Neuropsychologie ▷ Aufgabenbereiche, Untersuchungen, Behandlungen

Die Neuropsychologie verbindet Neurowissenschaften und die Psychologie (Foto: Atthapon Raksthaput | Shutterstock)
In diesem Artikel:
- Was versteht man unter Neuropsychologie?
- Fallbeispiel 1: Verkehrsunfall
- Fallbeispiel 2: Schlaganfall
- Fallbeispiel 3: Depressive Verstimmung
- Ausbildung: Wie wird man Klinischer Neuropsychologe?
- Welche Hirnleistungsbereiche werden systematisch neuropsychologisch untersucht?
- Welche Ursachen haben neuropsychologische Störungen oder Symptome?
- Wie läuft eine neuropsychologische Untersuchung ab?
- Wie sieht eine neuropsychologische Therapie aus?
- Wann sollte ein Neuropsychologe aufgesucht werden?
- Vorbereitung auf die Untersuchung
Was versteht man unter Neuropsychologie?
Die Neuropsychologie ist ein interdisziplinäres Spezialgebiet aus Psychologie und Neurowissenschaften für Bereiche, die sich mit dem Aufbau und der Funktion des Nervensystems beschäftigen, z.B. Medizin, Biologie, Physiologie, Psychologie.
Die Klinische Neuropsychologie beschäftigt sich somit
- mit allgemeinen Störungen, welche das Denken, Fühlen, Wollen und zielgerichtete Handeln beeinträchtigen und
mit spezifischen Symptomen, die durch die Schädigung einer umschriebenen Hirnregion verursacht werden, z.B. eine Aphasie, Apraxie u.a. - Auch eine seelische Erkrankung, vor allem eine depressive Verstimmung, kann zu einer Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit führen. Diese kann durch die neuropsychologische Untersuchung gegenüber einer organischen Hirnschädigung z.B. im Rahmen einer Demenz abgegrenzt werden.
- Die Neuropsychologie befasst sich also mit vielfältigen “höheren” Funktionen des Gehirns und deren möglicher Störungen, z.B. Aufmerksamkeit, Sprachvermögen, Denkvermögen/Intelligenz, Gedächtnis, Gefühlserleben, Persönlichkeit/Verhalten, motorische Fertigkeiten und Wahrnehmung. Die Klinische Neuropsychologie hält neben der Diagnostik von Hirnfunktionsstörungen auch spezielle Therapiemöglichkeiten dieser Beeinträchtigungen bereit.
Exemplarische Veranschaulichung der Arbeitsbereiche einer Neuropsychologin oder eines Neuropsychologen
Fallbeispiel 1: Verkehrsunfall
Die 24-jährige Studentin Karla F. wurde nach einem Discobesuch – leicht angeheitert – beim leichtsinnigen Überqueren der Hauptstraße frontal von einem PKW erfasst und zu Boden geschleudert. Dort blieb sie zum Entsetzen des begleitenden Freundes bewusstlos liegen. Dann folgten der Notarzt, die Notaufnahme im Krankenhaus und schließlich die Diagnose: Schwere Schädel-Hirnverletzung mit Quetschung des Hirnstamms (Kontusion) und mehreren Blutungen in das Hirngewebe. Karla lag vier Wochen in tiefer Bewusstlosigkeit (Koma) auf der Intensivstation, wachte danach aber innerhalb von zwei Wochen soweit auf, dass sie in eine Klinik für Neurorehabilitation verlegt werden konnte.
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Erfreulicherweise hatte Karla keine sichtbaren körperlichen Schäden durch den Unfall erlitten. Allerdings fiel rasch auf, dass sie eine schwere Störung der Aufmerksamkeit, der Merk- und Auffassungsfähigkeit zeigte. Sie musste zu jeder Behandlung aufgefordert oder abgeholt werden. Außerdem war sie auffällig reizbar und antwortete auf jede Kritik mit Wut, wüsten Worten und stundenlangem Rückzug. Sie hatte viele fast schlaflose Nächte mit belastenden Träumen. Ihr Freund trennte sich bald von ihr.
