Läsion im Gehirn befindet, sind das Sprachverständnis, die Sprachproduktion oder beide gestört. Betroffene können sich schwer verständlich machen, obwohl die kognitive Leistung meist nicht beeinträchtigt ist. Auch der komplexe Schluckvorgang kann durch Schädigung der entsprechenden Hirnareale oder Hirnnerven gestört sein, wodurch es zur Dysphagie kommt.
Wie wird eine Hemiplegie diagnostiziert?
Die Hemiplegie ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom einer anderen, ihr zugrunde liegenden Erkrankung.
Daher gilt es zunächst durch eine gezielte Anamnese, also durch Befragen des Betroffenen, sowie eine strukturierte neurologische Untersuchung und apparative Untersuchungen wie z.B. ein Kernspintomographie die eigentliche Erkrankung und Ursache der Hemiplegie herauszufinden.
Ursachen der Hemiplegie können Schlaganfälle, Hirnblutungen oder schwere Entzündungen des Nervensystems sein, weshalb bei plötzlich eintretender Lähmung sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden sollte. Es handelt sich dann um einen Notfall, wobei Betroffene schnellstmöglich mit dem Rettungsdienst in eine Notaufnahme gebracht werden sollten. Dort können weitere Untersuchungen mithilfe der Computertomografie (CT) oder einer Kernspintomographie (MRT) durchgeführt werden.
Je schneller die Diagnose gestellt wird, desto höher sind die Behandlungschancen und desto eher kann sich die Lähmung wieder zurückbilden!
Behandlung und Pflege, Nachsorge und Rehabilitation
Zunächst gilt es, die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln. Leidet der Patient an einem Schlaganfall, sollte dieser umgehend in einer Notversorgung behandelt, und das Blutgerinnsel – wenn möglich – aufgelöst oder entfernt werden.
Sobald der Allgemeinzustand des Betroffenen stabil ist und eine Therapie der Grunderkrankung eingeleitet wurde, sollte mit der Rehabilitation noch im Krankenhaus begonnen werden.
Im Rahmen verschiedener Rehabilitationsmaßnahmen erhalten Betroffene vor allem eine zielgerichtete Ergotherapie, Krankengymnastik sowie Logopädie und psychische Betreuung und Beratung.
Das Bobath Konzept
Ein anerkanntes Rehabilitationskonzept zur Befundaufnahme sowie Behandlung von Patienten mit Lähmungen nach einer Schädigung des zentralen Nervensystems ist das sogenannte Bobath Konzept. Dieses wird weltweit von Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden angewandt.
Das Konzept wurde im Jahr 1943 von der Physiotherapeutin Berta Bobath und ihrem Mann, dem Neurologen Dr. Karl Bobath entwickelt. Die Grundlage des Bobath Konzepts beruht auf der Neuroplastizität, der Fähigkeit des Gehirns seine Strukturen und Funktionen an sich ändernde Voraussetzungen und Anforderungen anzupassen.
Gesunde Hirnregionen können demnach die Aufgaben der geschädigten Hirnareale übernehmen, wenn sie über einen längeren Zeitraum dahin gehend regelmäßig trainiert werden. Betroffene müssen nicht ein Leben lang unter den Folgen einer Hirnschädigung wie einer Lähmung leiden, sondern können durch die Plastizität des Gehirns und Ausbildung neuer neuronaler Vernetzungen ihre motorischen Funktionen “neu erlernen”.4
Ziel des Bobath Konzepts ist es zunächst die Patienten in der Bewältigung ihres Alltags zu begleiten und diesen zu erleichtern, um somit ihre Lebensqualität und Sicherheit im Alltag zu steigern. Das Wohlbefinden der Betroffenen soll gefördert und Schmerzen sollen vermieden werden. Die Entwicklung einer Spastizität der Muskeln und gestörter Bewegungen soll ebenfalls gehemmt werden. Schlussendlich soll die durch die Schädigung verloren gegangene Beweglichkeit der Betroffenen wieder erlernt und hergestellt werden.5
Ein geschultes Team aus Ärzten, Physiotherapeuten, Logopäden Ergotherapeuten und Pflegekräften legt zunächst ein gemeinsames Ziel mit dem Patienten fest. Dabei wird eine auf den Betroffenen angepasste individuelle Behandlungsstrategie entwickelt. Die Selbstständigkeit und Eigenaktivität der Betroffenen steht dabei stets im Vordergrund. Das Bobath Konzept ist ein 24-Stunden-Konzept, das die ständige Integration der gelähmten Körperhälfte in alltägliche Bewegungsabläufe anstrebt. Nach Bobath entsteht Spastizität durch die Vernachlässigung der gelähmten Körperseite, weshalb die Übungen den gesamten Tagesablauf der Betroffenen begleiten sollten. Durch ständiges Wiederholen der Bewegungen wird Neuroplastizität aktiviert. Dies erfordert ein multidisziplinäres Mitwirken von Ärzten, Therapeuten und Pflegenden und besonders auch von Angehörigen.
