Sex nach dem Schlaganfall ▷ Wann? Wie? - Hilfe und Lösungen
In diesem Artikel:
- Folgen des Schlaganfalls für die Sexualität
- Wann nach dem Schlaganfall ist Sexualität wieder möglich?
- Medikamentöse Nebenwirkungen
- Impotenz – erektile Dysfunktion
- Sexuelle Dysfunktion bei Frauen nach einem Schlaganfall
- Scheidentrockenheit
- Inkontinenz
- Libidoverlust
- Luststeigernde “Medikamente”
- Verhütung
- An wen können sich Betroffene und Interessierte wenden?
- Hilfsmittel, praktikable Stellungen und konkrete Hilfe
- Was sagen Betroffene über ihre Sexualität nach dem Schlaganfall?
Sexualität nach dem Schlaganfall
Körperliche Berührungen und Nähe sind entscheidend für die seelische und auch körperliche Zufriedenheit.1 Es ist bekannt, dass sexuelle Zufriedenheit, eine gesunde partnerschaftliche Beziehung und die Lebenszufriedenheit eng miteinander zusammenhängen.2
Patientinnen und Patienten durchlaufen nach einem Schlaganfall einen Prozess der Selbstakzeptanz und auch der Selbstliebe, um sich wieder auf den Partner oder die Partnerin einlassen zu können. Wie kann man Liebe schenken und empfangen, solange man seinen Körper versucht, neu zu lieben und die Veränderungen im Körper wahrzunehmen und zu akzeptieren?
Wichtig ist es, sich selbst klarzumachen, dass die Gesundheit nach einem Schlaganfall beeinträchtigt ist. Gerade sexuelle Handlungen sind nicht nur durch körperliche Phänomene, sondern auch durch emotionale Aspekte geprägt.
An erster Stelle steht nicht etwa die Diskussion über mögliche Potenz-Probleme, Medikamenten-Nebenwirkungen oder körperliche Einschränkungen. Viel wichtiger ist die Kommunikation mit dem Lebenspartner oder der Lebenspartnerin.
Tipp: Reden Sie offen über Wünsche, Ängste und Hindernisse. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und vertrauen Sie Ihrem Körper. Paare müssen gegebenenfalls mit neuen Positionen, Techniken und Hilfsmitteln experimentieren, um Liebe und Freude zu empfinden und auch schenken zu können.
Die World Health Organisation definiert sexuelle Gesundheit als ein “Zustand des körperlichen, emotionalen, geistigen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf Sexualität”.
Somit ist eine gesunde sexuelle Beziehung nicht “nur” auf das Körperliche beschränkt, sondern mit vielen weiteren Faktoren verknüpft, welche einem oft selber gar nicht ganz klar sind.
Folgen des Schlaganfalls für die Sexualität
Der Schlaganfall zeigt bei Betroffenen nicht nur körperliche, sondern auch psychische Folgen.3
Eine verminderte sexuelle Funktion, eine reduzierte sexuelle Aktivität und eine geringe Zufriedenheit mit dem Sexualleben sind häufig nach einem Schlaganfall.4
Mögliche Folgen eines Schlaganfalls, wie zum Beispiel eine Halbseitenlähmung, Veränderungen der Wahrnehmung und auch Veränderungen in der Fähigkeit, Emotionen auszudrücken und zu interpretieren, können die sexuelle Aktivität beeinflussen. Trotz Verbesserungen der sichtbaren Probleme wie Lähmungen oder Muskelschwäche durch rehabilitative Maßnahmen, können psychische Probleme oder auch noch tiefgehende körperliche Probleme das sexuelle Verlangen und auch die Aktivität beeinflussen.5
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Studien haben gezeigt, dass zwei von drei Schlaganfall-Patienten innerhalb des ersten halben Jahres nach dem Schlaganfall keine sexuellen Aktivitäten durchführen. Auch die sexuelle Zufriedenheit nahm bei der Mehrheit der Betroffenen ab.6
Eine sexuelle Dysfunktion ist ein häufiges Problem unter Schlaganfall-Betroffenen. Es zeigte sich in den Vereinigten Staaten, dass knapp 50 Prozent der Schlaganfall-Überlebenden und gute 30 Prozent der LebenspartnerInnen mit dem Sexualleben nach einem Schlaganfall unzufrieden waren. Ein Drittel der Schlaganfall-Überlebenden und 27 Prozent der EhepartnerInnen gaben sogar an, den Geschlechtsverkehr komplett eingestellt zu haben.7
Es zeigte sich ebenso ein Rückgang des Verlangens und der Zufriedenheit des Sexuallebens nach einem Schlaganfall, sowohl bei Männern als auch bei Frauen.8
Es ist wichtig, sich bereits während der Rehabilitation nach einem Schlaganfall mit dem Thema Sexualität auseinanderzusetzen. Hier kann eine Paartherapie die Lebensqualität von Betroffenen deutlich erhöhen und somit die emotionale und körperliche Gesundheit stärken.9 Die Betroffenen sollten nach einem Schlaganfall gemeinsam mit dem Partner oder der Partnerin mit einem behandelnden Arzt oder einer behandelnden Ärztin über die Intimität und die sexuelle Funktion reden.10
Wichtig zu betonen ist die Tatsache, dass sexuelle Aktivität nach einem Schlaganfall vertretbar, zumutbar und auch angemessen ist. Von sexuellen Handlungen geht meist keine Gefahr aus.11
Wann nach dem Schlaganfall ist Sexualität wieder möglich?
Eine wichtige und häufig gestellte Frage ist, ab welchem Zeitpunkt Geschlechtsverkehr nach dem Schlaganfall wieder vertretbar ist und der Erholung nicht schadet.
Kausal kann man nicht für alle Betroffenen einen bestimmten Zeitrahmen festlegen. Die notwendige körperliche Schonung nach einem Schlaganfall kann sehr unterschiedlich sein. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Größe des Infarktgebiets, die daraus resultierenden Schäden und bleibenden Beeinträchtigungen sowie der seelische und körperliche Zustand in der Zeit der Rehabilitation.
Hier ist es auch wichtig, dass sich jeder selber einen Überblick über seine körperliche Leistungsfähigkeit machen sollte. Nur weil ein Arzt sagt, dass nach 2 Monaten nichts gegen sexuelle Aktivität spricht, heißt das nicht, dass man sich subjektiv als leistungsfähig einschätzt.
