Verbessern Omega-3-Fettsäuren die Denkfähigkeit? ▷ Studie
Denn heutzutage lässt sich auch durch wissenschaftliche Studien belegen, dass die Art und Weise, was und wie wir essen, die Gehirngesundheit beeinflusst. So werden beispielsweise Omega-3-Fettsäuren mit einer besseren Denkleistung in Verbindung gebracht.
Aber was ist dran an dieser Hypothese? Das wollten Forschende aus den USA mithilfe einer Studie herausfinden. In dieser Studie1 wurde untersucht, ob der Anteil an langkettigen Omega-3-Fettsäuren im Blut mit dem Gehirnvolumen und den geistigen Fähigkeiten von Personen im mittleren Lebensalter zusammenhängt.
Die Studie
Für die Untersuchung wurde eine Untergruppe der Framingham Heart Study herangezogen. Hierbei handelt es sich um eine sehr umfangreiche und eine der bekanntesten Kohortenstudie aus den USA.
Dafür wurden die Daten von 2183 Menschen einbezogen, die weder an Demenz erkrankt waren noch einen Schlaganfall erlitten haben. Durchschnittlich waren die Studienteilnehmer 46 Jahre alt und zu 53 Prozent weiblich.
Was wurde untersucht?
Der Omega-3-Fettsäurespiegel wurde über deren Anteil in den roten Blutkörperchen bestimmt – eine anerkannte Methode, die auf den Gesamt-Omega-3-Fettsäurespiegel schließen lässt.2
Mit der Kernspintomographie ( MRT) wurden die Gehirne der Studienteilnehmer verglichen. Im Einzelnen wurden das Gesamtvolumen des Gehirns, das Volumen der grauen Substanz und des Hippocampus gemessen.
Dieser Onlinekurs erklärt Ihnen in 12 kompakten Modulen alles, was Sie jetzt wissen müssen.
Außerdem wurden neuropsychologische Tests zur Denkfähigkeit durchgeführt. Dazu gehörten beispielsweise Tests, die das episodische Gedächtnis oder die Verarbeitungsgeschwindigkeit von Informationen untersuchten. Zudem gab es einen Test, der die Fähigkeit zum abstrakten Denken herausfordert, indem Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Objekten genannt und erkannt werden sollten.
Darüber hinaus wurde eine Reihe an Daten erhoben, die ebenfalls in Verbindung mit der Denkfähigkeit stehen, wie zum Beispiel der Bildungsabschluss, um mögliche Störfaktoren ausschließen zu können.
Die Ergebnisse der Studie
Die Studienergebnisse zeigen, dass diejenigen, die einen höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren im Blut hatten, tendenziell auch ein größeres Volumen des Hippocampus zeigten. Der Hippocampus ist jene Region im Gehirn, die für das Bilden von Erinnerungen zuständig ist.
Außerdem konnte festgestellt werden, dass Teilnehmende mit einem höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren signifikant besser in dem Test abschnitten, der das abstrakte Denken erforderte. Diese Ergebnisse waren jeweils unabhängig von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Was sind Omega-3-Fettsäuren?
Omega-3-Fettsäuren gehören zu den mehrfach-ungesättigten Fettsäuren. Die mehrfach-ungesättigten Fettsäuren werden in Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren unterteilt.
Und auch bei den Omega-3-Fettsäuren gibt es Unterschiede: Kurzkettige und langkettige Omega-3-Fettsäuren. Zu den langkettigen Omega-3-Fettsäuren gehören die beiden Fettsäuren EPA und DHA.
Wovon wird der Anteil an Omega-3-Fettsäuren beeinflusst?
Die langkettigen Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) kann der Körper nur in geringem Umfang bilden. Das bedeutet, dass ein großer Anteil dieser Fettsäuren aus der Ernährung stammt. Sie werden vor allem über Fisch, angereicherte Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen.