Im Zentrum der Rehabilitationsmaßnahmen stehen zudem eine passive Muskelstreckung der spastischen Muskulatur sowie motorische Übungen, die zum Teil auch Geräte unterstützt sein können. Diese mindern den spastisch erhöhten Muskeltonus der betroffenen Muskulatur und verbessern die motorischen Funktionen der Patienten.
Bei Patienten die gehfähig und nicht immobil sind, kann ein Kraft- und Ausdauertraining in Begleitung eines Therapeuten durchgeführt werden. Dieses sollte über mehrere Wochen an 2-3 Tagen pro Woche unter Anleitung durchgeführt werden.6
Ein weiteres Therapieverfahren stellt die Spiegeltherapie dar. Dabei wird ein Spiegel in der Körpermitte des Betroffenen auf einem Tisch platziert. Der Betroffene sieht nur die nicht geschwächte Körperhälfte im Spiegel, während die geschwächte Körperhälfte auf der anderen, nicht sichtbaren Seite verweilt.
Dies erweckt bei den Betroffenen den Eindruck, dass es sich bei der im Spiegelbild sichtbaren Extremität um die geschwächte Seite handelt. Bei den Übungen führt der Betroffene also Bewegungen mit der gesunden Körperhälfte aus, und das Gehirn denkt, es sei die betroffene Seite, welche die Bewegungen durchführt. Dies führt zu einer Aktivierung der betroffenen Körperhälfte, da durch die alleinige Vorstellung einer Bewegung die entsprechenden Hirnareale stimuliert werden. Ziel ist es, verloren gegangene motorische Fähigkeiten sowie einen gesunden Muskeltonus wiederherzustellen.
Komplikationen und Folgen
Spastik
Bei einer Hemiplegie ist die Mobilität der Betroffenen stark eingeschränkt. Zusätzlich ist durch die Schädigung des Nervensystems die Muskelspannung stark erhöht, was zu einer Spastik führt. Betroffene fühlen sich unsicher, und stürzen häufiger.
Die krankhafte Erhöhung der Muskelspannung, auch Spastik genannt, führt zu dauerhafter Versteifung, eingeschränkter Beweglichkeit und oft auch zu sehr schmerzhaften Muskelkrämpfen und entstellten Körperhaltungen. Das kann für Betroffene mit einem hohen Leidensdruck einhergehen. Das alltägliche Leben ist erschwert und mühsam, da viele Aspekte wie das Ankleiden, Essen, Schlafen und die Körperhygiene betroffen sind. Der normale Alltag kann in der gewohnten selbstständigen Art nicht mehr bewältigt werden, sodass es nötig ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Neurologen, Physio- und Ergotherapeuten stehen den Betroffenen zur Seite und können dabei unterstützen, die Lebensqualität wieder zurückzuerlangen. Im Zentrum der Behandlung steht die Selbstständigkeit und Beweglichkeit der Betroffenen sowie die Linderung oder Beseitigung der Schmerzen.
Um eine bessere Mobilität und dadurch mehr Eigenständigkeit zu erlangen gibt es Hilfsmittel und Gehhilfen, die die Betroffenen im Alltag unterstützen sollen und Verletzungen durch Stürze reduzieren. Orthesen beispielsweise sind orthopädische Hilfsmittel, die der Entlastung und Stabilisierung der spastischen Körperregion dienen. Neben Physio- und Ergotherapie können auch krampflösende Medikamente gegen die Schmerzen und Beeinträchtigungen eingesetzt werden. Hierbei sollten jedoch stets die Nebenwirkungen beachtet und abgewogen werden.