Lähmungen
Eine Paraparese, also eine Lähmung beider Beine, fordert alle Beteiligten heraus. Hierbei ist auf neue Positionen und auch mögliche Hilfsmittel zurückzugreifen, um sich das Liebesleben attraktiver zu gestalten. Hilfreich ist es immer, wenn der oder die Betroffene auf dem Rücken liegt und dadurch die ”inaktive” Komponente übernimmt. Der Partner oder die Partnerin kann dann den “aktiveren” oberen Part übernehmen. Wenn die Frau oben sitzt, bezeichnet man das auch als Reiterstellung, wenn der Mann oben ist, nennt man es Missionarsstellung.
Aphasie
Probleme des Sprach- und Sprechvermögens sind nach einem Schlaganfall keine Seltenheit. Die Hauptproblematik liegt in der Kommunikation vor, während und auch nach dem Geschlechtsakt. Die Steigerung der sexuellen Lust vollzieht sich zu einem großen Teil auch durch sprachliche Bestandteile.12 Hier ist bei einer Aphasie die nonverbale Kommunikation das A und O. Vermehrte Gesten und Berührungen können eine Intimität aufbauen.
Auch können mögliche Wünsche des Partners oder der Partnerin schwieriger wahrgenommen werden. Hier ist es wichtig, dass Wünsche und auch Vorschläge deutlich kommuniziert werden. Es kann hilfreich sein, bestimmte Codes einzuführen. Ein Kopfnicken kann als Zustimmung für die durchgeführte Handlung gelten, ein Kopfschütteln als eine Art Ablehnung.
Psychische Verfassung
Nach einem Schlaganfall sind sowohl bei den Schlaganfall-Betroffenen als auch bei den LebenspartnerInnen die Zufriedenheit mit dem Leben im Allgemeinen, aber auch oft die sexuellen Funktionen betroffen. Interessanterweise hat sich herausgestellt, dass die Beziehung zu dem Partner oder der Partnerin der einzige Bereich war, in dem Schlaganfall-Betroffene eine größere Zufriedenheit angaben als die EhepartnerInnen.13
Die Entwicklung einer Depression nach einem Schlaganfall ist nicht selten.14 Antriebsmangel, Lustlosigkeit, emotionale Kälte und mangelnde Freude können einige von vielen möglichen Anzeichen und Symptomen sein.
Anfangs können kleine Tipps depressive Verstimmungen verbessern:
- Machen Sie sich eine Liste mit Dingen, auf die Sie sich an diesem Tag freuen
- Arbeiten Sie auf ein Ziel hin: das Kochen am Abend, der Hundespaziergang oder der Filmabend
- Fokussieren Sie sich nicht ausschließlich auf ihre Stimmung. Es ist normal, auch mal schlechter gelaunt oder emotionaler zu sein, der nächste Tag wird bestimmt besser
Aus einer anfänglichen depressiven Verstimmung kann sich jedoch auch eine richtige Depression entwickeln, welche von Ärzten betreut werden sollte. Hier gibt es einige Medikamente, die das Lustempfinden steigern und somit auch das sexuelle Leben wieder verbessern können.
Wie ist die Situation sechs Jahre nach einem Schlaganfall?
Eine Studie4 hat das sexuelle Leben und die Qualität bei Schlaganfall-Patienten sechs Jahre nach dem Schlaganfall untersucht. Es ist wichtig zu betonen, dass von den Befragten nicht nur negative Erfahrungen mitgeteilt wurden.
Viele erlebten eine Veränderung des Sexuallebens nach dem Schlaganfall. Vermindertes sexuelles Interesse und auch sexuelle Dysfunktion wurden von Betroffenen unter anderem auf die verminderte Wahrnehmungsfähigkeit, Schmerzen oder auch auf Müdigkeit zurückgeführt.
Einige Betroffene berichteten aber auch über positive sexuelle Entwicklungen nach dem Schlaganfall, die auf eine erhöhte Intimität zurückgeführt wurden.
Viele nahmen ihr Problem selbst in die Hand, indem sie Strategien zur Bewältigung ihrer sexuellen “Probleme” suchten. Sie versuchten zum Beispiel, mehr Zeit mit dem Partner bzw. der Partnerin zu verbringen oder einfach offen darüber zu sprechen. Die meisten Betroffenen, die ihr Sexualleben negativ erlebten, führten dies nicht auf die Folgen des Schlaganfalls zurück, sondern auf das fortgeschrittene Alter und die eigene Lebensphase.
Medikamentöse Nebenwirkungen
Häufige Medikamente, die nach dem Schlaganfall eingenommen werden:
- Blutdrucksenkende Medikation: Beta-Blocker, ACE Hemmer, Ca-Antagonisten
- Blutverdünner: Marcumar, NOAKs wie Rivaroxaban in dem Medikament Xarelto
- Statine
- Thrombozytenfunktionshemmer: Aspirin(ASS)
Studien haben gezeigt, dass jeder sechste Mann schon vor der Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten unter einer erektilen Dysfunktion leidet. Während der Einnahme, unter anderem von Beta-Blockern und Ca-Antagonisten, hat sich der Anteil der erektilen Dysfunktion auf ein Viertel erhöht. Dies war interessanterweise jedoch auch bei der Placebo-Gruppe der Fall.
Welche Medikamente könnten die sexuelle Leistungsfähigkeit des Mannes reduzieren?
B-Blocker scheinen keinen wesentlichen Einfluss auf die Erektion an sich zu haben. Durch Müdigkeit als Nebenwirkung kann allerdings die sexuelle Lust reduziert sein. Eine leichte Zunahme der erektilen Dysfunktion zeigt sich bei der Einnahme von Diuretika, also “Entwässerungstabletten”.
Es scheint jedoch viel interessanter zu sein, dass sich durch einen erhöhten Blutdruck nicht nur Herzgefäße oder die Halsschlagader verändern, sondern auch die Gefäße, welche den Penis versorgen. Für die Erektion ist eine Ausschüttung von gefäßerweiternden Substanzen nötig, diese werden anscheinend bei Hypertonikern in geringerer Menge freigesetzt. Somit verläuft die Erektion nicht so schnell, dauerhaft und stark. Medikamente scheinen eine eher untergeordnete Rolle bei der Verschlechterung der erektilen Dysfunktion zu spielen.15
Neben der erektilen Dysfunktion kann die Einnahme von einer Vielzahl von Medikamenten häufig zu Nebenwirkungen führen. Jeder Körper reagiert anders. Müdigkeit und daraus resultierende mangelnde Lust kann auch als Folge der vielen Medikamente auftreten.
