Cafestol im Kaffee ▷ Einfluss auf Cholesterin, Krebs-Risiko und Osteoporose
Cafestol hat neben seinen negativen auch zahlreiche positive Eigenschaften, darunter anti-diabetische und krebshemmende (Foto: Stanislav71 | Shutterstock)
In diesem Artikel:
- Was ist Cafestol?
- Rolle der Zubereitungsart des Kaffees
- Cafestol und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Cafestol — Krebs, Diabetes und Knochenerkrankungen
- Zukünftiger Forschungsbedarf
Das Wichtigste in Kürze:
- Cafestol ist ein fettähnlicher Bestandteil der natürlichen Öle der Kaffeepflanze mit therapeutischem Potenzial.
- Im menschlichen Körper greift Cafestol in verschiedene Prozesse ein, wie beispielsweise den Fettstoffwechsel und Entzündungsprozesse.
- Aufgrund seiner Blutfette-steigernden Wirkung kann Cafestol potenziell das Risiko für einen Schlaganfall und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
- Cafestol hat neben seinen negativen auch zahlreiche positive Eigenschaften, darunter anti-diabetische und krebshemmende.
Was ist Cafestol?
Cafestol ist eine natürliche organische Verbindung, die in Kaffeebohnen vorkommt. Aufgrund seiner chemischen Struktur ist Cafestol ein Diterpenalkohol. Es zählt zusammen mit Kahweol zu den bekanntesten Diterpenen und ist als bioaktive fettähnliche Substanz ein wichtiger Bestandteil der natürlichen Öle der Kaffeepflanze.
Cafestol unterscheidet sich von Kahweol in seiner chemischen Struktur nur durch eine zusätzliche Doppelbindung beim Kahweol.1 Beim Brühen des Kaffees wird Cafestol aus den Kaffeebohnen herausgelöst (extrahiert) und ist – abhängig von der Zubereitungsart – in unterschiedlichen Mengen in dem Kaffeegetränk enthalten.
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Dem Cafestol werden nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sowohl positive als auch negative Einflüsse auf die Gesundheit zugeschrieben.2
Eigenschaften des Cafestols im Überblick
Cafestol führt nicht nur zu einem unerwünschten Anstieg der Blutfette (Gesamt-, LDL-Cholesterin und Triglyceride), sondern besitzt darüber hinaus viele Eigenschaften, die aufgrund ihres potenziellen therapeutischen Nutzens interessant sind.
Cafestol:
- steigert die Fettverbrennung
- wirkt entzündungshemmend
- wirkt positiv auf die Gefäßgesundheit
- hemmt die Gefäßneubildung (Angiogenese)
- hemmt in verschiedenen Stadien der Krebsentwicklung die Tumor- und Metastasenbildung
- fördert die Insulinausschüttung
- erhöht die Aufnahme von Glukose in die Zellen
- hemmt den Knochenabbau
- senkt die Gamma-Glutamyltransferase(GGT)-Werte im Blut
Durchschnittlicher Cafestolgehalt in beliebten Kaffeezubereitungen. Wissenschaftlich bestimmte durchschnittliche Cafestolkonzentrationen in mg/L wurden auf für die jeweilige Zubereitungsart übliche Trinkmengen pro Tasse umgerechnet. Der Cafestolgehalt verschiedener Espressozubereitungen schwankt stark zwischen 36 und 2.447 mg/L.3
Die Rolle der Zubereitungsart beim Cafestolgehalt in Kaffee
Der Kaffeevollautomat hat längst seinen festen Platz in vielen Unternehmen eingenommen, und das Kaffeetrinken am Arbeitsplatz ist für viele Angestellte ein lieb gewordenes Ritual sowie eine Möglichkeit zum Austausch mit Kolleginnen und Kollegen.
Dem Cafestol wird unter anderem nachgesagt, dass es den LDL-Cholesterinspiegel im Blut erhöht. In ungefiltertem Kaffee sind große Mengen des Diterpens enthalten. Doch wie viel Cafestol enthält eigentlich der Kaffee, der mit dem Kaffeevollautomaten zubereitet wurde?
Schwedische Forschende sind dieser Frage nachgegangen. Sie bestimmten die Konzentrationen von Cafestol im Kaffee, der üblicherweise an schwedischen Arbeitsplätzen getrunken wird, und verglichen den Gehalt mit demjenigen von Kaffeezubereitungen, die zu Hause getrunken wurden. Die Ergebnisse wurden im Februar 2025 veröffentlicht.3
Die an den Arbeitsplätzen genutzten Kaffeeautomaten verwendeten:
- gemahlenes Kaffeepulver und Dauerfilter aus Metall oder
- Kaffee-Flüssigkonzentrat und Wasser (Flüssigmodell-Kaffeemaschinen)
Verglichen wurden die Cafestol-Konzentrationen mit dem Cafestol-Gehalt von folgenden Kaffeezubereitungen:
- Espresso
- Papiergefilterter Brühkaffee (normale Filter und perforierte Aroma-Filter)
- French-Press-Kaffee
- Percolator-Kaffee (spezielle Kaffeekanne mit Metallsteigrohr und Metallfilter)4
- ungefilterter Kochkaffee (direkt in Wasser aufgekochte, grob gemahlene Kaffeebohnen)5
- durch ein Stofftuch gefilterter Kochkaffee
Durchschnittlicher Cafestolgehalt in verschiedenen Kaffeezubereitungen. Den höchsten Cafestolgehalt findet man in ungefiltertem Kochkaffee und in Espresso. Beim Espresso schwankt der gemessene Gehalt jedoch stark zwischen 36 und 2.447 mg/L. Kaffee aus dem Vollautomaten mit Dauerfilter am Arbeitsplatz enthält deutlich mehr Cafestol als papiergefilterter Kaffee. Der Cafestolgehalt im Kaffee aus dem Flüssigmodell-Automaten ist jedoch mit papiergefiltertem Kaffee vergleichbar.