Nach dreimonatiger, vorwiegend neuropsychologischer Behandlung mit dem Versuch, sie auf die Fortsetzung ihres Studiums vorzubereiten, wurde Karla in die Obhut ihrer Eltern entlassen.
Schon rasch zeigte sich, dass sie in ihrem Wesen deutlich verändert war: Ungeduldig, reizbar, unbeherrscht, starke und unberechenbare Stimmungsschwankungen. Der Versuch – fast ein halbes Jahr nach dem Unfall – wieder Vorlesungen an der Uni zu besuchen, scheiterte nach nur einer Woche. Sie war zu unkonzentriert und in ihrer Auffassung gestört. Auch die Merkfähigkeit war schwer beeinträchtigt.
Welche Rolle spielt die Neuropsychologie in einer derartigen Situation?
Sie kann mit ihren Untersuchungsmethoden den geistigen und seelischen Zustand nach dem Unfall, den Karla erlitten hat, in vielen Einzelheiten und mit zuverlässiger Messgenauigkeit vergleichend beschreiben. Für die weitere Berufsfindung kann ein Belastbarkeitsprofil erstellt oder zum Beispiel in einer Haftpflichtsache ein Gutachten erstellt werden. Zudem wurde eine Psychotherapie mit begleitender neuropsychologischer Behandlung eingeleitet.
Fallbeispiel 2: Schlaganfall
Der 62-jährige “unverzichtbare” Geschäftsführer Karl S. hatte aus heiterem Himmel einen Schlaganfall im Bereich des Sprachzentrums der linken Großhirnhälfte erlitten. Ursache war ein Blutgerinnsel aus dem Herzen bei der Rhythmusstörung Vorhofflimmern. Dieses Gerinnsel verstopfte das Blutgefäß, welches das Sprachzentrum mit Sauerstoff versorgt. Die Folge waren Wortfindungsstörungen (amnestische Aphasie), Wort- und Buchstaben-Verwechslungen (verbale und literale Paraphasien).
Karl fand nicht mehr die richtigen Worte, verwechselte Worte, Silben oder Buchstaben in einem Wort. Sonst hatte er keine körperliche oder geistige Beeinträchtigung durch den Schlaganfall. Das Sprachverständnis war komplett erhalten.
Auch unter mehrwöchiger intensiver logopädischer Therapie konnte eine nur geringe Besserung der aphasischen Sprachstörungen erreicht werden. Die Frage war dann: Wie soll es beruflich weitergehen? Und hier kommt die Neuropsychologie ins Spiel.
Die Neuropsychologin erstellte im Einvernehmen mit Karl für das Unternehmen ein Gutachten, in dem zum Ausdruck kommt, dass keinerlei geistige Beeinträchtigung vorliegt. Konzentration, Auffassung und Merkfähigkeit, auch das Lesen und Rechnen waren ungestört. Es wurde für die berufliche Zukunft folgende Lösung gefunden: Die Ehefrau von Karl, die ihn trotz seiner Sprachstörungen am besten verstand, begleitete ihn zu wichtigen Besprechungen.
Einerseits zur Kontrolle, ob Karl die wichtigsten Punkte sinngemäß verstanden hat, andererseits, um seine beeinträchtigte Sprache zu “übersetzen”. Dieses Vorgehen bewährte sich und Karl konnte seine Tätigkeit fast uneingeschränkt noch 15 Jahre fortsetzen.
Fallbeispiel 3: Depressive Verstimmung
Das familiäre und berufliche Umfeld der 53-jährigen Richterin Uta M. stellte bei ihr ein rasch zunehmendes und nicht erklärbares Versagen hinsichtlich persönlicher und beruflicher Entscheidungen fest. Die lebendige und humorvolle Uta zog sich zurück, ihre Interessen ließen nach. Sie wurde wortkarg und grübelte ständig vor sich hin. Fragen nach ihrem Befinden beantwortete sie abwehrend mit wortlosem Hochziehen der Schultern. Die Nächte waren unruhig und über weite Strecken schlaflos.
