Risikofaktoren für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ▷ Studie
Herz-Kreislauf-Erkrankungen – zu denen auch Schlaganfälle und Herzinfarkte zählen – und Krebserkrankungen gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Obwohl sie unterschiedliche Ursachen haben, gibt es eine Reihe von vermeidbaren Risikofaktoren, die für die Entstehung dieser Erkrankungen verantwortlich sind.
Während die vermeidbaren Risikofaktoren für einen Schlaganfall seit vielen Jahren bekannt sind, gilt dies für Krebserkrankungen bisher nur eingeschränkt.
Die Frage ist also, welche beeinflussbaren Risikofaktoren die Entstehung einer Krebserkrankung begünstigen.
Wie entsteht Krebs?
Krebs – mit dieser Diagnose ist in Deutschland fast jeder zweite Mensch einmal in seinem Leben konfrontiert.1 Krebs entsteht durch Fehler im Erbgut, durch die sich normale Körperzellen in Tumorzellen verwandeln, die sich dann unkontrolliert vermehren.
Die Entstehung von Krebs hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Es gibt einige Faktoren, die man beeinflussen kann und andere Faktoren, die sich nicht beeinflussen lassen, wie zum Beispiel das Alter oder genetische Faktoren.
Eine aktuelle Studie2 hat untersucht, welche beeinflussbaren Risikofaktoren in welchem Ausmaß zur Entstehung von Krebs beitragen.
Dabei ist zu bedenken, dass nicht jede Krebsart vermeidbar ist und es große Unterschiede in den Risikofaktoren für verschiedene Krebsarten gibt.
Methode
Analysiert wurden die Daten von etwa 10 Millionen Menschen, die im Jahr 2019 an 23 verschiedenen Krebsarten gestorben sind. Die Wissenschaftler griffen dafür auf die Daten offizieller Krebsregister zurück.
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Von Interesse war vor allem der Zusammenhang zwischen den Risikofaktoren und den Todesfällen. Außerdem wurden DALYs berechnet. Diese steigen stark an, wenn der Krebs in einem jungen Alter auftritt und die restliche Lebenszeit beeinflusst.
DALY (englisch Disability Adjusted Life Years) benennt die durch Krankheit oder vorzeitigen Tod verlorenen, gesunden Lebensjahre. 1 DALY ist definiert als der Verlust von einem Jahr in guter Gesundheit.
Ergebnisse
2019 verursachten vermeidbare oder beeinflussbare Risikofaktoren weltweit 4,45 Millionen Todesfälle und 105 Millionen DALYs bei Menschen beider Geschlechter. Bei 44 Prozent der an Krebs verstorbenen Menschen konnten somit die Todesfälle mit vermeidbaren Risikofaktoren in Verbindung gebracht werden.
Die gefährlichsten Risikofaktoren in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit waren:
- Rauchen
- Alkoholmissbrauch
- Übergewicht
Zu weiteren Risikofaktoren, die mit Krebserkrankungen in Verbindung gebracht werden konnten, gehören:
- Ungesunde Ernährung
- Hohe Blutzuckerwerte (Diabetes mellitus)
- Berufsrisiken wie der Umgang mit Chemikalien
- Drogenkonsum
- Bewegungsmangel
- Luftverschmutzung
- Ungeschützter Geschlechtsverkehr
Unterschied zwischen den Geschlechtern
Auffallend war, dass das Risiko zwischen den Geschlechtern unterschiedlich ist. Bei Männern schienen Todesfälle häufiger durch Risikofaktoren mitbedingt zu sein als bei Frauen. So konnten bei Männern 50,6 Prozent der Todesfälle auf vermeidbare Risikofaktoren zurückgeführt werden. Bei den Frauen waren es nur 36,3 Prozent.
Vorbeugen lohnt sich
Das Positive an den Ergebnissen ist: Wir alle können etwas dafür tun, um unser Risiko für eine Krebserkrankung zu senken. Und damit lassen sich gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Denn eine Umstellung des Lebensstils schützt nicht nur vor Krebs, sondern auch vor einem Schlaganfall, einem Herzinfarkt und einer Demenz-Erkrankung.
Zusammenfassung
Diese Studie zeigt eindrucksvoll, dass eine Reihe von vermeidbaren Risikofaktoren sowohl für das Auftreten von Krebs als auch von Schlaganfällen verantwortlich gemacht werden kann.
Die Bekämpfung von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte sich bevorzugt auf präventive Maßnahmen konzentrieren, um ein von den Vereinten Nationen 2015 ausgerufenes Ziel zu erreichen. Dieses Ziel ist, die vorzeitige Sterblichkeit durch nicht übertragbare Krankheiten wie Krebs bis 2030 um ein Drittel zu reduzieren.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autorin
Marieke Theil, M.Sc. hält einen Master of Science in Molecular Nutrition und hat sich in Gesundheitspsychologie weitergebildet. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sie sich mit dem Einfluss verschiedener Ernährungsformen auf das kardiovaskuläre Risiko befasst. Damit verfügt sie über ein fundiertes Verständnis der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen. [mehr]
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Quellen
- Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Robert-Koch-Institut – (Deutschland: Gemeinsam getragen von RKI und Destatis., 2015), pp. 1–129 – DOI: 10.17886/rkipubl-2015-003-2
- The Global Burden of Cancer Attributable to Risk Factors, 2010–19: A Systematic Analysis for the Global Burden of Disease Study 2019 – Autoren: Tran, Khanh Bao, Justin J. Lang, Kelly Compton, Rixing Xu, Alistair R. Acheson, Hannah Jacqueline Henrikson et al. – Publikation: The Lancet, 400.10352 (2022), 563–91 – DOI: 10.1016/S0140-6736(22)01438-6