Es zeigte sich, dass Kaffee aus den Vollautomaten am Arbeitsplatz mit durchschnittlich 174 Milligramm pro Liter deutlich mehr Cafestol enthielt als papiergefilterter Kaffee mit durchschnittlich 11,5 Milligramm pro Liter. Den höchsten Cafestolgehalt zeigten der ungefilterte Kochkaffee mit etwa 940 Milligramm pro Liter und der Espresso mit durchschnittlich etwa 1.060 Milligramm pro Liter. Beim Espresso schwankten die Werte jedoch extrem und bewegten sich zwischen etwa 36 und 2.447 Milligramm je Liter.
Die meisten Kaffees aus den Flüssigmodell-Kaffeemaschinen am Arbeitsplatz zeigten im Durchschnitt mit etwa 8 Milligramm pro Liter einen niedrigen Cafestolgehalt. Dieser war vergleichbar mit dem von papiergefilterten Kaffee. Maschinen, die Kaffeepulver und Dauerfilter verwenden, haben hingegen mit durchschnittlich 176 Milligramm pro Liter einen deutlich höheren Gehalt des Diterpens.
Was bedeutet das nun für den Kaffeegenuss am Arbeitsplatz? Für Menschen, die viel Kaffee am Arbeitsplatz trinken, könnte in Bezug auf die LDL-Cholesterin-steigernde Wirkung des Cafestols ein Umstieg auf Papierfilter-Kaffee sinnvoll sein.
Aufgrund einiger Einschränkungen der Studie, beispielsweise hinsichtlich der Stichprobengröße und dem Mangel an Details zu den Filtereigenschaften der Kaffeeautomaten, ist die Aussagekraft der Ergebnisse alleine nicht ausreichend. Weitere Studien zu diesem Thema sind notwendig, um die Zusammenhänge zwischen der Zubereitungsmethode und dem Cafestolgehalt vollständig aufzuklären.
Cafestol und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2024 beschäftigte sich intensiv mit der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Cafestol und der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.6
Cafestol greift in eine Vielzahl von Prozessen im menschlichen Körper ein, die an der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligt sind. Es beeinflusst unter anderem den Fettstoffwechsel und die Funktion des Endothels. Das Endothel ist eine dünne Zellschicht im Inneren von Blutgefäßen. Darüber hinaus wirkt Cafestol entzündungshemmend.
Cafestol und Fettstoffwechsel
Besonders eingehend wurde in der Vergangenheit der Einfluss von Cafestol auf den Fettstoffwechsel untersucht. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass Cafestol die Fettoxidation und den Energieverbrauch steigert.
Die Oxidation von körpereigenem Fettgewebe oder Nahrungsfetten dient der Energiegewinnung und schont bei längeren Belastungen und Ausdauersport den Glykogenspeicher. Der Glykogenspeicher ist eine Speicherform des energiereichen Zuckers Glukose. Er dient als Energiereserve.
Eine schlechte Fettverbrennung wird auch mit einer Unempfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin in Verbindung gebracht. Zudem sind Menschen mit geringer Fettoxidation nicht selten übergewichtig.7
Ein weiterer Effekt von Cafestol beruht auf der Unterdrückung der Gallensäurebildung. Das zeigten Experimente mit Mäusen.6
Die Gallensäuren sind Abkömmlinge des Cholesterins. Sie werden unter anderem für die Fettverdauung benötigt. Fehlen Gallensäuren, kann das indirekt zu gesteigerten Cholesterinspiegeln führen. Cafestol vermindert die Umwandlung von Cholesterin zu Gallensäuren, indem es die Bildung eines Schlüsselenzyms verhindert, das für die Verstoffwechselung benötigt wird.8,9 Dadurch steigt nicht nur der Gesamtcholesterinspiegel, sondern auch das LDL-Cholesterin.
Untersuchungen mit gesunden Männern zeigten, dass Cafestol sowohl Gesamt- und LDL-Cholesterin als auch die Nüchtern-Triglyceride erhöht.10 Für diese Untersuchungen wurde eine hohe Cafestol-Dosis eingesetzt, um die Aussagekraft der Studie zu gewährleisten. Die Dosis entsprach dem Cafestolgehalt von zehn bis zwanzig Tassen gekochtem türkischen oder französischen Kaffee.
Der Konsum von reinem, hoch dosiertem Cafestol führte zu folgenden Ergebnissen:10
- Erhöhung des Gesamtcholesterins im Serum um 17 Prozent
- Steigerung des LDL-Cholesterins um 19 Prozent
- Erhöhung der Nüchtern-Triglyceride um 86 Prozent
Wie erhöht Cafestol die Triglyceride? Eine kleine Studie mit acht fettstoffwechsel-gesunden Männern zeigte, dass Cafestol zur Steigerung der Triglyceride führt, indem es die Bildungsrate eines bestimmten Lipoproteins erhöht.11 Dieses wird als VLDL1 ApoB (engl. für very low density lipoprotein apolipoprotein B) bezeichnet.
VLDL wird in der Leber gebildet und ist hauptsächlich für den Transport von Triglyceriden verantwortlich. ApoB ist wichtig für die Bindung des VLDL an die als LDL-Rezeptoren bezeichneten Empfängerstrukturen auf der Oberfläche der Zielzellen. Auf diese Weise kann das VLDL in die Zellen aufgenommen werden.
VLDL wird durch Abgabe des transportierten Triglycerides zu LDL (engl. für low density lipoprotein). Hohe Werte von ApoB werden wie auch hohe LDL-Cholesterinwerte mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.12
Cafestol und möglicherweise auch einige seiner Stoffwechselprodukte scheinen sich im Magen-Darm-Trakt und in der Leber anzureichern. Dadurch kommt es zu Veränderungen des Leberstoffwechsels.1 Cholesterin wird in der Folge in der Leber nicht mehr hinreichend abgebaut, weil Cafestol Enzyme in der Leber hemmt, die am Abbau des Cholesterins beteiligt sind.13 Zudem wird weniger LDL-Cholesterin in die Leber aufgenommen.