Dekubitus und Kontrakturen
Betroffene, die sehr immobil und bettlägerig sind, können Druckgeschwüre, einen sogenannten Dekubitus, an besonders exponierten Stellen bekommen. Ein dauerhafter und starker Druck durch langes Liegen kann die betroffenen Hautstellen und das darunter liegende Gewebe schädigen. Es entstehen schlecht heilende Wunden besonders an der Schulter, den Fersen, den Knie- und Ellenbogengelenken und entlang der Wirbelsäule.
Zusätzlich führt eine längere Bewegungsunfähigkeit zu einer Versteifung der Gelenke, sogenannte Kontrakturen und zunehmendem Muskelschwund. Um diesen Komplikationen entgegenzuwirken und Schmerzen bei Betroffenen zu vermeiden, werden spezielle Lagerungsbetten sowie Dekubitus-Kissen eingesetzt, um eine optimale und schonende Lagerung zu erzielen.
Schluck- und Sprechstörungen
Da die Muskulatur des Kopfes und des Halses ebenfalls betroffen sein kann, leiden Betroffene häufig auch unter Schluckstörungen, weshalb in der Anfangszeit besonders weiche Nahrung eingenommen werden sollte um ein Verschlucken und damit die Gefahr einer Aspirationspneumonie zu senken.
Es können auch Störungen des Sprechens und der Stimme auftreten. Diese werden als Dysarthrophonien bezeichnet. Die Sprache klingt verwaschen, die Aussprache und der Ausdruck können gestört, Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit und der Klang der Stimme können verändert sein. Die Therapie besteht aus Atem- und Sprechübungen im Rahmen einer logopädischen Behandlung.
Hemiplegie Betroffenen steht eine längere Rehabilitation bevor, wobei es an erster Stelle darum geht, ihre Lebensqualität und Selbstständigkeit zu steigern.
Prognose
Der Verlauf der Erkrankung und die Heilungschancen sind von Mensch zu Mensch verschieden, weshalb eine genaue Prognose sehr schwierig ist. Das Ausmaß der Folgen hängt wesentlich von der Schwere der Schädigung – zum Beispiel des Schlaganfalls, der betroffenen Hirnregion, dem Alter, Vorerkrankungen, der Grundkonstitution des Patienten und dem Ausmaß der Komplikationen ab.
Grundsätzlich sind die Heilungschancen umso höher, je schneller eine Therapie auf einer Stroke-Unit eingeleitet wird und je frühzeitiger mit entsprechenden Rehabilitationsmaßnahmen begonnen wird. Auch die Motivation der Betroffenen spielt eine wesentliche Rolle! Je aktiver Sie bei den physiotherapeutischen Übungen mitwirken, sich anstrengen und ihr Ziel vor Augen haben, umso eher zeigen sich Fortschritte!
Allgemein gilt, dass in fast allen Fällen eine Verbesserung erreicht werden kann und eine Hemiplegie zu einer Hemiparese wird. Gehfähigkeit ist ein realistisches Ziel für fast alle Patienten.
Tipps für Patienten und Angehörige
Als Betroffener befinden Sie sich in einer besonders schwierigen und herausfordernden Lebenssituation. Doch Sie sind damit nicht allein. Im Krankenhaus, in der Reha-Klinik sowie Zuhause ist die Rehabilitation eine Aufgabe, die am besten im Team gelingt. Sie, ihre Ärzte, Therapeuten und Pflegende sowie Ihr Partner, Angehörige oder enge Freunde arbeiten zusammen daran, dass Ihre Lebensqualität verbessert wird.
Um Ihnen die bestmögliche Hilfe und Unterstützung zu geben, ist eine intensive Zusammenarbeit der Neurologen und Hausärzte, Therapeuten und Pflegenden, Stroke Nurse oder Schlaganfall-Lotsen und Schlaganfall-Selbsthilfegruppen erforderlich. Nur zusammen gelingt es, Ihre Motivation zu fördern und Ihnen auch an schwierigen Tagen Mut zu machen. Schlussendlich arbeiten ebenso Sie selbst, Ihr Partner, Angehörige oder enge Freunde zusammen daran, dass Ihre Lebensqualität verbessert wird.
Es ist wichtig, dass Sie Geduld haben und konsequent alle therapeutischen Maßnahmen im Rahmen Ihrer Rehabilitation wahrnehmen und aktiv mitarbeiten.