Andere Einflüsse auf das Sexualleben
Unabhängig von Schlaganfall-bedingten Folgen können auch altersbedingte Systemerkrankungen zusätzlich das Sexualleben beeinflussen.
Die Mehrheit der Schlaganfall-Patienten haben ein fortgeschrittenes Alter, dort sind Bluthochdruck, Diabetes, Herzschwäche, Gelenkprobleme und auch chronische Schmerzen regelmäßige Diagnosen. Diese Begleiterkrankungen sind zusätzliche Einflussfaktoren auf die Sexualfunktion des Einzelnen und können zu Folgeerkrankungen wie Müdigkeit und auch Depression führen.
Hauptprobleme sind im Allgemeinen vor allem Erektions- und Ejakulationsprobleme beim Mann, Befeuchtung-Probleme der Vagina bei der Frau und Orgasmus-Probleme bei beiden Geschlechtern.16
Impotenz – erektile Dysfunktion
Studien zeigten, dass 75 Prozent der Schlaganfall-Überlebenden über eine erektile Dysfunktion berichten.17 Auch ist die allgemeine erektile Funktion bei männlichen Schlaganfall-Überlebenden im Vergleich zur “gesunden” Kontrollgruppe deutlich verringert.18
Behandlungsmöglichkeiten der erektilen Dysfunktion beinhalten eine Lebensstiländerung, orale Medikamente (wie zum Beispiel Phosphodiesterase-Typ-5-Hemmer), Vakuum unterstützte erektile Geräte oder auch Zäpfchen. Gerade die Lebensstil-Änderung und auch die medikamentöse Therapie sind zumeist die ersten Behandlungsansätze, bevor man sich zu operativen Maßnahmen entscheidet.19
Eine Verbesserung des Lebensstils beinhaltet vor allem die Reduktion von Risikofaktoren. Dazu zählen unter anderem Übergewicht, Rauchen, Depressionen und Bluthochdruck.
Es hat sich gezeigt, dass mangelnde körperliche Aktivität, Fettleibigkeit, ungesunde Ernährung und Zigarettenrauchen zur Entwicklung einer erektilen Dysfunktion beitragen können.20
Die Veränderung des Lebensstils kann besonders das Fortschreiten der Dysfunktion verhindern.20
Ein Gewichtsverlust scheint nicht nur die erektile Dysfunktion positiv zu beeinflussen, sondern auch die Qualität des Sexuallebens.21
Eine Verminderung der Kalorienaufnahme ist mit einer Verbesserung der erektilen Funktion assoziiert,22 wohingegen Rauchen deutlich mit einer Verschlechterung der Problematik einhergeht.19
Wie läuft die männliche Erektion überhaupt ab?
Die männliche Erektion ist ein Prozess, welcher von vielen Faktoren und Molekülen beeinflusst wird. Die Erektion kann entweder durch Reflexe ausgelöst werden, indem das Genital berührt wird und diese Berührung über Nerven weitergeleitet werden.
Die andere Möglichkeit ist die psychogene Erektion. Diese entsteht vor allem durch visuelle, akustische und sensible Reize, aber auch die Fantasie und die gedankliche Vorstellung kann zu einer Erektion führen.
Als erster Schritt der Erektion wird die glatte Gefäßmuskulatur entspannt. Über den Botenstoff Stickstoffmonoxid (NO) werden die Gefäße weit gestellt und es kann mehr Blut einfließen. Gleichzeitig wird der venöse Abfluss durch Anspannung der um den Penis liegenden Hülle (Tunica albuginea) reduziert. Während der Erektion steigt der Blutdruck im Penis auf das 10-fache an und kann somit bei bis zu 1200 mmHg liegen.
Die Gabe von Phosphodiesterase-Hemmern, wozu auch das bekannte Viagra gehört, setzt pharmakologisch an dem Prozess der Entspannung der Gefäßmuskulatur an. Die Wirkstoffe heißen Sildenafil, Vardenafil oder Avanafil.
Normalerweise sorgt die Phosphodiesterase Typ 5 (PDE5) dafür, dass Moleküle abgebaut werden und der Penis in seine ursprüngliche Form zurückkehrt. Die Einnahme von PDE5-Hemmern führen aufgrund einer Hemmung des Abbaus zu einer erhöhten Konzentration von Stickstoffmonoxid (NO), wodurch die Erektion schneller und auch länger aufrechterhalten wird.23
Was ist eine erektile Dysfunktion?
Unter erektiler Dysfunktion versteht man die chronische Unfähigkeit, eine Peniserektion zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Dadurch ist der Geschlechtsverkehr nicht befriedigend. Um die Diagnose erektile Dysfunktion zu stellen, muss diese Symptomatik mindestens 6 Monate bestehen.
Schätzungsweise 35 Prozent der Männer unter dem 60. Lebensjahr und 50 Prozent über dem 70. Lebensjahr leiden unter einer erektilen Dysfunktion. Diese Zahlen zeigen, dass eine erektile Dysfunktion natürlich auch als eine Folge des Schlaganfalls gesehen werden kann.
Trotzdem ist es eine häufige Erkrankung im höheren Alter beim männlichen Geschlecht und es werden über die letzten Jahre immer mehr Therapiemöglichkeiten angeboten. Wichtig ist, die Problematik entweder mit seinem Hausarzt oder Urologen zu besprechen. Gerade die medikamentöse Therapie sollte von einem/r Arzt/Ärztin angeordnet sein, um bei Problemen reagieren zu können.19,24
Es kann verschiedene Ursachen für eine erektile Dysfunktion geben. Organisch – also körperlich – können Gefäße, Nerven, Hormone oder anatomische Gegebenheiten die Ursache sein. Daneben können auch psychogene Ursachen vorhanden sein, welche man in generalisierte und situative Ursachen unterteilt.
Der generalisierte Typ ist dadurch gekennzeichnet, dass ein geringes sexuelles Interesse (Libidomangel) bzw. eine generalisierte Behinderung oder chronische Störungen von intimen Beziehungen vorhanden ist.