Die Fragen waren: Wird Uta dement? Ist Uta “nur” überlastet oder ist sie gar depressiv? Die Beantwortung dieser Fragen kam durch einen Neuropsychologen, der eingehend die Hirnleistungsfähigkeit und auch den psychischen Zustand von Uta beurteilen konnte. Ergebnis: Keine Demenz, eindeutig eine depressive Verstimmung, die sich unter medikamentöser Behandlung und Psychotherapie rasch besserte.
Ausbildung: Wie wird man Klinischer Neuropsychologe?
Bei Klinischen Neuropsychologen kann es sich entweder um Psychologen oder um Ärzte handeln, die eine entsprechende Ausbildung in klinischer Neuropsychologie absolviert haben. Die meisten Psychologen machen nach fünf Jahren Hochschulstudium eine Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten.
Parallel hierzu kann die Ausbildung zum Klinischen Neuropsychologen erfolgen. Ärzte, die eine Zusatzausbildung in Klinischer Neuropsychologie durchlaufen haben, sind häufig Fachärzte für Neurologie oder Psychiatrie und Psychotherapie.
Die Ausbildung in Klinischer Neuropsychologie umfasst
- eine mindestens zweijährige Tätigkeit in stationären Einrichtungen der Klinischen Neuropsychologie, wobei mindestens ein Jahr in einer neurologischen Klinik oder Rehabilitation absolviert werden muss
- eine theoretische Ausbildung
- Therapiesitzungen mit Patienten, die neuropsychologische Störungen aufweisen sowie Supervision
- das Erstellen von neuropsychologischen Fallberichten und Gutachten.
Am Ende einer erfolgreichen Ausbildung in Klinischer Neuropsychologie erlangen die Teilnehmer entweder das Zertifikat “Klinischer Neuropsychologe GNP” (Gesellschaft für Neuropsychologie) oder eine Bestätigung der Zusatzausbildung durch die Psychotherapeutenkammern der Bundesländer.1
Welche Hirnleistungsbereiche werden systematisch neuropsychologisch untersucht?
Die Neuropsychologie verfügt über ein großes Repertoire an Untersuchungsmethoden (Foto: Yurchanka Siarhei | Shutterstock)
Beispielhaft handelt es sich um folgende Bereiche einer gestörten Hirnfunktion:
- Intellektuelle Leistungsfähigkeit
- Störungen der visuellen Wahrnehmung z.B. bei Gesichtsfeldausfall oder Problemen der Objekterkennung (Agnosie)
- Störungen der Sprache und des Sprachverständnisses (Aphasien)
- Lese-, Schreib- und Rechenstörungen (Alexie, Agraphie und Akalkulie)
- Neglect, d.h. Vernachlässigung einer Körperseite)
- Störungen der Krankheitseinsicht (Anosognosie)
- Aufmerksamkeitsstörungen, Konzentrationsstörungen
- Gedächtnisstörungen
- Störungen der Krankheitsverarbeitung
- Verhaltensstörungen (gestörte Impulskontrolle)
- Antriebsstörungen (z.B. Apathie)
- Emotionale Störungen (z.B. Depression, Angst)
Welche Ursachen haben neuropsychologische Störungen oder Symptome?
Prinzipiell können alle Erkrankungen oder Verletzungen des Gehirns seine Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Oft schwer zu erkennen und einzuordnen sind Störungen des Denkens, Fühlens, Wollens und Handelns. Diese Veränderungen sind nicht unmittelbar bemerkbar, wie z.B. eine Sprachstörung. Allerdings sind gerade diese Beeinträchtigungen häufig eine schwere Belastung für den Patienten und sein Umfeld. In dieser Situation ist die neuropsychologische Erklärung bzw. Einordnung mit Behandlungsempfehlungen besonders wichtig.