Es gibt gute Tage, mit Erfolgserlebnissen und eher schlechte Tage, an denen es nicht besonders gut klappt. Das ist ganz normal und soll Ihnen nicht den Mut nehmen. Frustration und negative Gefühle können während dieses Prozesses Ihre Stimmung beeinflussen. Wenn Sie das Gefühl haben, seelische Unterstützung zu benötigen, dürfen Sie psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Das ist keine Schande, sondern kann Ihnen bei der Bewältigung Ihrer Krankheit eine wichtige Stütze sein.
Ist es Ihnen als Angehöriger möglich, die Rehabilitation des Betroffenen zu Hause fortzuführen, sollten Sie einige wichtige Punkte beachten. Erstellen Sie zunächst einen Plan mit dem behandelnden Therapeuten, um genau zu wissen, worauf es ankommt und welche Maßnahmen eingeleitet werden müssen. Ihre Unterstützung ist für den Betroffenen sehr wichtig. Motivieren Sie den Betroffenen, die Übungen durchzuführen, denn auch kleine Schritte können zu einem Behandlungserfolg führen.
Es gibt verschiedene Hilfsmittel wie Haltemöglichkeiten für das Badezimmer, Duschstühle, Gehhilfen und Rollstühle, die Sie und den Betroffenen unterstützen können.
Im Hinblick auf eine schonende Lagerung, die Durchführung der Körperpflege und die Nahrungsaufnahme sowie alle weiteren Aktivitäten des täglichen Lebens sollten Sie sich durch Pflegefachkräfte und Therapeuten beraten und anleiten lassen.
Das Pflegen eines Hemiplegie-Patienten bedeutet auch für sie als Angehörige eine Herausforderung, mit der Sie nicht allein gelassen werden. Oftmals kann die veränderte Lebenssituation, die umfangreichen Maßnahmen und auch die körperliche Anstrengung belastend sein. Natürlich ist es wichtig, dem Betroffenen nicht das Gefühl zu vermitteln eine Last zu sein, doch auch Sie dürfen zum Beispiel durch einen ambulanten Pflegedienst entlastet und unterstützt werden. Holen Sie sich kompetente Beratung und Hilfe, um den Rehabilitationsprozess gemeinsam erfolgreich zu meistern.
Die Redaktion legt Wert auf eine geschlechtergerechte Sprache. Sie verzichtet aber auf die Verwendung von Gendersternchen und ähnlichen Symbolen, da sie die Lesbarkeit reduzieren und nicht mit der geltenden Rechtschreibung und Grammatik vereinbar sind. Stattdessen verwenden wir das „generische Maskulinum“, damit adressieren wir alle Geschlechtsidentitäten.
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- Hemiparese
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autor
unter Mitarbeit von stud. med. Rosalie Hartmann
Dr. med. Thomas Staudacher ist Facharzt für Neurologie. Sein Schwerpunkt ist die Notfallbehandlung von Schlaganfällen. 20 Jahre lang leitete er eine Stroke Unit, also eine Spezialstation zur Akutbehandlung und Intensiv-Überwachung von Schlaganfall-Patienten. [mehr]Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- Was ist Hemiparese und Hemiplegie? – FRAGILE Suisse – URL: https://www.fragile.ch/news-detail/was-ist-hemiparese-und-hemiplegie/
- URL: https://next.amboss.com/de/article/zp0rHS#Z370734ab578cb2f44ec032a0a332398f
- Hemiplegie nach Schlaganfall, Schädelhirntrauma und anderen Hirnerkrankungen – Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige – Autorin: Katrin Naglo – URL: https://www.skvshop.de/shop/images/files/editor/file/downloads/389.pdf
- Hemiplegie – Medizin kompakt – URL: https://www.medizin-kompakt.de/hemiplegie
- Bobath-Konzept erklärt – Anwendungsbereiche & Ziele der Therapie – Autorin: Vivian Körl – sanubi – URL: https://sanubi.de/pflege/bobath-konzept
- Bobath Konzept – Ganzheitlich therapeutisches Programm – Autorin: Elisabeth Vatareck – URL: https://pflegebox.de/ratgeber/pflege/bobath-konzept/#Definition
- Behandlung der Spastizität nach Schlaganfall – Autoren: Th. Winterl, J. Wissel – Publikation: Neurol Rehabil 2013; 19 (5): 285 – 309 – URL: https://www.hippocampus.de/media/316/cms_52f362d24f786.pdf