Bei dem situativen Typ sind die Gründe partner-, situations- oder konfliktbezogen.25
Was sind die diagnostischen Schritte bei einem Verdacht auf eine erektile Dysfunktion?
- ein Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin führen
- Fragebögen beantworten, die auf spezifische Symptome eingehen
- eine Untersuchung bei einem Neurologen
- ein Gespräch mit einem Psychiater/Psychologen
- Diagnostik der Gefäße und Untersuchung der Funktionen mit spezifischen Tests
Es gibt verschiedene Grundprinzipien der Therapie der erektilen Dysfunktion:
- Behandlung der Ursache und Vorbeugung von Risikofaktoren wie zum Beispiel Diabetes
- medikamentöse Therapie über PDE5 Hemmer oder lokale Ansätze
- lokale Hilfsmittel
- operative Therapien
An erster Stelle steht immer die Aufklärung über die möglichen Ursachen und auch die entsprechenden therapeutischen Schritte. Eine simple Verordnung von Medikamenten ohne ein weiteres Gespräch ist nicht zielführend. Wichtig ist in der Anfangszeit vor allem die Lebensumstellung mit einer dazugehörigen Gewichtsabnahme, vermehrter sportlicher Betätigung und Ernährungsumstellung und der Verzicht auf Nikotin und Alkohol.
PDE-5-Hemmer weisen eine gute Wirksamkeit auf. Spezifische Ansätze könnten bei Testosteronmangel oder anatomischen Auffälligkeiten vonnöten sein.
Die operative Therapie sollte die letzte Option sein, die Erfolgsrate ist sehr begrenzt.
Zur ausführlichen Diagnostik gehört auch die Kontrolle des Hormonspiegels von Testosteron. Auch Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Arteriosklerose aber auch psychische Erkrankungen können zu der Entstehung einer erektilen Dysfunktion beitragen.
Wann sollten PDE-5-Hemmer nicht eingenommen werden?
Es gibt einige Kontraindikationen für die Einnahme dieser Medikamente, im Zweifel sollte die Einnahme erneut mit einem Facharzt besprochen werden.
Schwere kardiovaskuläre Erkrankungen, ein Blutdruck von über 170/110 mmHg, Herzinfarkte und auch Schlaganfälle innerhalb der letzten 6 Monate sind Faktoren, die gegen die Einnahme von PDE-5-Hemmern sprechen.
Somit ist es nach einem Schlaganfall erst nach mindestens 6 Monaten möglich, die gefäßerweiternden Substanzen wie PDE-5-Hemmer einzunehmen. Ein zu früher Einsatz kann zu einem erneuten Schlaganfall führen.
Mit der Einnahme von Substanzen wie Sildenafil sollte man bedacht umgehen. Das Experimentieren mit diesen Medikamenten ist zu vermeiden. Der Gedanke “Wenn ich doch einfach die doppelte Dosis einnehme, dann hält die Erektion bestimmt doppelt so lange oder ist doppelt so stark wie sonst” lässt sich für Medikamente nicht halten.
Das Einzige, was an einer Erhöhung der Dosierung sicher ist, ist die höhere Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen. Somit nochmals der Appell: Potenzmittel, wie PDE-5 Hemmer sollten nur nach Absprache mit dem Arzt eingenommen werden und die Dosierung sollte auch nur nach Rücksprache verändert werden.
Sildenafil, in der Umgangssprache auch Viagra genannt, war das erste Medikament seiner Art, dadurch ist die Wirkweise am besten erforscht. Die Wirkung setzt ungefähr nach 30-60 Minuten ein, benötigt jedoch sexuelle Stimulation. Zunächst sollte mit 25 oder 50 mg begonnen werden und im Verlauf eine Dosisanpassung mit dem Arzt durchgeführt werden. Die Erfolgsrate liegt bei bis zu 84 Prozent.26
Die Nebenwirkungen sind bei allen Präparaten ähnlich und beschränken sich meistens auf Kopfschmerzen, Rötung des Gesichts, verstopfte Nasen und Rückenschmerzen.24
Interessant ist zu wissen, dass Studien gezeigt haben, dass die Einnahme von Sildenafil zwar zu einer deutlich besseren Erektion führt, dies jedoch nicht zwangsläufig auch mit einem erfolgreichen Geschlechtsverkehr verbunden ist. Das zeigt, dass nicht nur die Erektion zu einem zufriedenstellenden Geschlechtsverkehr gehört.26
Wenn alle anderen therapeutischen Optionen ausgeschöpft sind, kann eine operative Maßnahme in Betracht gezogen werden. Eine Möglichkeit stellt die Schwellkörper Implantat-Chirurgie – auch Penisprothese genannt – dar. Aufgrund möglicher Komplikationen wie Prothesendefekte oder mechanisch-technischer Probleme sollte dieses Verfahren erst nach dem Ausschöpfen aller anderen Optionen durchgeführt werden.
Was wird von der Krankenkasse übernommen?
Zwar ist die erektile Dysfunktion eine anerkannte Krankheit und wird auch dementsprechend behandelt. Trotzdem werden die Medikamente nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Die Diagnostik und auch Beratung durch einen Facharzt wird jedoch von der Krankenkasse übernommen. Auch die Verwendung von Vakuum-Erektionshilfen und Erektionsringen werden von der Kasse übernommen. Eine eventuell nötige Psychotherapie oder Operation muss nicht selbst gezahlt werden.
Bei Privatversicherten hängt die Kostenübernahme von der jeweiligen Festlegung ab. Die Konditionen und die Übernahme kann im Leistungsverzeichnis eingesehen werden.
Bei all diesen Fakten und Informationen darf man die Häufigkeit von erektilen Dysfunktionen nicht außer Augen lassen. Viele Männer zeigen erste Symptome unabhängig auch schon vor einem Schlaganfall. Es hilft oft, über solche intimen Themen zu reden.