Mögliche Ursachen einer Schädigung des Gehirns mit neuropsychologischen Folgen:
- Alle Formen des Schlaganfalls (Hirninfarkt, Hirnblutung, Subarachnoidalblutung)
- Sauerstoffmangel durch Herzstillstand
- Schädel-Hirn-Verletzungen
- Entzündliche Erkrankungen (Hirn- und Hirnhautentzündung)
- Autoimmunerkrankung, z.B. Multiple Sklerose
- Degenerative Hirnerkrankungen wie Demenz oder Parkinson-Erkrankung
- Hirntumore
- Frühkindliche Hirnschäden
Die Störungen im Einzelnen
Außerdem kann zu es Veränderungen in der Persönlichkeit, im Verhalten und im Gefühlserleben kommen. So ist es möglich, dass beispielsweise aggressive Impulse nicht mehr kontrolliert werden können. Während manche Betroffene ein aggressives Verhalten aufzeigen, werden andere wiederum sehr sensibel und können ein Gefühlschaos erleben sowie unter Stimmungsschwankungen leiden.
Wie läuft eine neuropsychologische Untersuchung ab?
Die neuropsychologische Diagnostik beginnt mit einem Gespräch (Foto: Miriam Doerr Martin Frommherz | Shutterstock)
Ziel neuropsychologischer Diagnostik ist die Einschätzung, in welchem Ausmaß nach einer Hirnschädigung Funktionsstörungen kognitiver und emotionaler Art vorliegen. Zu Beginn der Diagnostik erfolgt ein ausführliches Anamnesegespräch, in dem die Vorgeschichte besprochen wird, welche zur Hirnschädigung geführt hat.
An diesem Gespräch können neben dem Betroffenen selbst (Selbstbericht, Eigenanamnese) auch Angehörige teilnehmen und zur Vorgeschichte beitragen (Fremdbericht, Fremdanamnese)). Die Anamnese dient auch dazu, dem Neuropsychologen Informationen über den aktuellen gesundheitlichen Zustand des Patienten zur Verfügung zu stellen.
Gleichzeitig erfolgt eine Verhaltensbeobachtung. Im Weiteren werden standardisierte Testverfahren benutzt, um unterschiedliche Funktionsbereiche des Gehirns eingehender zu untersuchen. Dazu gehören zum Beispiel:2
- Aufmerksamkeit und Konzentration
- Gedächtnis
- Sprachverständnis und Sprachgebrauch
- Lese-Sinn-Verständnis
- Zahlenverarbeitung
- Räumliche Verarbeitung
- Motorische Geschwindigkeit und Geschicklichkeit
- Wahrnehmungsfähigkeit von Reizen aus der Umgebung
- Krankheitseinsicht und Krankheitsverarbeitung
- Stimmungslage und Persönlichkeit
Wie läuft eine Untersuchung ab?
Untersucher und Patient begeben sich in einen ruhigen Raum, in dem sie nicht gestört werden können. Hier werden dem Patienten nach dem Erstgespräch verschiedene Aufgaben gestellt, die er ohne Zeitdruck lösen soll.
Die Tests können beispielsweise Schreiben, Zeichnen oder das Beantworten unterschiedlicher Wissensfragen beinhalten. Außerdem wird die Merkfähigkeit durch das Vorlesen von Wortlisten, die später wieder abgefragt werden, untersucht.
Neben den Aufgaben, die Patienten mit Blatt und Stift lösen müssen, können auch Fragebögen über Stimmung und psychologische Symptome ausgefüllt werden. Die Reaktionsgeschwindigkeit kann anhand von Aufgaben am Computer geprüft werden.
Es gibt verschiedene computergestützte Verfahren, die für die Diagnostik spezifischer neuropsychologischer Defizite sinnvoll sind. Das Testprogramm “CERAD”3 zum Beispiel, dient speziell zur Diagnostik der Alzheimer-Demenz. Mithilfe des Programms “TAP, Kinderversion (KITAP)”4 kann die Aufmerksamkeit überprüft werden.