In-vitro-Studien und In-vivo-Studien mit Labormäusen weisen darauf hin, dass Cafestol die Aktivität der zur LDL-Aufnahme in die Leber erforderlichen Empfängerstruktur (dem LDL-Rezeptor) senkt und die Bindung von LDL an diesen Rezeptor verringert.1 Der Eingriff in den Fettstoffwechsel erfolgt beim Menschen durch Cafestol stärker als durch Kahweol.
Was bedeuten die Begriffe in vitro und in vivo?
Wenn Wissenschaftler von einem in-vitro-Experiment sprechen, meinen sie damit Untersuchungen außerhalb lebender Organismen wie dem Menschen. Die Experimente werden also im Labor unter definierten Bedingungen durchgeführt. Derartige Experimente bilden meist die Basis für die sogenannten in-vivo-Experimente, die dann im lebenden Organismus durchgeführt werden.
Üblicherweise finden in-vivo-Experimente zunächst an Labortieren wie beispielsweise Ratten oder Mäusen statt, bevor klinische Studien mit Menschen durchgeführt werden. Das Tierwohl muss dabei jedoch berücksichtigt werden.14 So ist es in der “Deklaration von Helsinki” festgelegt. Sie dient weltweit als ethischer Leitfaden für klinische Studien mit Menschen.
Bereits im Jahr 1994 konnten Forschende beobachten, dass jede Erhöhung der Cafestoldosis um 10 Milligramm und einer vergleichbaren Menge des Diterpens Kahweol mit einem gleichmäßigen Anstieg des Cholesterinspiegels um 0,13 Millimol pro Liter verbunden war.15 Der Anstieg ist hauptsächlich auf eine Erhöhung des LDL-Cholesterins zurückzuführen.16
Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2001 zeigte eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen dem Kaffeekonsum und Gesamt- beziehungsweise LDL-Cholesterin.8 Der Anstieg der Blutfette war besonders deutlich bei Personen mit Fettstoffwechselstörungen. Auch die Zubereitungsart hatte einen Einfluss auf den cholesterinsteigernden Effekt: Während Filterkaffee die Blutfette nur geringfügig erhöhte, stiegen diese bei ungefiltertem Kaffee stark an. In ungefiltertem Kaffee ist der Cafestolgehalt deutlich höher als in Filterkaffee.
Forschende konnten im Jahr 1997 zeigen, dass Cafestol neben seinen negativen, auch positive Effekte auf den Fettstoffwechsel hat.6,17 Denn Cafestol senkte den Lipoprotein(a)-Spiegel im Serum der Studienteilnehmer. Dieses Eiweiß ist am Transport der Blutfette beteiligt. Wie ein erhöhter LDL-Cholesterinspiegel stehen erhöhte Lipoprotein(a)-Werte mit der Entstehung von Arteriosklerose, die im Volksmund auch als Arterienverkalkung bezeichnet wird, in Verbindung.
Arteriosklerose
Die Arteriosklerose wird im Volksmund auch als Arterienverkalkung bezeichnet. Der Begriff Arterienverkalkung wird jedoch dem komplexen, krankhaften Prozess der Arteriosklerose in seiner Gesamtheit nicht gerecht.
Zwar kann es auch zur Ablagerung von Kalk kommen, die Kalkablagerung ist jedoch nur ein Nebenprodukt des eigentlichen Vorgangs. Vor allem die Einlagerung von im Blut vorhandenen Fetten und Bindegewebe in die Arterienwand trägt maßgeblich zu den arteriosklerotischen Gefäßwandveränderungen bei. Dadurch verhärten und verdicken sich die Gefäßwände.
An den Stellen der Einlagerungen entstehen sogenannte Plaques. Diese können den Blutstrom derart beeinflussen, dass es zur Bildung von Blutgerinnseln kommt. In der Folge können die Blutgerinnsel zum teilweisen oder vollständigen Verschluss von beispielsweise hirnversorgenden Blutgefäßen führen.
Wird ein hirnversorgendes Blutgefäß vollständig verschlossen, spricht man vom ischämischen Schlaganfall oder Hirninfarkt. Dadurch kommt es zur Minderdurchblutung des umliegenden Hirngewebes.
Aufgrund der unerwünschten Nebenwirkungen des Cafestols und seiner langfristig nachlassenden Lipoprotein(a)-senkenden Wirkung wird Cafestol in der Praxis allerdings nicht als Lp(a)-senkendes Mittel eingesetzt.17
Zusammenfassend hat Cafestol sowohl negative als auch positive Effekte auf den Fettstoffwechsel, die die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie dem Schlaganfall indirekt beeinflussen können.
Cafestol und Entzündungen
Cafestol wirkt entzündlichen Prozessen im Körper entgegen.6 Damit besitzt es auch Eigenschaften, die der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenwirken können.
Cafestol unterdrückt ein Enzym in den Makrophagen, die als wichtige Zellen des Immunsystems für die Beseitigung von Krankheitserregern zuständig sind. Sie werden daher auch als Fresszellen bezeichnet. Das gehemmte Enzym, die Cyclooxygenase-2 (COX-2), spielt bei Entzündungen eine bedeutende Rolle.18
Cafestol hat damit eine ähnliche Wirkung wie die sogenannten selektiven COX-2-Hemmer oder Coxibe. Das sind Medikamente, die zur Schmerzbehandlung und Entzündungshemmung eingesetzt werden.
Was ist ein Enzym
Ein Enzym ist eine spezielle Art von Protein (Eiweiß), seltener auch eine Ribonukleinsäure. Es sorgt dafür, dass bestimmte Prozesse und Reaktionen bei unserer Körpertemperatur von etwa 36 bis 37 Grad Celsius schneller – oder auch überhaupt erst – ablaufen können.