Sexuelle Dysfunktion bei Frauen nach einem Schlaganfall
Die sexuelle Aktivität und auch die Funktion des Intimbereichs bei Frauen nach einem Schlaganfall ist deutlich geringer als bei nicht Betroffenen.27
Gerade in Kombination mit einer Depression nach dem Schlaganfall haben Frauen ein geringeres Sexualleben. Aber nicht nur der Schlaganfall an sich oder die Entwicklung einer Depression beeinflussen das Sexualleben von Frauen. Gerade das Alter der Betroffenen und auch die Dauer der Beziehung sind Einflussfaktoren. Fragebögen nach einem Schlaganfall thematisieren die Sexualität nur sehr am Rande. Zusätzlich weisen Frauen eine hohe Hemmschwelle auf, über ihr Sexualleben und auch negative Aspekte dessen zu reden.14
Die therapeutischen Möglichkeiten sind für Frauen deutlich geringer als für Männer. Neben Gleitmitteln und Stimulation über vibrierende Geräte gibt es nicht viel auf dem Markt.
Sexuelle Funktionsstörungen bei der Frau unabhängig von einem Schlaganfall
Sexuelle Funktionsstörungen bei der Frau beinhalten neben geringen oder mangelndem sexuellen Verlangen auch körperliche Symptome, wie Schmerzen oder Erregungsprobleme. Ursächlich hierfür können Depressionen, Ängste, Medikamentennebenwirkungen oder auch partnerschaftliche Probleme sein.
Rund 30 bis 50 Prozent der Frauen haben innerhalb ihres Lebens sexuelle “Probleme”. Wenn diese “Probleme” schwerwiegend erscheinen, werden sie von einem Arzt als sexuelle Funktionsstörung klassifiziert. Oft lässt sich nicht ein spezifisches Problem identifizieren, sondern es scheint ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren zu sein. Einige Beispiele sind mangelndes Interesse, Verlangen, Probleme mit der Erregbarkeit oder dem Entstehen eines Orgasmus, schmerzhafte Empfindungen beim Sexualverkehr oder auch die ungewollte Erregung.
Wichtig ist zu erwähnen, dass eine im Alter auftretende Zunahme der sexuellen Probleme ohne persönlichen Leidensdruck nicht als Störung angesehen wird.
Im Vergleich zu Männern haben Frauen, vor allem in längeren Partnerschaften, nicht immer dieses starke Verlangen, wie vielleicht am Anfang der Beziehung. Häufig sind im weiteren Verlauf eher emotionale Gründe treibend für die sexuelle Aktivität. Frauen wollen zunehmend über sexuelle Aktivität ihr eigenes Wohlbefinden stärken, die Begehrtheit bestätigen und Zuspruch erhalten.
Woran kann es aber dann liegen, dass eine Frau sich nicht sexuell ausleben möchte oder sich ihrem Partner nicht nähern möchte?
Das ist natürlich immer individuell zu betrachten. Jedoch können negative, einschneidende Erfahrungen in der Vergangenheit bei Frauen ein geringes Selbstwertgefühl hervorrufen und zu ständiger Unzufriedenheit mit sich und dem eigenen Körper führen.
Situationsbedingte Faktoren können ebenfalls entscheidend sein: ein unerfüllter Kinderwunsch, Ablenkungen, kulturelle Aspekte oder auch gesundheitliche Einschränkungen. Für viele Frauen kann der Sex nach einem stressigen Tag eine Art “Ventil” sein, um sich wieder befreit und losgelassen zu fühlen. Andere Frauen sind eher erschöpft und sehen dann eine körperliche Aktivität eher als zusätzliche Beanspruchung.
Neben körperlichen Folgen, die nach einem Schlaganfall auftreten können, gibt es Aspekte bei der Frau, welche das Sexualleben deutlich beeinflussen.
Hormonelle Veränderungen können sich negativ auswirken. Während der Wechseljahre kann sich das Scheidengewebe verdünnen, trocken und weniger elastisch werden. Auch gynäkologische Operationen und Folgen einer Entbindung können ähnliche Folgen verursachen.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, welche bei Depressionen verwendet werden, können auch zu sexuellen Funktionsstörungen führen.
Eine Östrogentherapie kann die Beschwerden während der Wechseljahre verbessern. Hier gilt es, immer Rücksprache mit dem behandelnden Frauenarzt zu halten.
Grundlegend kann man sagen, dass sich die Behandlung einer sexuellen Funktionsstörung nach der Ursache richtet. Als Basis gibt es einige Empfehlungen, welche zusammen mit dem Partner umgesetzt werden sollten:
- sich genügend Zeit für sexuelle Aktivitäten nehmen, Stress ist ein Lustkiller
- achtsam sein
- an der Kommunikation arbeiten
- einen guten Zeitpunkt und auch Ort auswählen
- mehrere Arten der sexuellen Aktivität durchführen: Streicheln, Küssen, Berühren
- Zeit außerhalb von sexuellen Aktivitäten miteinander planen
Scheidentrockenheit
Schätzungsweise knapp die Hälfte aller Frauen nach einem Schlaganfall leiden unter Scheidentrockenheit.32
Unabhängig von einem Schlaganfall kann Scheidentrockenheit auch in allen Altersstufen, unabhängig von Begleiterkrankungen auftreten.33
Mehr als die Hälfte aller Frauen nach der Menopause leiden unter vaginaler Trockenheit, welche mit dem sinkenden Östrogenspiegel in Verbindung gebracht wird.
Aber auch 17 Prozent der Frauen im Alter von 17 bis 49 Jahren leiden unter vaginaler Trockenheit, welche vor allem während des Geschlechtsverkehrs zu Schmerzen führen kann.
Mögliche Symptome von vaginaler Trockenheit können Hautreizungen, Brennen, Jucken und weitere Beschwerden im Intimbereich sein. Wichtig ist, die Beschwerden von einem Facharzt oder einer Fachärztin für Gynäkologie abklären zu lassen, damit mögliche entzündliche Ursachen oder ansteckbare Krankheiten ausgeschlossen werden können.
Durch die Trockenheit kann ein vermehrter Schmerz beim Geschlechtsakt entstehen. Dies wird als Dyspareunie bezeichnet. Folge davon kann ein geringeres Verlangen nach Sex und körperlicher Nähe sein und sich auf die Lebensqualität und die Beziehung auswirken.34
Die Folgen betreffen nicht nur die sexuellen Aktivitäten, sondern auch das tägliche Leben. Unangenehmes oder schmerzhaftes Sitzen, Stehen oder Sport können stark beeinflussend sein. Langfristig wird das Vaginalgewebe trocken und kann für Infektionen anfällig sein.
