Wie hoch ist das Risiko für einen weiteren Schlaganfall? ▷ Zahlen und Ursachen

Nach einem Schlaganfall ist das Risiko für einen weiteren Schlaganfall erhöht (Foto: meeboonstudio | Shutterstock)
In diesem Artikel:
- Das Wichtigste in Kürze
- Unsicherheit und Ängste nach einem Schlaganfall
- Wie häufig ist ein Schlaganfall?
- Wie wahrscheinlich ist ein weiterer Schlaganfall?
- Risikofaktoren für einen Schlaganfall
- Tipps: So schützen Sie sich vor einem erneuten Schlaganfall
Das Wichtigste in Kürze:
Für alle, die gleich in die Tiefe gehen und mehr wissen möchten: Hier geht es zur ausführlichen Version des Artikels.Nach einem Schlaganfall ist das Risiko für einen weiteren Schlaganfall erhöht.
Auf individueller Ebene ist es nicht möglich, vorherzusagen, ob nach dem ersten noch ein weiterer Schlaganfall auftreten wird. Und die Ergebnisse der einzelnen Studien schwanken aufgrund der berücksichtigten verschiedenen Daten und Schlaganfallformen stark.
Im ersten Jahr liegt das Risiko zwischen 5,7 und 17,7 Prozent. Das Wiederholungsrisiko steigt mit der Zeit und unterliegt einer großen Schwankungsbreite.2
Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen oder Vorhofflimmern erhöhen die Gefahr eines erneuten Schlaganfalls.
Bei Menschen, die einen ersten Schlaganfall erlitten haben, ist das Schlaganfallrisiko generell höher im Vergleich zu Menschen, bei denen noch nie ein Schlaganfall aufgetreten ist.
Auch die Form des Schlaganfalls hat Einfluss auf das Wiederholungsrisiko. So ist das Risiko eines erneuten Schlaganfalls nach einer TIA oder einem kleinen Schlaganfall etwas niedriger als nach einem schweren Schlaganfall.
Eine gezielte Behandlung der Schlaganfallursache und ein gesunder Lebensstil können das Risiko deutlich senken.
Der Schlaganfall ist ein Notfall. Warnzeichen wie plötzlich auftretende Sprach- oder Sehstörungen, Lähmungen oder starke Kopfschmerzen sollten daher ernst genommen und notärztlich untersucht werden.
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Unsicherheit und Ängste nach einem Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall müssen Betroffene nicht nur mit den direkten körperlichen Folgen der Erkrankung umgehen. Viele Menschen fühlen sich nach dem Ereignis unsicher oder ängstlich.
Ein Schlaganfall kommt oft ohne Vorwarnung. Von einer Sekunde auf die andere treten plötzlich Symptome auf. Ein solches Ereignis kann traumatisch sein.
Viele Betroffene und Angehörige stellen sich deshalb die Frage: Kann so etwas jederzeit wieder passieren?
Auf individueller Ebene ist es nicht möglich, vorherzusagen, ob nach dem ersten noch ein weiterer Schlaganfall auftreten wird.
Trotzdem gibt es verschiedene Faktoren, die das Wiederholungsrisiko beeinflussen und mit deren Hilfe sich die Wahrscheinlichkeit für ein erneutes Ereignis je nach Situation abschätzen lässt.
Wie häufig ist ein Schlaganfall?
Bei Menschen, die einen ersten Schlaganfall erlitten haben, ist das Schlaganfallrisiko generell höher im Vergleich zu Menschen, bei denen noch nie ein Schlaganfall aufgetreten ist.
Auf die gesamte Bevölkerung bezogen liegt die Schlaganfallhäufigkeit in Ländern mit hohem Einkommen wie Deutschland bei ungefähr 100 Fällen pro 100.000 Menschen pro Jahr.1 Das bedeutet, dass jedes Jahr ungefähr jeder Tausendste Mensch einen Schlaganfall erleidet.
In Ländern mit mittlerem oder niedrigem Einkommen ist die Häufigkeit bis zu doppelt so hoch. Gründe dafür sind unter anderem häufigere Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck, ein niedrigerer Bildungsstand und ein schlechterer Zugang zum Gesundheitssystem.1
Wie wahrscheinlich ist ein weiterer Schlaganfall?
Verschiedenen Studien zufolge liegt das Risiko für einen erneuten Schlaganfall im ersten Jahr zwischen 5,7 und 17,7 Prozent. In den folgenden Jahren sinkt das Risiko tendenziell etwas.