Ein Enzym wirkt wie ein biologischer Katalysator. Jedes Enzym ist für eine bestimmte Reaktion spezifisch. Bei den jeweiligen Reaktionen wird das Enzym selbst nicht verbraucht. Die Funktion des Enzyms ergibt sich aus seinem dreidimensionalen Aufbau.19
Darüber hinaus hemmt Cafestol die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe in der innersten Zellschicht, die die Blutgefäße auskleidet.6 Diese wird als Endothel bezeichnet. Cafestol kann also Gefäßentzündungen und -veränderungen positiv beeinflussen, die sonst zur Entstehung von Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen.
Forschende aus Taiwan fanden heraus, dass Cafestol unter anderem die Produktion eines Signalproteins hemmt, das die gerichtete Bewegung von Immunzellen reguliert, die man als Monozyten bezeichnet. Dieses Signalprotein ist MCP-1 (Monocyte Chemoattractant Protein-1).
Bei Entzündungen sorgt es dafür, dass sich Zellen des Immunsystems zur Entzündungsstelle bewegen und weitere Entzündungsfaktoren verstärkt gebildet werden. Es spielt bei zahlreichen Erkrankungen eine bedeutende Rolle, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.20,21
MCP-1 wird beispielsweise bei der mechanischen Dehnung von Gefäßwänden verstärkt gebildet.20 Eine solche Dehnung tritt unter anderem bei Arteriosklerose auf. Die betroffenen Endothelzellen werden gestreckt. Aufgrund der meist starken therapeutischen Wirkung von Naturstoffen ist Cafestol ein interessanter Kandidat für die Behandlung von akuten und chronischen Entzündungen in Kombination mit anderen entzündungshemmenden Medikamenten.
Zusammenfassend unterstreichen diese Erkenntnisse positive Wirkungen von Cafestol, die dazu beitragen können, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Entzündungen entgegenzuwirken.
Cafestol und Gefäßgesundheit
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehen üblicherweise mit einer Störung der Gefäßgesundheit, insbesondere einer Störung der Endothelfunktion einher. Verschiedene Studien belegen, dass Cafestol einen positiven Einfluss auf die Gefäßgesundheit und auf den Zustand und die Funktion der Gefäße allgemein hat.6
Cafestol hat eine entzündungshemmende Wirkung: Es hemmt die Bildung bestimmter entzündungsfördernder, als Zytokine bezeichneter Botenstoffe, im Gefäßendothel. Es wirkt darüber hinaus der Neubildung von Blutgefäßen entgegen. Diesen Prozess bezeichnet man als Angiogenese.
Die Angiogenese ist ein wichtiger Vorgang im Zuge der normalen Entwicklung. Unkontrollierte Gefäßneubildung kann jedoch auch zu Tumorwachstum und -verbreitung beitragen.
Der Einfluss von Cafestol auf das Herz-Kreislauf-System ist sehr komplex. Cafestol hat sowohl einen positiven Einfluss auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit als auch Effekte, die die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.
Zum Teil widersprüchliche Studienergebnisse entstehen beispielsweise durch:
- Unterschiede in der Datenerhebung: Basieren die gewonnenen Daten auf Selbstauskünften? Oder basieren die Daten auf konkreten Messwerten?
- Unterschiede im Cafestol: Wurde gereinigtes Cafestol verwendet? Oder wurden Mischungen aus Cafestol und Kahweol eingesetzt? Basieren die Daten auf der Verwendung von Kaffeezubereitungen, in denen der Cafestolgehalt bestimmt wurde
- Unterschiedliche Voraussetzungen der Studienteilnehmer: Waren die Teilnehmenden gesund? Oder hatten sie Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems beziehungsweise Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Zusätzlich erschwert wird die Einordnung von Cafestol hinsichtlich seiner Wirkung auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit durch den Einfluss der Kaffee-Zubereitungsart auf den Cafestolgehalt im Kaffeegetränk. Dieser schwankt bei verschiedenen Brühtechniken deutlich.
Um den tatsächlichen Zusammenhang zwischen Cafestol und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verstehen, bedarf es umfassender weiterer Forschung. Insbesondere Langzeitstudien können zum Verständnis beitragen.
Molekulare Mechanismen des Einflusses von Cafestol auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit
Die präklinische Forschung an Tieren liefert erste wichtige Erkenntnisse über die Mechanismen, wie Cafestol die Herz-Kreislauf-Gesundheit beeinflusst.6
Einer der wichtigsten Mechanismen betrifft die Beeinflussung des Fettstoffwechsels. Cafestol greift unter anderem in die Cholesterinproduktion, den Gallensäure- und den Lipoproteinstoffwechsel ein. Bei Nagetieren führt Cafestol zur Steigerung der Cholesterinproduktion und zur gleichzeitigen Hemmung der Gallensäurebildung. Grund hierfür ist der Eingriff von Cafestol in die Regulation von Genen, die am Fettstoffwechsel beteiligt sind.
Je nach Kontext kann Cafestol offenbar entzündungsfördernd und entzündungshemmend sein. Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Cafestol unter anderem durch Veränderung des Cholesterin-Stoffwechsels Einfluss auf Entzündungen nimmt. Cholesterin-Stoffwechselprodukte spielen als Signalmoleküle eine wichtige Rolle bei entzündungsfördernden Prozessen. Deswegen ist ein gestörter Cholesterin-Stoffwechsel eng an Entzündungsprozesse gekoppelt.6
In bestimmten Zusammenhängen weist Cafestol aber auch entzündungshemmende Eigenschaften auf. Bei krebsbedingten Entzündungen scheint es entzündliche Signalwege zu beeinflussen. Möglicherweise beeinflusst es darüber hinaus entzündliche Reaktionen auf Umweltgifte. Hierzu steigert es die Aktivität bestimmter Entgiftungsenzyme, die Verbindungen unschädlich machen, die unser Erbgut verändern können.
Seine entzündungshemmende Wirkung macht Cafestol unter anderem interessant für die Behandlung von Erkrankungen, die mit chronischen Entzündungen verbunden sind. Dazu gehört unter anderem auch das metabolische Syndrom.6 Das metabolische Syndrom spielt als Risikofaktor für den Schlaganfall und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine bedeutende Rolle.