Alternativ findet sich die kurzkettige Omega-3-Fettsäure (ALA) in pflanzlichen und alltagstauglichen Produkten wie Rapsöl, Walnüssen und in Lein- und Chiasamen. Aus dieser Fettsäure kann der Körper in geringem Maße auch langkettige Omega-3-Fettsäuren bilden.
Was haben Omega-3-Fettsäuren mit dem Gehirn zu tun?
Im Gehirn ist die Fettsäure DHA in die Zellmembran der sogenannten Gliazellen eingebunden.
Gliazellen sind ein Hauptbestandteil des Gehirns und unterstützen die Nervenzellen dabei, dass sie ungestört miteinander kommunizieren können.
Wird die DHA in die Zellmembranen eingebaut, verändert das die Struktur und kann somit die Funktion der Zellmembran verbessern.
Außerdem werden die langkettigen Omega-3-Fettsäuren in bioaktive Moleküle verstoffwechselt, die an der Bildung von neuen Nervenzellen, an der Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen und an Entzündungsprozessen beteiligt sind.3
Auch frühere Studien zu diesem Thema konnten bereits ähnliche Ergebnisse liefern. So gibt es beispielsweise Studien, die einen höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren mit einem größeren Gehirnvolumen, größerem Volumen des Hippocampus, größerem Volumen der grauen Substanz und einer besseren Gehirnfunktion in Verbindung bringen konnten.4,5,6,7
Außerdem gibt es bereits vereinzelte Studien, die beobachten konnten, dass Menschen mit einem höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren seltener an Demenz und Alzheimer erkranken.8,9
Weitere Effekte von Omega-3-Fettsäuren
Neben den positiven Effekten auf die Gehirngesundheit sind für die Omega-3-Fettsäuren auch weitere gesundheitsförderliche Effekte beschrieben. So haben sie einen positiven Einfluss auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit, indem sie die Blutfettwerte reduzieren, Arthrose-Schmerzen lindern und die Funktion der Blutgefäße verbessern können.10
Kausalität ist nicht bewiesen
Bei der vorgestellten Studie handelt es sich um eine Querschnittsuntersuchung. Mit dieser Art von Studie lässt sich nicht auf eine Kausalität (Ursächlichkeit) schließen, aber einen Zusammenhang aufdecken. Ob allerdings für die verbesserte Denkfähigkeit tatsächlich die höhere Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren verantwortlich ist, lässt sich durch diese Ergebnisse nicht mit ausreichender Sicherheit feststellen.
Möglicherweise könnte es “Störfaktoren” geben, die einerseits eine verbesserte Denkleistung wie auch einen höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren im Blut bewirken. Auch wenn in dieser Studie bekannte Störfaktoren wie das Bildungsniveau der Studienteilnehmer eingerechnet sind, kann es weitere Störfaktoren geben, die noch nicht bekannt sind.
Sie haben eine Frage zu Omega-3-Fettsäuren? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
- Omega-3 als Nahrungsergänzungsmittel – mehr Schaden als Nutzen?
- Einem Schlaganfall vorbeugen – wie schütze ich mich?
- Was kann ich essen, um einem Schlaganfall vorzubeugen?
- Nahrungsergänzungsmittel schützen nicht vor Schlaganfall
Dieser Onlinekurs erklärt Ihnen in 12 kompakten Modulen alles, was Sie jetzt wissen müssen.