Wenn man einen längeren Zeitraum betrachtet, steigt das Gesamtrisiko dennoch an, da sich die Risiken der einzelnen Jahre addieren.2

Das Wiederholungsrisiko steigt mit der Zeit und unterliegt einer großen Schwankungsbreite. Nach einem Jahr liegt es zwischen 5,7 und 17,7 Prozent, nach 5 Jahren zwischen 14 und 26 Prozent.2
Insgesamt schwanken die Ergebnisse der einzelnen Studien stark.
Das liegt unter anderem daran, dass verschiedene Patientengruppen untersucht wurden. So zum Beispiel unterschiedliche Altersgruppen oder Menschen aus verschiedenen Ländern. Ein weiterer Grund: Die Studien beziehen sich auf unterschiedliche Formen des Schlaganfalls.
Unterschiedliche Formen des Schlaganfalls
Schlaganfälle lassen sich je nach Ursache in verschiedene Unterformen einteilen.3 Je nach Unterform unterscheidet sich auch das Wiederholungsrisiko:2
- Arteriosklerotische Veränderungen großer Arterien (Makroangiopathie): Höheres Wiederholungsrisiko als bei anderen Unterformen.
- Blutgerinnsel aus dem Herzen (Kardiale Embolie): Höheres Wiederholungsrisiko als bei anderen Unterformen
- Veränderungen kleiner Arterien (Mikroangiopathie): Geringeres Wiederholungsrisiko als bei anderen Unterformen. Erneute Schlaganfälle haben häufiger eine andere Ursache.
- Hirnblutung: Eher geringeres Wiederholungsrisiko von 2,1 Prozent im ersten Jahr für eine erneute Hirnblutung. Zusätzlich Risiko von 1,3 Prozent für einen Schlaganfall anderer Ursache im Jahr nach der Blutung.4
Nach einer TIA, also einer vorübergehenden Durchblutungsstörung, oder einem Schlaganfall mit nur geringen Symptomen (minor stroke) liegt das Risiko für einen erneuten Schlaganfall einer aktuellen Übersichtsarbeit zufolge im ersten Jahr bei 5,9 Prozent. In den Folgejahren beträgt es jährlich etwa 1,8 Prozent.
Daraus ergibt sich ein kumulatives Risiko von 12,5 Prozent nach fünf Jahren und 19,8 Prozent nach zehn Jahren.5
Das Risiko eines erneuten Schlaganfalls ist nach einer TIA oder einem kleinen Schlaganfall somit etwas niedriger als nach einem schweren Schlaganfall.
Dennoch sollte gerade nach einem solchen Ereignis alles darangesetzt werden, einen erneuten Schlaganfall zu verhindern, da dieser oft mit schwereren neurologischen Beeinträchtigungen einhergeht.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Neben der Schlaganfall-Unterform beeinflussen auch andere Faktoren das Risiko für ein erneutes Auftreten erheblich.
Die bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck (besonders unbehandelt), Diabetes und Rauchen erhöhen nicht nur das Risiko für einen Schlaganfall insgesamt, sondern auch das Wiederholungsrisiko.
Weitere Faktoren, die das Risiko für einen erneuten Schlaganfall erhöhen, sind Vorhofflimmern und eine koronare Herzkrankheit (KHK).2
Ist das Risiko beeinflussbar?
Nach einem Schlaganfall – unabhängig von seiner Form – besteht ein erhebliches Risiko für ein erneutes Ereignis. Dieses Risiko lässt sich allerdings gezielt senken.
Im Wesentlichen kann die Gefahr eines weiteren Schlaganfalls durch zwei Maßnahmen vermindert werden:
1. Kontrolle der allgemeinen Risikofaktoren:
- Behandlung von Bluthochdruck und Diabetes
- ausreichend Bewegung
- ausgewogene Ernährung
- Verzicht auf Rauchen
2. Spezifische Behandlung der Schlaganfallursache:
- Blutverdünnung (Antikoagulation) bei Vorhofflimmern
- Operation oder optimierte medikamentöse Therapie bei Engstellen der Halsschlagader (Karotisstenose)
- Thrombozytenfunktionshemmer und Cholesterinsenker wie Statine bei Erkrankungen der kleinen oder großen Arterien
Selbst aktiv werden: So schützen Sie sich
Auch wenn es eine hundertprozentige Sicherheit nie geben kann, bestehen einige Stellschrauben, auf die alle Betroffenen Einfluss haben.