Weitere Forschung ist notwendig, um zu klären, unter welchen Bedingungen Cafestol entzündungsfördernd und unter welchen es entzündungshemmend wirkt.
Cafestol hemmt die Angiogenese. Diese ist wichtig für verschiedene natürliche und krankhafte Prozesse wie Wundheilung, aber auch Tumorwachtum. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Cafestol zur Regulierung des Gefäßumbaus beitragen kann. Es hemmt entzündungsfördernde Botenstoffe, die an einer gestörten Gefäßfunktion und der Entstehung von Arteriosklerose beteiligt sind.
Durch gezielte Beeinflussung wichtiger molekularer Signalwege könnte Cafestol also dazu beitragen, die gesunden Gefäßfunktionen aufrechtzuerhalten und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.
Weitere Eigenschaften von Cafestol
Cafestol und Krebs
Cafestol wirkt in verschiedenen Stadien der Krebsentwicklung hemmend:1
- Es verhindert die Einleitung der Tumorentstehung.
- Es hemmt die Vermehrung der Tumorzellen.
- Es wirkt der Absiedlung von Tumorzellen in andere Gewebe, also der Metastasierung, entgegen.
Cafestol bewirkt gemeinsam mit Kahweol eine Hemmung der Produktion und/oder der Aktivität von Enzymen, die an der Aktivierung verschiedener krebserregender Stoffe (Karzinogene) beteiligt sind. Die gehemmten Enzyme gehören zur CYP450- Familie. Das ist eine Gruppe von Enzymen, die unter anderem für die Verstoffwechselung von Medikamenten benötigt werden.
In der Leber unterstützen sie allgemein den Abbau organischer Substanzen. Sie können aber auch Vorstufen von Kanzerogenen in deren reaktive Form umwandeln.22
Weiterhin aktiviert Cafestol in Kombination mit Kahweol die Gluthation-S-Transferase (GST). Die GST ist von entscheidender Bedeutung für verschiedene Entgiftungsprozesse im Körper. Cafestol greift in wichtige Signalwege ein, wodurch es die verschiedenen Stadien der Krebsentwicklung blockiert.1
Seine krebshemmenden Eigenschaften und seine entgiftende Wirkung in der Leber deuten auf das Potenzial hin, insbesondere das Auftreten von Leberkrebs zu verhindern.1
Es gibt weiterhin Hinweise darauf, dass Cafestol in Signalwege des programmierten Zelltods (Apoptose) eingreifen und so die Vermehrung von Tumorzellen verhindern kann.1 Wird der Apoptose-Signalweg in einer Zelle aktiviert, tötet sich diese Zelle selbst, ohne eine Entzündungsreaktion auszulösen. Verschiedene Signale können eine Zelle als ungesund und geschädigt markieren.
Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn das Erbgut der Zelle so stark beschädigt ist, dass eine Reparatur nicht mehr möglich oder zu aufwendig ist. Um zu verhindern, dass das beschädigte Erbgut weitergegeben wird, wird die Apoptose eingeleitet. Cafestol reguliert die Bildung von Proteinen herunter, die den programmierten Zelltod hemmen.
Die beiden Diterpene Cafestol und Kawehol verstärken über ihre eigene krebshemmende Wirkung hinaus die Wirkung verschiedener Krebsmedikamente.1
Das Wachstum von Tumoren und die Metastasenbildung erfordern meist eine Bildung neuer Blutgefäße. Diese wird als Angiogenese bezeichnet. Über die neuen Blutgefäße werden Tumoren mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt, die sie für ihr weiteres Wachstum brauchen.
Sowohl Cafestol als auch Kahweol zeigten in Experimenten eine Angiogenese-hemmende Wirkung. Diese ist bei Kahweol allerdings stärker als bei Cafestol.1
Cafestol und Diabetes
In vitro Experimente mit insulinproduzierenden Tumorzellen der Bauchspeicheldrüse von Ratten zeigten, dass bestimmte Konzentrationen (10-6 M und 10-8 M) von Cafestol die Insulinausschüttung der Zellen nach einer Stunde akut um 12 bis 16 Prozent erhöhten. Nachdem die Zellen dem Cafestol über 72 Stunden ausgesetzt waren, stieg die Insulinausschüttung sogar um 34 bis 68 Prozent.
Insulin ist ein Hormon mit blutzuckersenkender Wirkung, das auch beim Menschen von Zellen der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Wurden menschliche Skelettmuskelzellen Cafestol in einer Konzentration von 10-8 M ausgesetzt, zeigte sich darüber hinaus eine Steigerung der Glukoseaufnahme in die Zellen um 8 Prozent. Um die Glukoseaufnahme messen zu können, wurde radioaktiv markierte Glukose verwendet.23
Diese Experimente mit Zellkulturen unter Laborbedingungen liefern erste Hinweise darauf, dass Kaffeetrinker möglicherweise von der anti-diabetischen Wirkung des Cafestols profitieren können. Cafestol könnte dazu beitragen, dass Kaffeetrinker nicht so schnell einen Typ 2 Diabetes mellitus entwickeln. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen unter natürlichen Bedingungen ist daher von therapeutischem Interesse.
Eine Studie, die im September 2024 veröffentlicht wurde, untersuchte die anti-diabetische Wirkung von gereinigtem Cafestol an 40 gesunden Männern und Frauen im Alter von 25 bis 78 Jahren.16 Die Teilnehmenden hatten einen erhöhten Taillenumfang. Zudem hatten sie ein erhöhtes Risiko, einen Diabetes mellitus vom Typ 2 zu entwickeln.
Die Wissenschaftler untersuchten die Auswirkung des Cafestols auf die Fähigkeit der Körperzellen, auf das blutzuckersenkende Hormon Insulin zu reagieren. Auch ein weiterer Stoffwechselwert wurde untersucht: Die Gamma-Glutamyltransferase. Erhöhte Werte dieses Enzyms werden mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht.
