Stillen vermindert das Schlaganfall-Risiko ▷ Studie
Stillen vermindert das Schlaganfall-Risiko (Foto: lillolillolillo | Pixabay)
Denn die Vorteile für das Kind sind bekannt: Kinder, die gestillt werden, leiden in der Regel seltener an Infektionskrankheiten oder Atemwegsinfektionen, um nur einige zu nennen.2,3 Zusätzlich gibt es einige Hinweise, dass sich das Stillen positiv auf die Gesundheit der Mutter auswirkt.
Die Metaanalyse
Um den Hinweisen auf die Spur zu kommen, wurde eine Metaanalyse durchgeführt, die einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Stillen und dem späteren Auftreten einer Herz-Kreislauf-Erkrankung (z.B. Schlaganfall oder Herzinfarkt) bei der Mutter untersuchte.4
Dafür wurden die Daten und Ergebnisse von acht Studien zusammengetragen. Insgesamt wurden damit die Daten von über einer Million Frauen miteinander verglichen.
Die Studien wurden weltweit zwischen den Jahren 1986 und 2009 durchgeführt. Die Frauen bekamen im Durchschnitt 2,3 Kinder. 82 Prozent der Frauen gaben an, eines oder mehrere Kinder gestillt zu haben. Durchschnittlich haben diese Frauen insgesamt 15,6 Monate ihres Lebens gestillt. Die Frauen wurden im Mittel zehn Jahre lang beobachtet, um die langfristige Gesundheit der Frauen beurteilen zu können.
Ergebnisse der Metaanalyse
Während der Beobachtungsphase ergaben sich insgesamt 54.226 Herz-Kreislauf-Ereignisse bei den Müttern. Darunter fielen 30.843 Schlaganfälle.
Darauf aufbauend wurde das Auftreten von Herz-Kreislauf-Ereignissen zwischen den Müttern, die gestillt hatten, und denjenigen, die nicht gestillt hatten, verglichen: Mütter, die ihre Kinder stillen, hatten ein 11 Prozent niedrigeres Risiko, ein Herz-Kreislauf-Ereignis zu erleiden und ein 12 Prozent niedrigeres Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
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Mögliche Erklärungen
Erklärungen für diesen schützenden Effekt bleiben spekulativ. Vermutet wird, dass Hormone eine bedeutende Rolle spielen. Denn während des Stillens werden die Hormone Prolactin für die Milchproduktion und Oxytocin ausgeschüttet. Oxytocin wird auch als “Bindungs- oder Kuschelhormon” bezeichnet, da es die Paarbindung oder die mütterliche Bindung fördert, auch das Gruppen- und Angstverhalten.
Während Untersuchungen über die Effekte des Prolactins auf das Herz-Kreislauf-System widersprüchliche Ergebnisse ergaben, konnten für das Bindungshormon Oxytocin vorteilhafte Effekte auf das Herz-Kreislauf-Risiko beobachtet werden. Beispielsweise ließ sich zeigen, dass Oxytocin den Blutdruck senken kann, die Erweiterung der Blutgefäße fördert und entzündungshemmend wirken kann.5
Eine weitere Vermutung betrifft die Gewichtsabnahme nach der Geburt. Auch wenn dieser Effekt bisher noch umstritten ist, konnten die Ergebnisse der Studien dieser Metaanalyse einen Zusammenhang zwischen dem Stillen und dem Gewichtsverlust nach der Geburt erkennen. Da Übergewicht als Risikofaktor für einen Schlaganfall angesehen wird, ist dieser Zusammenhang wahrscheinlich.
Darüber hinaus könnte das Stillen helfen, den aus dem Gleichgewicht geratenen Zucker- und Fettstoffwechsel wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ein aus dem Gleichgewicht geratener Stoffwechsel kann Diabetes und erhöhte Blutfettwerte (bspw. Cholesterin, Triglyceride) zur Folge haben, was sich ungünstig auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken kann.
Damit aber noch nicht genug: Neben vorteilhaften Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-Risiko konnte zusätzlich gezeigt werden, dass Stillen auch das Risiko für Diabetes und Brust- und Eierstockkrebs senkt.6
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Autorin
Marieke Theil, M.Sc. hält einen Master of Science in Molecular Nutrition und hat sich in Gesundheitspsychologie weitergebildet. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sie sich mit dem Einfluss verschiedener Ernährungsformen auf das kardiovaskuläre Risiko befasst. Damit verfügt sie über ein fundiertes Verständnis der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen. [mehr]
Quellen
- Guideline: Protecting, Promoting and Supporting Breastfeeding in Facilities Providing Maternity and Newborn Services – World Health Organization – URL: https://apps.who.int/iris/handle/10665/259386
- Optimal Breastfeeding Practices and Infant and Child Mortality: A Systematic Review and Meta-Analysis – Autoren: Sankar, Mari Jeeva, Bireshwar Sinha, Ranadip Chowdhury, Nita Bhandari, Sunita Taneja, Jose Martines et al. – Publikation: Acta Paediatrica, 104.S467 (2015), 3–13 – DOI: 10.1111/apa.13147
- Short-Term Effects of Breastfeeding: A Systematic Review on the Benefits of Breastfeeding on Diarrhoea and Pneumonia Mortality – Autoren: Horta, Bernardo L, Cesar G Victora, World Health Organization – URL: https://apps.who.int/iris/handle/10665/95585
- Breastfeeding Is Associated With a Reduced Maternal Cardiovascular Risk: Systematic Review and Meta‐Analysis Involving Data From 8 Studies and 1 192 700 Parous Women – Autoren: Tschiderer, Lena, Lisa Seekircher, Setor K. Kunutsor, Sanne A. E. Peters, Linda M. O’Keeffe, Peter Willeit – Publikation: Journal of the American Heart Association, 11.2 (2022), e022746 – DOI: 10.1161/JAHA.121.022746
- Oxytocin Revisited: Its Role in Cardiovascular Regulation – Autoren: Gutkowska, J., M. Jankowski – Publikation: Journal of Neuroendocrinology, 24.4 (2012), 599–608 – DOI: 10.1111/j.1365-2826.2011.02235.x
- Breastfeeding in the 21st Century: Epidemiology, Mechanisms, and Lifelong Effect – Autoren: Victora, Cesar G, Rajiv Bahl, Aluísio J D Barros, Giovanny V A França, Susan Horton, Julia Krasevec et al. – Publikation: The Lancet, 387.10017 (2016), 475–90 – DOI: 10.1016/S0140-6736(15)01024-7