Empfindungsstörungen
Empfindungen werden häufig unbewusst verarbeitet und wahrgenommen.
Im menschlichen Körper ist vor allem das somatosensorische System für die Verarbeitung von Informationen aus verschiedenen Sinneseindrücken verantwortlich.
Berührungen, Schmerzen, Temperatur und auch Vibration werden über spezielle Nerven spezifisch wahrgenommen und an das Gehirn weitergeleitet.31
Nach einem Schlaganfall kann diese Wahrnehmung von Empfindungen aufgrund verschiedener Ursachen gestört sein. Ursächlich können etwa Veränderungen in Gehirnbereichen sein, welche für die Weiterleitung und Verarbeitung von sensiblen Informationen verantwortlich sind. Dieser Gehirnbereich nennt sich somatosensorischer Cortex.
Des Weiteren können aber auch Begleiterkrankungen zu einer Degeneration und Verlangsamung der Nervenleitgeschwindigkeit beitragen. Gerade ein langjähriger Diabetes ist dafür ein Risikofaktor. Dadurch werden feinste Berührungen nicht mehr ausreichend wahrgenommen.
Eine weitreichende Ursache kann der Neglect sein, bei welchem Betroffene eine Körperhälfte gar nicht mehr wahrnehmen. Eine Hälfte wird nicht mehr als Teil des Körpers wahrgenommen.
Letztendlich ist die Berührung und auch das Empfinden des Partners/der Partnerin ein wesentlicher Aspekt der körperlichen Nähe und auch der Lust-Entwicklung. Wenn Veränderungen auffallen, sollte dies durch einen Neurologen untersucht werden. Denn Empfindungsstörungen wirken sich nicht nur auf das sexuelle Leben, sondern auch auf das alltägliche Leben aus.
Muskelschwäche
Muskelschwäche ist eine häufige Folge nach einem Schlaganfall.35
Häufig äußert sich diese vor allem in einer reduzierten Ganggeschwindigkeit und auch in einer Kraftminderung. Eine Muskelschwäche kann sich aber auch bei sexuellen Aktivitäten bemerkbar machen. Sex ist zwar von Paar zu Paar unterschiedlich “anstrengend”, jedoch bedarf es einer Vielzahl an Muskelgruppen, um sexuell aktiv zu werden.
Wenn Kraftlosigkeit, schnelle Krampf-Entwicklung in der Muskulatur oder schnelle Erschöpfung auffallen, sollte auf diese Empfindungen eingegangen werden. Hilfreich kann ein Wechsel der Stellung oder eine kurze Pause sein. Wichtig ist es, mit seinem Partner oder seiner Partnerin offen zu kommunizieren. Eine Vielzahl der beteiligten Muskelgruppen kann man mittels Physiotherapie zusätzlich stärken. Gerade Rumpf-, Gesäß- und Beinmuskulatur sind nicht nur für den Sexualakt von Bedeutung, sondern auch für das alltägliche Leben.
Müdigkeit
Das Auftreten von Müdigkeit, auch Fatigue genannt, ist ein häufiges Phänomen nach einem Schlaganfall. Es kann sowohl als Folge des Schlaganfalls als auch als Aspekt einer Depression auftreten. Studien zu diesem Thema haben gezeigt, dass Müdigkeit einer der Hauptgründe für die verminderte sexuelle Aktivität war.36
Ebenso scheint Müdigkeit zu einer vermehrten Vermeidung von Geschlechtsverkehr und zu einem geringeren Selbstwertbewusstsein führen.
Inkontinenz
Die Harninkontinenz nach einem Schlaganfall betrifft in der Akutphase 40 bis 60 Prozent der Schlaganfall-Patienten. Ein Viertel aller Patienten wird mit Problemen der Harnkontinenz aus dem Krankenhaus entlassen, 15 Prozent bleiben auch ein Jahr nach dem Schlaganfall noch inkontinent.37
Somit ist das Thema Inkontinenz nach dem Schlaganfall häufig und löst oft – und gerade in jungen Jahren – einen hohen Leidensdruck aus.
Bei einer nach einem Schlaganfall folgenden Harninkontinenz ist es nicht selten, dass Betroffene dauerhaft einen Blasenkatheter tragen müssen. Hierbei wird eine Art Gummischlauch entweder in die Scheide oder durch den Penis in die Harnblase geschoben. Das Tragen kann vor allem nach längerer Zeit schmerzhaft werden und somit auch die Entwicklung von Lust vermindern.
Es kann nach Absprache mit dem betreuenden Urologen versucht werden, diesen Katheter für sexuelle Aktivitäten zu ziehen. Hierbei sollte mit dem Urologen das offene Gespräch gesucht werden. Erfahrene ÄrztInnen haben Tipps und Tricks, um trotz Harninkontinenz sexuell aktiv zu sein.
Libidoverlust
Natürlich sind körperliche Gegebenheiten essenziell für den Aufbau von körperlicher Nähe und für die Durchführung von sexuellen Aktivitäten. Sexuelle Lust, das Verlangen nach körperlicher Nähe und auch das eigene Aktivwerden hängt aber nicht von der körperlichen, sondern vielmehr von der geistigen Verfassung ab. Somit sind die wichtigsten Sexualorgane nicht etwa der Penis oder die Vagina, sondern vielmehr bestimmte Bereiche des Gehirns. Insula, Cingulum und der Hypothalamus sind die Bereiche, welche einen wichtigen Stellenwert bei der Erzeugung von Lust und sexueller Aktivität haben.
Gerade nach einem Schlaganfall sind einige Hirnbereiche unterversorgt und dies wirkt sich auf den gesamten Stoffwechsel des Gehirns aus. Neben körperlichen Gründen ist ein Schlaganfall ein Ereignis, welches vor allem psychische Folgen hinterlässt.
Hätte ich den Schlaganfall verhindern können? Was mache ich, wenn es mich erneut trifft? Darum kreisen die Gedanken und die Entwicklung von Lust und Verlangen nach dem Partner oder der Partnerin gerät in den Hintergrund.
Was kann man aber selbst tun, um die Libido zu steigern?
Um auf natürliche Weise die Libido verbessern können, ist es empfehlenswert, Stress abzubauen, denn Stress reduziert die Lust erheblich. Auch körperliche und psychische Angespanntheit stehen einer Lust-Entwicklung im Wege.