Die Studienteilnehmenden wurden zufällig in Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt über 12 Wochen das gereinigte Cafestol, die andere Gruppe ein Placebo, also ein Scheinpräparat ohne den Wirkstoff. Die Studienergebnisse zeigten, dass die tägliche zweimalige Einnahme von je 6 Milligramm Cafestol weder die Empfindlichkeit der Zellen gegenüber Insulin verbesserte, noch die Glukosetoleranz. Die mit Cafestol Behandelten konnten den Zucker Glukose nach der Aufnahme von Kohlenhydraten also nicht besser verwerten als die Placebo-Behandelten.
Cafestolgehalt in French Press Kaffee und Türkischem Kaffee/Kochkaffee. Die in der im September 2024 veröffentlichten Studie täglich verabreichte Gesamtmenge an aufgereinigtem Cafestol entspricht dem Cafestolgehalt von etwa 4 Tassen French Press Kaffee à 150 ml oder zwei bis drei Tassen Türkischem Kaffee beziehungsweise Kochkaffee.16
Teilnehmende, die mit Cafestol behandelt wurden, konnten allerdings ihr Körpergewicht um zwei Prozent senken. Auch das Volumen des um die Eingeweide liegenden Bauchfetts nahm um fünf Prozent ab. Die Cafestolbehandlung senkte darüber hinaus die Gamma-Glutamyltransferase-Werte.
Was ist die Gamma-Glutamyltransferase?
Die Gamma-Glutamyltransferase (GGT)24,25 kommt in verschiedenen Körperorganen vor, darunter Leber, Nieren und Milz. Die mittels Blutdiagnostik bestimmte GGT stammt aus der Leber. Deswegen gibt der GGT-Blutwert Aufschluss über Leber- und Gallenwegserkrankungen und kann zur Kontrolle von andauerndem übermäßigem Alkoholkonsum eingesetzt werden.
Stark erhöhte GGT-Werte weisen unter anderem auf eine Leberschädigung durch Giftstoffe oder eine alkoholbedingte Hepatitis (Entzündung der Leber) hin. Mäßig erhöhte Werte können beispielsweise durch eine chronische Hepatitis oder Lebertumoren und -metastasen verursacht werden.
Schwach erhöhte GGT-Werte können zum Beispiel im Rahmen einer Fettleber oder eines Diabetes mellitus auftreten. Vor allem, wenn nur die Gamma-Glutamyltransferase erhöht ist, während die anderen Leberwerte im Normbereich liegen, kann ein Diabetes mellitus oder eine Herzerkrankung dahinterstecken. Deswegen spricht die Senkung der GGT-Werte durch das Cafestol für seine anti-diabetische Wirkung.
Referenzbereich der Gamma-Glutamyltransferase:
- Frauen: unter 40 U/l (unter 0,67 μkat/l)
- Männer: unter 60 U/l (unter 1,0 μkat/l)
Übergewicht, viszerales Bauchfett, ein erhöhter Taillenumfang und erhöhte Gamma-Glutamyltransferase-Werte können zu einem erhöhten Diabetesrisiko beitragen. Daher könnte Cafestol durch Reduktion dieser Risikofaktoren indirekt der Entwicklung eines Diabetes entgegensteuern.
Auch eine direkte Wirkung des Cafestols auf die Insulinempfindlichkeit der Zellen und die Glukosetoleranz des Körpers ist bei höherer Dosierung und längerer Anwendung denkbar. Es sind daher weitere Studien mit unterschiedlichen Dosierungen und Anwendungszeiträumen erforderlich.
Cafestol und Knochenerkrankungen
Viele Menschen leiden unter Knochenerkrankungen, die mit einem Abbau von Knochensubstanz verbunden sind. Zu diesen Erkrankungen zählen beispielsweise die Osteoporose und die rheumatoide Arthritis. Sie entstehen durch ein Ungleichgewicht zwischen den knochen-abbauenden und den knochen-aufbauenden Knochenzellen: den Osteoklasten und Osteoblasten.
Cafestol besitzt Eigenschaften, die das Heranreifen der knochen-abbauenden Osteoklasten aus ihren Vorläuferzellen hemmen.1 Es wird vermutet, dass die entzündungshemmende Wirkung des Cafestols dafür verantwortlich ist. Doch warum sollte eine Entzündungshemmung vor dem Knochenabbau schützen?
Bei der rheumatoiden Arthritis führen die chronischen Entzündungsprozesse beispielsweise zur Veränderung im Knochenstoffwechsel. Dadurch wird der Abbau von Knochensubstanz begünstigt. Das Gleichgewicht zwischen Osteoklasten und Osteoblasten ist also gestört.
Da Cafestol entzündungshemmende Eigenschaften hat, wirkt es diesem Ungleichgewicht entgegen. Das Diterpen Kahweol hemmt den Knochenabbau sogar noch stärker.
Zukünftiger Forschungsbedarf
Um Leitlinien hinsichtlich des Kaffeekonsums anpassen zu können, ist eine Aufklärung der Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Cafestol-Einnahme und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen notwendig. Hierzu muss die Bestimmung der konsumierten Cafestolmenge verbessert werden. Die Auswirkungen des Cafestols auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit sollten zudem für verschiedene Cafestolmengen untersucht werden.
Warum ist das so wichtig? Wenn die Dosis-Wirkungs-Beziehung bekannt ist, erlaubt das die Bestimmung eines Schwellenwertes. Dieser legt fest, bis zu welcher Menge Cafestol die positiven Einflüsse auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit überwiegen und ab wann das Cafestol eher negative Auswirkungen hat.
Auch der Einfluss der Kaffee-Zubereitungsart sollte weiterhin intensiv untersucht werden. Darüber hinaus ist es von Interesse, den Einfluss von Kaffeezusätzen wie Milch, Zucker und Aromen zu untersuchen. Diese können die Bioverfügbarkeit von Cafestol beeinflussen. Das bedeutet, sie bestimmen, wie viel Cafestol wann und wo im Körper seine Wirkung entfalten kann.