Diesen Artikel teilen oder drucken
Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autorin
Marieke Theil, M.Sc. hält einen Master of Science in Molecular Nutrition und hat sich in Gesundheitspsychologie weitergebildet. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sie sich mit dem Einfluss verschiedener Ernährungsformen auf das kardiovaskuläre Risiko befasst. Damit verfügt sie über ein fundiertes Verständnis der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen. [mehr]
Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
- Association of Red Blood Cell Omega-3 Fatty Acids With MRI Markers and Cognitive Function in Midlife: The Framingham Heart Study – Autoren: Satizabal, Claudia L., Jayandra Jung Himali, Alexa S. Beiser, Vasan Ramachandran, Debora Melo van Lent, Dibya Himali et al. – Publikation: Neurology, 2022 – DOI: 10.1212/WNL.0000000000201296
- RBC and WBC Fatty Acid Composition Following Consumption of an Omega 3 Supplement: Lessons for Future Clinical Trials – Autoren: Witte, Theodore R., Alexander J. Salazar, Oscar F. Ballester, W. Elaine Hardman – Publikation: Lipids in Health and Disease, 9.1 (2010), 31 – DOI: 10.1186/1476-511X-9-31
- Polyunsaturated Fatty Acids and Their Metabolites in Brain Function and Disease – Autoren: Bazinet, Richard P., Sophie Layé – Publikation: Nature Reviews Neuroscience, 15.12 (2014), 771–85 – DOI: 10.1038/nrn3820
- Red Blood Cell Omega-3 Fatty Acid Levels and Markers of Accelerated Brain Aging – Autoren: Tan, Z. S., W. S. Harris, A. S. Beiser, R. Au, J. J. Himali, S. Debette et al. – Publikation: Neurology, 78.9 (2012), 658–64 – DOI: 10.1212/WNL.0b013e318249f6a9
- Higher RBC EPA + DHA Corresponds with Larger Total Brain and Hippocampal Volumes: WHIMS-MRI Study – Autoren: Pottala, J. V., K. Yaffe, J. G. Robinson, M. A. Espeland, R. Wallace, W. S. Harris – Publikation: Neurology, 82.5 (2014), 435–42 – DOI: 10.1212/WNL.0000000000000080
- Regular Fish Consumption and Age-Related Brain Gray Matter Loss – Autoren: Raji, Cyrus A., Kirk I. Erickson, Oscar L. Lopez, Lewis H. Kuller, H. Michael Gach, Paul M. Thompson et. al. – Publikation: American Journal of Preventive Medicine, 47.4 (2014), 444–51 – DOI: 10.1016/j.amepre.2014.05.037
- Associations between Serum Omega-3 Fatty Acid Levels and Cognitive Functions among Community-Dwelling Octogenarians in Okinawa, Japan: The KOCOA Study – Autoren: Nishihira, Junko, Takashi Tokashiki, Yasushi Higashiuesato, Donald Craig Willcox, Nora Mattek, Lynne Shinto et al. – Publikation: Journal of Alzheimer’s Disease, 51.3 (2016), 857–66 – DOI: 10.3233/JAD-150910
- Blood Polyunsaturated Omega-3 Fatty Acids, Brain Atrophy, Cognitive Decline, and Dementia Risk – Autoren: Thomas, Aline, Marion Baillet, Cécile Proust-Lima, Catherine Féart, Alexandra Foubert-Samier, Catherine Helmer et al. – Publikation: Alzheimer’s & Dementia, 17.3 (2021), 407–16 – DOI: 10.1002/alz.12195
- Dietary Fatty Acids and Risk of Alzheimer’s Disease and Related Dementias: Observations from the Washington Heights-Hamilton Heights-Inwood Columbia Aging Project (WHICAP) – Autoren: Gustafson, Deborah R., K. Bäckman, N. Scarmeas, Y. Stern, J.j. Manly, R. Mayeux et al. – Publikation: Alzheimer’s & Dementia, 16.12 (2020), 1638–49 – DOI: 10.1002/alz.12154
- Effect of Omega-3 Fatty Acids on Cardiovascular Outcomes: A Systematic Review and Meta-Analysis – Autoren: Khan, Safi U., Ahmad N. Lone, Muhammad Shahzeb Khan, Salim S. Virani, Roger S. Blumenthal, Khurram Nasir et al. – Publikation: EClinicalMedicine, 38 (2021) – DOI: 10.1016/j.eclinm.2021.100997