Luststeigernde “Medikamente”28,29
Luststeigernde Medikamente, beziehungsweise natürliche Substanzen, werden auch als Aphrodisiakum bezeichnet. Darunter versteht man Lebensmittel, die beim Verzehr zu einer gesteigerten sexuellen Erregung führen.
Diese Steigerung der Erregung kann auf 3 verschiedenen Wegen ablaufen:
- Die Substanzen steigern direkt die Libido, also das sexuelle Verlangen und die Erregung
- Die Substanzen erhöhen die sexuelle Potenz, also die Wirksamkeit der Erektion
- Die Substanzen steigern das sexuelle Vergnügen
Einige bekannte Aphrodisiaka sind Tribulus terrestris, Withania somnifera, Eurycoma longifolia, Avena sativa, Ginkgo biloba und Psoralea corylifolia.
Es gibt viele verschiedene Medikamente, welche vor allem bei der erektilen Dysfunktion bei Männern eingesetzt werden. Aber auch bei Frauen können luststeigernde Substanzen eingesetzt werden. Wirkstoffe sind zum Beispiel in Zwiebeln und auch Knoblauch enthalten.
Eine chinesische Ingwer-Variante, genannt “Fingerroot”, enthält den Wirkstoff Boesenbergia rotunda. Es hat sich gezeigt, dass diese Substanz sowohl anti-allergische als auch anti-bakterielle Wirkungen zeigt. Untersuchungen haben gezeigt, dass Inhaltsstoffe aus dem Ingwer den Blutfluss in den Hoden erhöhte und die Dauer bis zur Ejakulation verringerte.30
Letztendlich gibt es viele Substanzen, welche Wirkstoffe enthalten, die sexuell stimulieren und die Lust erhöhen. Bei der Verwendung ist jedoch Vorsicht geboten, da viele Stoffe nicht gänzlich untersucht sind und die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten nicht bekannt sind. Hier gilt es immer erst mit dem behandelnden Arzt das Thema und die Vorgehensweise zu besprechen. Auch NaturheilkundlerInnen können beratend hinzugezogen werden und die Therapie mit begleiten.
Wie funktioniert überhaupt die Entstehung von Lust?38
Quelle der Lust ist das Gehirn. Hier sind sowohl zentrale als auch peripher gelegene Anteile an der Entstehung von Lust beteiligt. Sexuelles Verlangen ist definiert als das Vorhandensein von sexuellen Gedanken, Fantasien und die Motivation, sexuelles Verhalten zu äußern.39
Aber es wird noch durch weitere Faktoren beeinflusst: das Auftreten, das Vorhandensein eines Partners oder einer Partnerin, die Stimmung und die Gesundheit.
Eine Erhöhung der Herz- und Atemfrequenz während der Aktivität wird vor allem über Bereiche im Gehirn gesteuert, welche sich im Hirnstamm befinden. Entscheidend für die Entwicklung von Lust ist der sogenannte “sexuelle Lustzyklus”.40 Hier sind sexueller Antrieb und Lusterfahrung Schlüsselkomponenten des sexuellen Vergnügens. Ein wichtiger Botenstoff, der dabei eine Rolle spielt, ist das Dopamin als Belohnungsfaktor.
Es ist ebenfalls von Bedeutung, dass man selbst sexuelles Verhalten auch als sexuell bewertet und mit früheren Erfahrungen und dem Empfinden von Lust verknüpft. Dadurch wird dann ein Motivationszustand ausgelöst, welcher vor allem von der emotionalen Verarbeitung bestimmter Situationen abhängt. Im Gegensatz dazu werden körperliche Reize unbewusst wahrgenommen und erzeugen körperliche Reaktionen, wie steigende Herz- und Atemfrequenz.40
Somit ist die körperliche Verfassung natürlich für das Durchführen von sexueller Aktivität und auch für die Attraktivität von großer Bedeutung. Aber letztendlich ist die Entstehung der Lust und das eigene Aktivwerden mehr vom Gehirn abhängig.
Generell kann man die sexuelle Aktivität und den Weg dahin in vier Schritte einteilen:
- Motivation
- Erregung
- Orgasmus
- Entspannung
Die Motivation steht am Anfang. Hier wird der Körper und auch der Kopf dazu angeregt, sich körperliche Nähe und Liebe zu schenken. Ursächlich kann ein starkes Verlangen, Begehren oder Routine sein, welche durch Gedanken, Worte, Blicke, Gerüche und auch Empfindungen angeregt wird.
Folgend empfindet man subjektiv die Erregung. Dies geschieht sowohl körperlich als auch gedanklich. Bei der Frau spiegelt sich dies in einer vermehrten Durchblutung der Vaginalregion wider, beim Mann in der vermehrten Erektion.
Am Ende des Aktes steht meist der Orgasmus, welcher den Höhepunkt der sexuellen Erregung darstellt. Hierbei können Frauen innerhalb eines Aktes sogar mehrere Orgasmen verspüren, während der Mann dies häufig nur einmal kann.
Abschließend folgt die Entspannungsphase mit einem Gefühl der Vertrautheit, Zufriedenheit, Erschöpfung und Entspannung der Muskulatur.
Psyche und Sexualität
Schlaganfall-Betroffene, welche unter sexueller Dysfunktionen leiden, haben häufiger eine Depression oder depressive Verstimmungen.41
Es ist bis jetzt nicht eindeutig geklärt, ob sexuelle Dysfunktionen eine Depression verursachen oder ob depressive Erkrankungen eine erektile Dysfunktion herbeiführen. Es ist nur bekannt, dass die Psyche eng mit der sexuellen Einstellung, Leistung und auch der Empfindung verbunden ist.
Die Entwicklung einer Depression nach einem Schlaganfall ist nicht selten.42
Somit ist nicht nur auf den körperlichen Zustand zu achten, sondern auch auf die eigenen Gedanken. Eine mangelnde Motivation, Dinge zu tun, sich auf neue Dinge einzulassen, sich dem Partner oder der Partnerin nicht öffnen zu wollen, können tagesabhängige Zustände sein.
Hinter einem dauerhaften Empfinden von Unlust und Motivationslosigkeit kann sich aber auch ein psychiatrisches Krankheitsbild verbergen. Hier hilft oft das Gespräch mit dem Hausarzt. Eine Therapie mit einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin ist oft nicht nötig, führt aber bei Betroffenen häufig zu einer Beschwerdelinderung.