Vor allem aber sind Langzeitstudien von enormer Bedeutung, um den möglichen Einfluss von Cafestol auf chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu untersuchen.
Zusammenfassung
Die natürlich in Kaffeebohnen vorkommende Verbindung Cafestol entfaltet vielfältige Wirkung auf verschiedene molekularbiologische Abläufe im menschlichen Körper. Der Einfluss von Cafestol auf diese Prozesse kann sowohl gesundheitsfördernd sein als auch zur Entstehung von Erkrankungen beitragen.
Cafestol kann unter anderem zur Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen, indem es die Blutfette (Gesamt- und vor allem LDL-Cholesterin sowie die Triglyceride) erhöht. Diese können zu Arteriosklerose führen, einem bedeutenden Risikofaktor für den Schlaganfall und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Cafestol hat aber auch Eigenschaften, die den Fettstoffwechsel und andere Prozesse im menschlichen Körper positiv beeinflussen. Aufgrund dieser positiven Eigenschaften ist Cafestol aus therapeutischer Sicht interessant.
Obwohl Cafestol einen negativen Einfluss auf die Blutfette hat, steigert es zugleich die Fettverbrennung. Darüber hinaus wirkt es entzündungshemmend und hat einen positiven Einfluss auf die Gefäßgesundheit. Es zeigt anti-diabetische Wirkung, indem es die Insulinausschüttung und die Aufnahme von Glukose in die Zellen steigert.
Es wirkt dem Knochenabbau entgegen, indem es das Gleichgewicht zwischen abbauenden und aufbauenden Knochenzellen positiv beeinflusst. Auch für die Krebsforschung ist Cafestol interessant: Es hemmt die Tumor- und Metastasenbildung sowie die Gefäßneubildung (Angiogenese) in verschiedenen Stadien der Krebsentwicklung.
Grundsätzlich ist der Einsatz von Cafestol vor allem in Kombination mit anderen Therapeutika denkbar. Hierzu ist jedoch noch weitere Forschung notwendig. Besonders wichtig ist die weitere Aufklärung der Dosis-Wirkungs-Beziehung. So kann ein Schwellenwert ermittelt werden, bis zu dem Cafestol sicher angewendet werden kann und die positiven Effekte des Cafestols überwiegen.
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Autoren
Dipl.-Biol. Claudia Helbig unter Mitarbeit von Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen
Claudia Helbig ist Diplom-Human- und Molekularbiologin und hat zuvor eine Ausbildung zur Arzthelferin absolviert. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Medizinischen Biochemie und Molekularbiologie hat sie Medizinstudenten in Pathobiochemie-Seminaren und Praktika betreut. Nach Ihrer Arbeit in der pharmazeutischen Forschung hat sie in einem Auftragsforschungsinstitut für klinische Studien unter anderem Visiten mit Studienteilnehmern zur Erhebung von Studiendaten durchgeführt und Texte für die Website verfasst. Mit ihrem interdisziplinären Hintergrund und ihrer Leidenschaft zu schreiben möchte sie naturwissenschaftliche Inhalte fachlich fundiert, empathisch und verständlich an Interessierte vermitteln. [mehr]
Quellen
- Cafestol and Kahweol: A Review on Their Bioactivities and Pharmacological Properties – Autoren: Yaqi Ren; Chunlan Wang; Jiakun Xu, Shuaiyu Wang- Publikation: Int. J. Mol. Sci. 2019, 20(17), 4238 – DOI: 10.3390/ijms20174238
- Cafestol and health effects; AccessScience Editors; McGraw Hill (erstellt 2016; heruntergeladen 05.05.2025) – DOI: 10.1036/1097-8542.BR0314161
- Cafestol and kahweol concentrations in workplace machine coffee compared with conventional brewing methods – Autoren: Erik Orrje; Rikard Fristedt; Frederik Rosqvist; Rikard Landberg; David Iggman – Publikation: Nutrition, Metabolism and Cardiovascular Diseases, Volume 0, Issue 0, 103933 – DOI: 10.1016/j.numecd.2025.103933
- Was ist ein Kaffee Percolator?; Tchibo GmbH (abgerufen am 08.05.2025) – URL: https://www.tchibo.de/kaffeeakademie/wiki/percolator
- Auf eine Tasse Kochkaffee; NORR Agency (abgerufen am 08.05.2025) – URL: https://www.norrmagazin.de/unser-skandinavien/news/lemmel-kaffee-kochkaffee/
- The Association between Cafestol and Cardiovascular Diseases: A Comprehensive Review – Autoren: Wen-Rui Hao; Chun-Yao Cheng; Huan-Yuan Chen; Jin-Jer Chen, Tzu-Hurng Cheng, Ju-Chi Liu – Publikation: Medicina 2024, 60(6), 867 – DOI: 10.3390/medicina60060867
- Fettverbrennung und körperliche Aktivität – Autor: Dr. Asker E. Jeukendrup – Publikation: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Jahrgang 56, Nr. 9 (2005) S. 337-338 – URL: https://www.germanjournalsportsmedicine.com/fileadmin/content/archiv2005/heft09/Standarts1.pdf
- Coffee Consumption and Serum Lipids: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Clinical Trials – Autoren: Sun Ha Jee; Jiang He; Lawrence J. Appel; Paul K. Whelton; Ii Suh; Michael J. Klag – Publikation: American Journal of Epidemiology, Volume 153, Issue 4, 15 February 2001, Pages 353–362 – DOI: 10.1093/aje/153.4.353
- Vorsicht beim Büro-Kaffee; Pharmazeutische Zeitung (erstellt am 20.03.2025; abgerufen am 08.05.2025) – Autorin: Laura Rudolph – URL: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/vorsicht-beim-buerokaffee-153945/