Nach jedem durchgeführten Test wird eine Pause gemacht, sodass sich der Patient erholen kann. Art und Umfang der Untersuchung können sich abhängig von den vorliegenden Beschwerden unterscheiden. Eine Untersuchungs-Sitzung dauert meist zwischen 45 und 60 Minuten.
Durch die verschiedenen Aufgaben, die im Laufe der Untersuchung an Schwierigkeit zunehmen, können Defizite (z.B. eine abnorme Ermüdung) bei Patienten erkannt und mit Ergebnissen verglichen werden, die bei gesunden Kontrollgruppen feststellbar waren. Auf diese Weise kann man auch bestimmen, ob überhaupt oder welche neuropsychologischen Symptome vorliegen und wie stark diese ausgeprägt sind.
Wie sieht eine neuropsychologische Therapie aus?
Vor Beginn einer Therapie steht immer die ausführliche neuropsychologische Untersuchung. Nur so erhält der Neuropsychologe einen Eindruck von den vorliegenden Schwächen, aber auch Stärken des Patienten.
Anhand der Testergebnisse wird für jeden Patienten ein auf ihn zugeschnittener Therapieplan erstellt – mit dem Ziel, die vorhandenen Probleme zu verringern oder zu beseitigen. Hierbei handelt es sich um eine längerfristige Therapie, die oft über mehrere Monate – idealerweise mehrmals pro Woche – durchgeführt wird. Art und Umfang der Therapie hängen dabei sehr von der Schwere der vorliegenden Störungen sowie der jeweiligen Zielsetzung ab.5
Beispiele für Therapien sind:
- Funktionstraining: Hierbei werden durch intensives Üben Reaktionsvermögen, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung geschult. Dabei kommen oftmals spezielle Computer-Programme zum Einsatz. Beispielsweise kann auf diese Art das Autofahren (technischer Ablauf, Konzentration auf Verkehrssituation, räumliches Zurechtfinden) geübt werden. Hierbei werden keine neuen Strategien erlernt, sondern es soll eine Wiederherstellung beeinträchtigter Leistungen geübt werden.
- Kompensationstherapie: Ziel dieser Therapie ist die Bewältigung von Anforderungen im Alltag. Patienten sollen lernen, welche Strategien sie passend zur herausfordernden Situation im Alltag anwenden können. Bei schweren Störungen werden beispielsweise Methoden vermittelt, die das Gedächtnis im Alltag durch Hilfsmittel oder Umgestaltung der Umgebung entlasten können.
- Verhaltenstherapie: Ihr liegt die Vorstellung zugrunde, dass Verhaltensweisen im Laufe des Lebens sowohl erlernt als auch verlernt werden können. Dies trifft auch auf Gefühle, Gedanken oder körperliche Reaktionen (z.B. Angst, Trauer) zu. Ziel der Therapie ist es, die Handlungsfähigkeit des Betroffenen so weit herzustellen, dass Leiden gelindert werden können. Diese Therapieform ist geeignet für Patienten mit Depression, Angsterkrankungen, Burnout Syndrom, Schmerzstörungen, Essstörungen oder in Lebenskrisen.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine neuropsychologische Therapie?
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die neuropsychologische Therapie (Foto: Monster Ztudio | Shutterstock)
Mit Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses gilt die neuropsychologische Therapie seit 2012 als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung. Diese Therapie ist nicht antragspflichtig. Lediglich zu Beginn der Therapie und spätestens nach der fünften Sitzung muss die Meldung bei der Krankenkasse erfolgen.6 Wer zusätzlich kognitives Training über Computerprogramme zu Hause durchführen möchte, muss dies zumeist selbst bezahlen (Monatsbeitrag, Lizenzgebühren).
Wann sollte ein Neuropsychologe aufgesucht werden?
