Omega-3 als Nahrungsergänzungsmittel ▷ Mehr Schaden als Nutzen?
Autorin: Marieke Theil, M.Sc. - aktualisiert am:
Omega 3 Kapseln (Foto: Steve Buissinne | Pixabay)
Omega-3-Fettsäuren sind dafür bekannt, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Aktuell wird jedoch eine Metaanalyse in den Fachkreisen der Medizin – vor allem innerhalb der Kardiologie – diskutiert. Die Daten dieser Studie zeigten, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel mit einem höheren Risiko für Vorhofflimmern einhergeht. Das Vorhofflimmern ist ein Risikofaktor für Schlaganfälle, seltener auch für Herzinfarkte.
In der Metaanalyse1 wurden die Ergebnisse von sieben verschiedenen groß angelegten Studien ausgewertet. Sie untersuchten den Einfluss von Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Insgesamt kamen die Daten von über 80.000 Patientinnen und Patienten, die über einen Zeitraum von durchschnittlich fünf Jahren beobachtet wurden. Erfasst wurden die Anzahl an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das Auftreten von Vorhofflimmern.
Ergebnisse der Analyse
Es zeigte sich, dass es bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit hohen Dosen an Omega-3-Fettsäuren (> 1 g pro Tag) zu einem um 49 Prozent erhöhten Risiko für Vorhofflimmern kam. Personen, die 1 g oder weniger an Omega-3-Fettsäuren in Form von Nahrungsergänzungsmittel einnahmen, hatten im Vergleich ein um 12 Prozent erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern.
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Zum Vergleich: Die in deutschen Drogeriemärkten verkauften Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel enthalten pro Kapsel durchschnittlich 200 – 250 mg an Omega-3-Fettsäuren.
Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel haben Vor- und Nachteile
Neben den negativen Auswirkungen in Form des Vorhofflimmerns weisen Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel positive Eigenschaften für die Herz-Kreislauf-Gesundheit auf: So reduzieren sie deutlich die Blutfettwerte, vor allem die Triglyceride. Daneben ist bekannt, dass sie Arthrose-Schmerzen lindern und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken können.2
Da die Vorteile ebenso wie die Nachteile dosisabhängig sind, muss das Risiko gegen den Nutzen abgewogen werden. Die genaue Menge, ab der die Omega-3-Fettsäuren mehr schaden als nutzen, gilt es noch herauszufinden.
Der Nutzen und das Risiko sind zudem für jede Person unterschiedlich zu bewerten. Vor der Einnahme von hochdosierten Omega-3-Fettsäuren sollte daher zuerst das potentielle Risiko von Vorhofflimmern erfasst werden.
Das Risiko, an Vorhofflimmern zu leiden, steigt mit dem Alter und ist für Männer höher als für Frauen. Weitere Risikofaktoren für Vorhofflimmern sind ein erhöhter Blutdruck, eine Erkrankung der Herzkranzgefäße, Herzklappenfehler, Übergewicht und das Vorliegen von Diabetes mellitus. Zudem ist das Risiko während einer Infektion oder nach einer Operation erhöht. Stress, Alkohol und Koffein sind ebenfalls dafür bekannt, Herzrhythmusstörungen auszulösen. Beim Ausüben eines Extremsports wie einem Marathonlauf ist ebenso Vorsicht geboten.
Außerdem sollten Patienten über die ersten Anzeichen von Vorhofflimmern aufgeklärt werden. Damit kann eine frühe Diagnose gewährleistet werden und die Behandlung eingeleitet werden.
Das Risiko für Vorhofflimmern ist bei niedrig dosierten Nahrungsergänzungsmitteln mit weniger als 1 g pro Tag als niedrig einzustufen. Mehr als 1 g pro Tag sollten nur nach Absprache und auf Empfehlung eines Arztes oder einer Ärztin eingenommen werden.
Die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren im Rahmen der natürlichen Ernährung ist bezogen auf das Risiko für Vorhofflimmern unbedenklich und in Hinblick auf das Herz-Kreislauf-Risiko empfehlenswert.
Natürliche Quellen von Omega-3-Fettsäuren sind beispielsweise Fische aus dem Meer (besonders Lachs, Hering und Makrele), Algen, Lein- und Chia-Samen, Rapsöl und Walnüsse. Die langkettigen Fettsäuren, die auch in den Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt werden und für die der gesundheitliche Nutzen nachgewiesen ist, sind allerdings fast ausschließlich in Meerestieren zu finden.
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Autorin
Marieke Theil, M.Sc. hält einen Master of Science in Molecular Nutrition und hat sich in Gesundheitspsychologie weitergebildet. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sie sich mit dem Einfluss verschiedener Ernährungsformen auf das kardiovaskuläre Risiko befasst. Damit verfügt sie über ein fundiertes Verständnis der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen. [mehr]
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Quellen
- Effect of Long-Term Marine Omega-3 Fatty Acids Supplementation on the Risk of Atrial Fibrillation in Randomized Controlled Trials of Cardiovascular Outcomes: A Systematic Review and Meta-Analysis – Autoren: Baris Gencer et al. – Publikation: Circulation, 0.0 (2021) – DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.121.055654
- Effect of Omega-3 Fatty Acids on Cardiovascular Outcomes: A Systematic Review and Meta-Analysis – Autoren: Safi U. Khan et al. – Publikation: EClinicalMedicine, 38 (2021) – DOI: 10.1016/j.eclinm.2021.100997