So können Sie aktiv dazu beitragen, Ihr Leben nach einem Schlaganfall selbstbestimmt zu gestalten:
- Es lohnt sich, die Risikofaktoren im Blick zu behalten und konsequent zu behandeln. Wer nach einem Schlaganfall regelmäßig ärztliche Kontrollen wahrnimmt, Medikamente zuverlässig einnimmt und seinen Lebensstil gesund gestaltet, kann das Risiko für einen weiteren Schlaganfall deutlich senken.
- Der Schlaganfall ist ein Notfall. Warnzeichen wie plötzlich auftretende Sprach- oder Sehstörungen, Lähmungen oder starke Kopfschmerzen sollten daher ernst genommen und notärztlich untersucht werden.
- Sprechen Sie auch mit Ihren Ärztinnen und Ärzten über Ihre persönliche Situation und lassen Sie sich beraten, welche Maßnahmen für Sie individuell sinnvoll sind.
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Artikel aktualisiert am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autor
Dr. med. Johannes Heinemann Facharzt für Neurologie an der Universitätsklinik Freiburg Dr. Johannes Heinemann ist Facharzt für Neurologie an der Universitätsklinik Freiburg. Sein klinischer Schwerpunkt ist die Notfall- und Intensivneurologie. Die Akutbehandlung von Schlaganfallpatienten bereitet ihm große Freude, da hier schnelle Entscheidungen und präzises Handeln gefragt sind. Sein Ziel ist es, Wissen über den Schlaganfall und seine Behandlung verständlich und praxisnah zu vermitteln, um Betroffenen und ihren Angehörigen zu helfen, den Weg der Genesung und Prävention besser zu verstehen und zu meistern. [mehr]
Quellen
- Global Epidemiology of Stroke and Access to Acute Ischemic Stroke Interventions – Autoren: Saini V, Guada L, Yavagal DR – Publikation: Neurology. 2021 Nov 16;97(20 Suppl 2), S. 6-16 – DOI: 10.1212/WNL.0000000000012781 – PMID: 34785599
- Recurrent Ischemic Stroke – A Systematic Review and Meta-Analysis – Autoren: Kolmos M, Christoffersen L, Kruuse C. – Publikation: J Stroke Cerebrovasc Dis. 2021 Aug;30(8):105935 – DOI: 10.1016/j.jstrokecerebrovasdis.2021.105935 – EPub: 2021 Jun 18 – PMID: 34153594
- Was ist ein Schlaganfall? – Autoren: Dr. med. Thomas Staudacher, stud. med. Nina Siegmar URL: https://schlaganfallbegleitung.de/wissen/schlaganfall (zuletzt aufgerufen am 22.09.2025)
- The risk of recurrent stroke after intracerebral haemorrhage – Autoren: Hanger HC, Wilkinson TJ, Fayez-Iskander N, Sainsbury R – Publikation: J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2007 Aug;78(8):836-40 – DOI: 10.1136/jnnp.2006.106500 – EPub: 2007 Jan 12 – PMCID: PMC2117741
- Long-Term Risk of Stroke After Transient Ischemic Attack or Minor Stroke: A Systematic Review and Meta-Analysis – Autoren: Writing Committee for the PERSIST Collaborators; Khan F, Yogendrakumar V, Lun R, Ganesh A, Barber PA, Lioutas VA, Vinding NE, Algra A, Weimar C, Ögren J, Edwards JD, Swartz RH, Ois A, Giralt-Steinhauer E, Khanevski AN, Leng X, Tian X, Leung TW, Park HK, Bae HJ, Kamouchi M, Ago T, Verburgt E, Verhoeven J, de Leeuw FE, Berghout BP, Ikram MK, Kostev K, Whiteley W, Uehara T, Minematsu K, Ildstad F, Fandler-Höfler S, Aarnio K, von Sarnowski B, Foschi M, Jing J, Baik M, Kim YD, Spampinato MD, Hasegawa Y, Perera K, Purroy F, Dutta D, Yang X, Lippert J, Myers L, Bravata DM, Santos M, Coveney S, Garcia-Esperon C, Levi CR, Lorenzetti DL, Vatanpour S, Wang Y, Albers GW, Lavallee P, Amarenco P, Coutts SB, Hill M – Publikation: JAMA. 2025 May 6;333(17):1508-1519 – DOI: 10.1001/jama.2025.2033 – PMID: 40136306 – PMCID: PMC11947970