- Separate effects of the coffee diterpenes cafestol and kahweol on serum lipids and liver aminotransferases – Autoren: Rob Urgert; Natasja Essed; Guido Van Der Weg; Truus G. Kosmeijer-Schuil; Martijn B. Katan – Publikation: The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 65, Issue 2, February 1997, Pages 519-524 – DOI: 10.1093/ajcn/65.2.519
- The coffee diterpene cafestol increases plasma triacylglycerol by increasing the production rate of large VLDL apolipoprotein B in healthy normolipidemic subjects – Autoren: Baukje De Roos; Muriel J. Caslake; Anton F. H. Stalenhoef; Dorothy Bedford; Pierre Demacker; Martijn B. Katan; Chris J. Packard – Publikation: The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 73, Issue 1, January 2001, Pages 45-52 – DOI: 10.1093/ajcn/73.1.45
- ApoB sagt Herzinfarkte besser voraus als LDL-Cholesterin; Springer Medizin Nachrichten (erstellt am 26.11.2021; abgerufen am 09.05.2025) – Autor: Peter Overbeck – URL: https://www.springermedizin.de/kardiologie/apob-sagt-herzinfarkte-besser-voraus-als-ldl-cholesterin/24654514
- The Cholesterol-Raising Factor from Coffee Beans, Cafestol, as an Agonist Ligand for the Farnesoid and Pregnane X Receptors – Autoren: Marie-Louise Ricketts; Mark V. Boekschoten; Arja J. Kreeft; Guido J. E. J. Hooiveld; Corina J. A. Moen; Michael Müller, Rune R. Frants; Soemini Kasanmoentalib; Sabine M. Post; Hans M. G. Princen; J. Gordon Porter; Martijn B. Katan; Marten H. Hofker; David D. Moore – Publikation: Molecular Endocrinology, Volume 21, Issue 7, 1 July 2007, Pages 1603–1616 – DOI: 10.1210/me.2007-0133
- WMA Deklaration von Helsinki – Ethische Grundsätze für die medizinische Forschung am Menschen; Weltärztebund (World Medical Association, WMA); (erstellt 2013; abgerufen am 14.05.2025) – URL: https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/_old-files/downloads/pdf-Ordner/International/Deklaration_von_Helsinki_2013_20190905.pdf
- The cholesterol-raising factor from coffee beans – Autoren: R. Urgert; M. B. Katan – Publikation: Annual Review of Nutrition Vol. 17:305-324 (Volume publication date July 1997) – DOI: 10.1146/annurev.nutr.17.1.305
- Effects of 12-Week Supplementation with Coffee Diterpene Cafestol in Healthy Subjects with Increased Waist Circumference: A Randomized, Placebo-Controlled Trial – Autoren: Frederik D. Mellbye; Mi D. Nguyen; Kjeld Hermansen; Per B. Jeppesen; Zheer K. Al-Mashhadi; Steffen Ringgaard; Søren Gregersen – Publikation: Nutrients 2024, 16(19), 3232 – DOI: 10.3390/nu16193232
- Diterpenes from coffee beans decrease serum levels of lipoprotein(a) in humans: results from four randomised controlled trials – Autoren: R. Urgert; M. Weusten-van der Wouw; R. Hovenier; S. Meyboom; A. C. Beynen; M. B. Katan – Publikation: Eur J Clin Nutr 51, 431–436 (1997) – DOI: 10.1038/sj.ejcn.1600414
- Cyclooxygenase-2 (COX-2) in Inflammatory and Degenerative Brain Diseases – Autorin: Luisa Minghetti – Publikation: Journal of Neuropathology & Experimental Neurology, Volume 63, Issue 9, September 2004, Pages 901–910 – DOI: 10.1093/jnen/63.9.901
- Pschyrembel Klinisches Wörterbuch; 266. aktualisierte Auflage; 2014 – Autoren: Willibald Pschyrembel; Ulrike Arnold – Publikation: Walter de Gruyter & Co. Verlag; Berlin – ISBN: 978-3-11-033997-0
- Cafestol Inhibits Cyclic‐Strain‐Induced Interleukin‐8, Intercellular Adhesion Molecule‐1, and Monocyte Chemoattractant Protein‐1 Production in Vascular Endothelial Cells – Autoren: Wen-Rui Hao; Li-Chin Sung; Chun-Chao Chen; Po-Yuan Chen; Tzu-Hurng Cheng; Hung-Hsing Chao; Ju-Chi Liu; Jin-Jer Chen – Publikation: Oxidative Medicine and Cellular Longevity, 2018, 7861518, 10 pages, 2018 – DOI: 10.1155/2018/7861518
- MCP-1: Function, regulation, and involvement in disease – Autoren: Sanjiv Singh; D. Anshita; V. Ravichandiran – Publikation: International Immunopharmacology, Volume 101, Part B, December 2021, 107598 – DOI: 10.1016/j.intimp.2021.107598
- The role of cytochrome P450 enzymes in carcinogen activation and detoxication: an in vivo–in vitro paradox – Autoren: Lindsay Reed; Volker M. Arlt; David H. Phillips – Publikation: Carcinogenesis, Volume 39, Issue 7, July 2018, Pages 851–859 – DOI:10.1093/carcin/bgy058
- Cafestol, a Bioactive Substance in Coffee, Stimulates Insulin Secretion and Increases Glucose Uptake in Muscle Cells: Studies in Vitro – Autoren: Fredrik Brustad Mellbye; Per Bendix Jeppesen; Kjeld Hermansen; Søren Gregersen – Publikation: J. Nat. Prod. 2015, 78, 10, 2447–2451 – DOI: 10.1021/acs.jnatprod.5b00481
- Klinikleitfaden Labordiagnostik (2024), 8. Auflage – Autoren: Bernhard O. Böhm; Christoph Niederau; Matthias Peter Aymanns – Publikation: Elsevier Verlag; München – ISBN: 978-3-437-05604-8; 978-3-437-21094-5
- Leberwerte und ihre Bedeutung; Deutsche Leberhilfe e. V (erstellt 10/2023; heruntergeladen am 14.05.2025) – Autor: Ingo van Thiel – URL: https://www.leberhilfe.org/wp-content/uploads/2023/10/Leberwerte-Bedeutung_online.pdf