Eine neuropsychologische Untersuchung sollte dann in Betracht gezogen werden, wenn im Rahmen einer Erkrankung, die zu einer Hirnschädigung geführt hat, zum Beispiel eine oder mehrere der folgenden Anzeichen vorliegen:
- Schwierigkeiten, sich etwas zu merken (Veränderungen im Kurzzeitgedächtnis)
- Verwirrung
- Anhaltende Probleme mit Aufmerksamkeit und / oder Konzentration (z.B. Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen)
- Sprachschwierigkeiten / Wortfindungsstörungen und Probleme mit dem Sprachverständnis
- Veränderungen der Persönlichkeit
Die Überweisung zum Neuropsychologen erfolgt in aller Regel durch einen Arzt der Fachgebiete Neurologie oder Psychiatrie.
Wie können Sie sich auf die neuropsychologische Untersuchung vorbereiten?
Am Vortag vor der Untersuchung sollten sie rechtzeitig ins Bett gehen und ausreichend schlafen. Müdigkeit kann sich negativ auf Ihre geistige Leistungsfähigkeit auswirken.
Außerdem sollten Sie am Untersuchungstag gut frühstücken, da Hunger ihre Konzentration während der Untersuchung beeinträchtigen kann. Wenn Sie Brillenträger sind, Kontaktlinsen oder ein Hörgerät haben, sollten Sie diese auch am Tag der Untersuchung tragen.
Zudem sollten Sie alle Medikamente wie gewohnt einnehmen, außer wenn Ihnen mitgeteilt wurde, dass Sie an diesem Tag auf die Einnahme Ihrer Medikamente verzichten sollen.
Wurden bei Ihnen bereits in der Vergangenheit neuropsychologische Tests durchgeführt, sollten Sie alle Unterlagen mitbringen. Eine Liste mit den Medikamenten, die Sie einnehmen, hilft zur Einordnung von Untersuchungsergebnissen. Manche Medikamente beeinflussen Konzentration, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung.
Fachverbände
Webseite: https://www.gnp.de/
Webseite: https://www.vnn-online.de/
Die Redaktion legt Wert auf eine geschlechtergerechte Sprache. Sie verzichtet aber auf die Verwendung von Gendersternchen und ähnlichen Symbolen, da sie die Lesbarkeit reduzieren und nicht mit der geltenden Rechtschreibung und Grammatik vereinbar sind. Stattdessen verwenden wir das „generische Maskulinum“, damit adressieren wir alle Geschlechtsidentitäten.
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Artikel aktualisiert am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autorin
unter Mitarbeit von stud. med. Sedef Kuecuekuncular
Dr. med. Christina Rückert ist Fachärztin für Neurologie und Geriatrie und arbeitete mehr als 10 Jahre als Oberärztin an der Oberschwabenklinik in Ravensburg. Ihre berufliche Tätigkeit beinhaltete auch die stellvertretende ärztliche Leitung der Zentralen Notaufnahme. Seit Juli 2021 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann – ebenfalls Facharzt für Neurologie – in eigener Praxis in Rothenburg ob der Tauber niedergelassen. Ein Schwerpunkt ihrer ambulanten Tätigkeit ist die Nachsorge von Patienten nach einem Schlaganfall. [mehr]Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- Neuropsychologische Therapie: Ausbildung Und Kostenübernahme | Therapie.De – URL: https://www.therapie.de/psyche/info/index/therapie/neuropsychologische-therapie/ausbildung-und-kostenuebernahme/
- Neuropsychological Testing & Assessment – URL: https://my.clevelandclinic.org/health/diagnostics/4893-neuropsychological-testing–assessment
- Neuropsychologische Profile in der Demenzdiagnostik: Eine Untersuchung mit der CERAD-NP-Testbatterie – Autoren: Barth S., Schönknecht P., Pantel Johannes, Schröder Johannes, (2015)
- Handbuch neuropsychologische Testverfahren, 2. Band, Göttingen – Autoren: Schellig Dieter, Heinemann Dörthe, Schächtele Beate, Sturm Walter, (2018)
- Grundlagen und Empirie der Neuropsychologischen Therapie: Neuropsychotherapie Oder Hirnjogging – Publikation: Zeitschrift für Neuropsychologie – DOI: 10.1024/1016-264X.14.4.217
- KBV – Neuropsychologie – URL: https://www.kbv.de/html/themen_10173.php