Anti-Baby-Pille kann Schlaganfallrisiko erhöhen ▷ Studien
Die Einnahme oraler Kontrazeptiva (Medikamente zur Empfängnisverhütung) erhöht einer dänischen Studie zufolge das Risiko für einen Schlaganfall und einen Herzinfarkt.1
Für Präparate mit einem Ethinylestradiol-Gehalt von 20 µg ist das Schlaganfallrisiko um den Faktor 1,5 – das Herzinfarktrisiko um den Faktor 1,7 erhöht. Bei höher dosierten Pillen mit einer Konzentration von 30 – 40 µg erhöht sich das Risiko gar um den Faktor 2,2 (Schlaganfall) bzw. 2,3 (Herzinfarkt).
Die Zahlen
Risikoerhöhung durch die Einnahme von Ethinylestradiol-haltigen Anti-Baby-Pillen:1
Ethinylestradiol | Herzinfarkt | Schlaganfall |
---|---|---|
20 µg | 1,7x | 1,5x |
30 – 40 µg | 2,3x | 2,2x |
Die Studie
Die Studie umfasste 1,6 Millionen dänische Frauen im Alter von 15-49 Jahren über einen Zeitraum von 15 Jahren (1995 – 2010). Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen der Verschreibung von Kontrazeptiva und dem Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen.
Die Daten der im „New England Journal of Medicine” veröffentlichten Studie stammen aus dem dänischen Zentralregister. Die Zuordnung erfolgte über die persönliche Identifikationsnummer, über die alle dänischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger verfügen.
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Einordnung
Schlaganfälle sind bei Frauen vor der Menopause insgesamt eher selten. Die Risikoerhöhung trifft also auf eine geringe absolute Zahl von Schlaganfällen. In der Studie ereigneten sich 12 Schlaganfälle.
Frauen, die die Anti-Baby-Pille einnehmen, können den Studienautoren zufolge ihr Risiko senken, indem sie nicht rauchen und ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren. Liegen eine Blutdruckerhöhung und weitere Risikofaktoren vor, sollte die Einnahme der Pille überdacht werden.
Folgestudie
Eine internationale Metastudie aus dem Jahr 2017 bestätigt die Ergebnisse des dänischen Forschungsteams.2
Ein Experten-Panel wertete die Daten verschiedener Studien aus und untersuchte den Zusammenhang zwischen der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln, Migräne und dem Auftreten von Schlaganfällen. Die ermittelte Risikoerhöhung für Frauen ohne Migräne betrug 2,5x. Für Frauen mit Migräne erhöhte sich das Risiko für einen Schlaganfall um den Faktor 6,3.
Die Studienautoren empfehlen Frauen, die hormonell verhüten wollen, das Vorliegen weiterer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht, Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, erlittene Thrombosen oder Embolien abklären zu lassen.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autor
Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen ist niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie am Neurozentrum Ravensburg. Als Chefarzt leitete er die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehört die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen. [mehr]
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Quellen
- Thrombotic stroke and myocardial infarction with hormonal contraception – Autoren: Øjvind Lidegaard, Dr. Med. Sci., Ellen Løkkegaard, Ph.D., Aksel Jensen, M.Sc., Charlotte Wessel Skovlund, M.Sc., and Niels Keiding, M.Sc. – Publikation: New England Journal of Medicine 2012; 366: 2257-66 – DOI: 10.1056/NEJMoa1111840
- Hormonal contraceptives and risk of ischemic stroke in women with migraine. A consensus statement from the European Headache Federation (EHF) and the European Society of Contraception and Reproductive Health (ESC) [published correction appears in J Headache Pain. – Autoren: Sacco S, Merki-Feld GS, Ægidius KL, et al. – Publikation: 2018 Sep 10;19(1):81]. J Headache Pain. 2017;18(1):108. Published 2017 Oct 30. DOI: 10.1186/s10194-017-0815-1
- Risk of Cerebral Venous Thrombosis in Obese Women – Autoren: Susanna M. Zuurbier, MD; Marcel Arnold, MD, PhD; Saskia Middeldorp, MD, PhD; et al – Publikation: JAMA Neurol. 2016;73(5):579-584. DOI: 10.1001/jamaneurol.2016.0001