Welche Reha-Klinik ist die richtige? ▷ Rehabilitation
Hintergrund
Viele Patientinnen und Patienten werden nach der Akutversorgung in einer Rehabilitationsklinik (Reha-Klinik) weiterbehandelt, um beeinträchtigte körperliche und kognitive Funktionen wiederzuerlangen oder zu verbessern. Auch psychische Probleme wie eine Depression – der sogenannten Post Stroke Depression (PSD) – werden in einer Reha-Klinik behandelt.
Patienten haben – ebenso wie ihre Angehörigen – Einfluss auf die Auswahl der Reha-Klinik und deren Behandlungskonzepte. (Wunsch- und Wahlrecht nach § 8 SGB IX) Die Wahl der geeigneten Reha-Klinik hängt von verschiedenen Faktoren ab, die bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden müssen. Dabei kann nicht immer dem Wunsch des Patienten/der Patientin und deren Angehörigen nach der idealen Reha-Klink entsprochen werden.
Beantragung einer Rehabilitation
Eine Rehabilitation (Reha) wird von Patienten und Patientinnen selbst bzw. mit der Hilfe anderer beantragt.
Bei einem positiven Entscheid wird eine Reha in der Regel zunächst für drei Wochen bewilligt, unabhängig vom Kostenträger. Eine Verlängerung ist auf Antragstellung mit ärztlicher Begründung möglich und nach einem Schlaganfall häufig erforderlich.
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Bei der Beantragung der Reha sind die behandelnden Ärzte und der Sozialdienst im Krankenhaus behilflich, indem sie die nötigen Befunde zusammenstellen, Anträge der Krankenkasse ausfüllen und beraten, welche Reha-Klinik geeignet ist.
Welche Faktoren sind bei der Wahl der richtigen Reha-Klinik zu berücksichtigen?
Zu den wichtigsten Faktoren, die bei der Wahl einer geeigneten Reha-Klinik berücksichtigt werden, zählen:
- fachliche Spezialisierung der Klinik bezogen auf die Art des Schlaganfalls
- fachliche Spezialisierung der Klinik bezogen auf die Schwere des Schlaganfalls und die Folgen
- Art der Rehabilitation und Therapieangebote
- örtliche, persönliche und zeitliche Faktoren
Die Art des Schlaganfalls
Einige Reha-Kliniken sind auf die Behandlung bestimmter Arten von Schlaganfällen spezialisiert. Der Schlaganfall umfasst eine Gruppe von verschiedenartigen Krankheiten, bei denen es zu einer Hirnschädigung unterschiedlichen Ausmaßes kommt.
Die Schlaganfall-Arten unterscheiden sich, weil sie unterschiedliche Ursachen haben. Die beiden häufigsten Arten sind der ischämische Schlaganfall bzw. der Hirninfarkt und der hämorrhagische Schlaganfall bzw. die Hirnblutung. Je schwerer das Gehirn geschädigt wurde, desto stärker sind die verschiedenen Schlaganfall-Folgen ausgeprägt.
Schweregrad und Folgen
Die Schwere des Schlaganfalls und die daraus resultierenden körperlichen, geistigen und seelischen Folgen können bei der Auswahl der richtigen Reha-Klinik ebenfalls eine Rolle spielen. Einige Kliniken konzentrieren sich auf Patienten mit schwereren Beeinträchtigungen, während andere sich auf die Rehabilitation von Patienten mit milderen Beeinträchtigungen konzentrieren.
Art der Rehabilitation und spezielle Therapieangebote
Aufgrund der verschiedenen Schlaganfall-Folgen ist die Rehabilitation auf die individuellen Bedürfnisse und Hilfebedarfe von Patienten wie z. B. Physiotherapie, Ergotherapie oder Sprachtherapie ausgerichtet. Es ist empfehlenswert, eine Reha-Klink zu wählen, die jene Art der Rehabilitation anbietet, welche für den Patienten individuell am besten geeignet ist.
Einige Kliniken verfügen über spezielle Therapieangebote wie beispielsweise Robotik, Reittherapie, Musiktherapie oder ein Schwimmbad.
Örtliche, persönliche und zeitliche Faktoren
Patienten und Angehörige möchten am liebsten in eine Reha-Klinik, die nahe am eigenen Wohnort oder dem Wohnort der Angehörigen liegt. Doch nicht immer befindet sich die für den Patienten/die Patientin fachlich am besten geeignete Reha-Klink in örtlicher Nähe. Auch der zeitliche Faktor spielt eine Rolle. Nicht immer hat eine Reha-Klinik zum Zeitpunkt der Beantragung freie Kapazitäten. Es empfiehlt sich daher, den Radius bei der Suche zu erweitern und die Spezialisierung der Klinik in den Entscheidungsprozess einzubeziehen.
Tipps für die Auswahl der geeigneten Reha-Klinik
- Holen Sie sich Rat bei den behandelnden Ärztinnen und Ärzten und dem Sozialdienst ein.
- Beschränken Sie sich nicht auf örtliche Kriterien. Eine weiter entfernt gelegene Reha-Klinik kann aufgrund ihrer Spezialisierung besser geeignet sein – eine Liste mit Reha-Kliniken sortiert nach Bundesland.
- Verschaffen Sie sich einen Überblick über Möglichkeiten, mit denen Sie die Wartezeit auf einen Reha-Platz überbrücken können. Kann beispielsweise übergangsweise eine ambulante Reha im häuslichen Umfeld durchgeführt werden?
Wunsch und Wirklichkeit
Die Situation in Reha-Kliniken ist derzeit angespannt. Es fehlt an freien Betten, sodass Patientinnen und Patienten unter Umständen auf einen Reha-Platz warten müssen. Der derzeitige Fachkräftemangel macht sich auch in den Reha-Kliniken bemerkbar. Es werden weniger Therapieeinheiten durchgeführt, als eigentlich nötig wären.
Das macht die Suche nach einer geeigneten Reha-Klinik zu einem komplexen Prozess, der viel Geduld und Recherche erfordert. Umso wichtiger ist es, optimistisch zu bleiben und sich Unterstützung zu holen. Anlaufstellen für Unterstützung sind beispielsweise Selbsthilfegruppen, Patientenorganisation und Wohlfahrtsverbände.
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Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autorin
Dr. med. Karin Kelle-Herfurth, MHBA ist selbständige Beraterin in Hamburg. Sie begleitet Solo-Selbständige und Menschen in Führung nach Krankheit in der Neuausrichtung und berät zu gesunder Lebens- und Unternehmensführung. Als Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin liegt ihr Fokus in der Prävention und beruflichen Rehabilitation. Dies verknüpft sie als Gesundheitsökonomin mit dem Blick auf neue Arbeitskonzepte und Organisationsstrukturen im digitalen Zeitalter. [mehr]
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