Auch hier heißt es, auf seinen Körper und seine Gedanken hören, sich nicht zu Dingen zwingen aber trotzdem auch mal Eigeninitiative zu entwickeln.
Verhütung
Individuell sollte die Verhütung nach einem Schlaganfall vor allem bei Frauen auch mit dem betreuenden Frauenarzt/Frauenärztin besprochen werden. Da nicht nur neurologische Aspekte wichtig sind, sondern auch gynäkologische Faktoren eine Rolle spielen. Abhängig von Kinderwunsch und weiteren Begleiterkrankungen kann dann das optimale Verhütungsmittel gefunden werden.
Die Risiken der hormonellen Verhütung mittels der Antibabypille sind vor allem abhängig von den enthaltenen Hormonkonzentrationen.43 Gerade kombinierte hormonelle Kontrazeptiva erhöhen das Thrombose-, Herzinfarkt- und das Schlaganfallrisiko, gerade wenn noch weitere Risikofaktoren vorliegen.
Die Risikoerhöhung geschieht hauptsächlich durch die Östrogenkomponente in der Pille. Welchen Gestagenanteil die Pille dabei hat, spielt keine Rolle. Das Risiko wird somit mit steigendem Östrogengehalt und begleitenden Risikofaktoren immer größer. Hier ist es auch egal, auf welchem Wege die Hormone dem Körper zugeführt werden. Die orale Einnahme der Pille, die Hormonspirale, das Pflaster oder die Depotspritze erhöhen alle das Schlaganfallrisiko.
Empfehlenswert für Frauen nach einem Schlaganfall ist somit die Verhütung mittels reinen Gestagenpillen, da diese das Schlaganfallrisiko scheinbar nicht erhöhen. Auch hormonfreie Spiralen, wie die Kupferspirale, eignen sich für betroffene Frauen. Letztendlich bleiben Kondome auch eine zusätzliche sichere Möglichkeit, um das Schlaganfall-Risiko nicht zu erhöhen.
Kinderwunsch
Grundsätzlich spricht nach einem Schlaganfall nicht viel gegen eine Schwangerschaft. Jedoch ist bekannt, dass Schwangerschaften, gerade bei jungen Frauen, das Schlaganfall-Risiko auf das dreifache erhöhen.
Verantwortlich sind neben “normalen” Veränderungen während der Schwangerschaft, wie ein erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes oder vermehrtes Blutvolumen, auch krankhafte Veränderungen. Schwangerschaftsassoziierte Erkrankungen wie Präeklampsie oder Hyperemesis, das Schwangerschaftserbrechen, erhöhen ebenfalls das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
Studien zeigen aber auch, dass das Wiederholungsrisiko eines Schlaganfalls bei jungen Frauen unter dem 40. Lebensjahr insgesamt sehr gering ist. In einer Studie erlitten 370 Schlaganfall-Patientinnen nur in 13 Fällen einen erneuten Schlaganfall. Nur eine Patientin erlitt ein Rezidiv während der Schwangerschaft, eine weitere nach der Geburt.44
Jedoch ist gerade nach einem Schlaganfall die Wahrscheinlichkeit erhöht, Komplikationen während der Schwangerschaft zu erleiden, welche auch in einer erhöhten Schwangerschaftsabbruchs- und Fehlgeburtenrate resultiert.45
Letztendlich ist es immer eine individuelle Entscheidung und auch von der körperlichen Situation und der Schwere des Schlaganfalls abhängig zu machen.
An wen können sich Betroffene und Interessierte wenden?
Die Themen Sex und körperliche Nähe sind in der Akutphase des Schlaganfalls selten das wichtigste Gesprächsthema.46 Im Krankenhaus liegt der Fokus auf der Wiederherstellung der Durchblutung und der Behandlung von Begleitsymptomen. Nur wenige Patienten erfragen in den ersten Arztgesprächen das Thema Sex, da extreme körperliche Veränderungen wie neu auftretende Lähmungen oder Sprachstörungen in der Situation und Lebensphase deutlich wichtiger erscheinen.
Wann das Thema Sexualität an Wichtigkeit gewinnt, ist individuell verschieden. Bei einigen Patienten nach einem leichten Schlaganfall kann dies bereits nach einigen Wochen der Fall sein. Es können aber auch mehrere Monate vergehen, bis der oder die Betroffene wieder über körperliche Nähe nachdenkt.
Ansprechpartner können die behandelnden Ärzte sein. Dazu zählen unter anderem der Neurologe und auch der Hausarzt. Für weibliche Betroffene ist ein offenes Gespräch mit einer Fachperson aus der Frauenheilkunde von großer Bedeutung. Hier können auch Folgen des Schlaganfalls auf die weiblichen Geschlechtsorgane, wie zum Beispiel Scheidentrockenheit, angesprochen und gegebenenfalls therapiert werden.
Sowohl für Männer als auch für Frauen ist ein Besuch bei einem Urologen hilfreich. Ein Urologe oder eine Urologin beschäftigt sich mit den Urin-produzierenden Organen. Dazu zählen neben der Niere unter anderem auch die Harnblase. Des Weiteren werden Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane therapiert. Gerade das Thema Inkontinenz und die eventuelle Notwendigkeit der Katheterisierung ist bei einem Urologen in den besten Händen.
Ausführliche Paargespräche werden, verbunden mit dem Thema Sexualität, in Beratungsstellen der Ehe-, Lebens- und Krisenberatungsstellen mit dem Schwerpunkt Sexualberatung angeboten. Sie sind bundesweit im Online-Beratungsführer der DAJEB e.V. – Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend und Eheberatung unter www.dajeb.de zu finden.
Die Kosten sind vorher zu klären, oft wird diese Beratungsleistung einkommensabhängig erhoben oder aber auch von gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bei Privatpraxen ist man Selbstzahler. Eine kostenlose Erstberatung kann im Servicepunkt Schlaganfall der BSA e.V. angeboten werden, um einen weiterführenden Ansprechpartner zu finden.
Hilfsmittel, praktikable Stellungen und konkrete Hilfe
Neben der Einnahme von Medikamenten bei einer erektilen Dysfunktion beim Mann können auch lokale Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Insgesamt stellen diese Möglichkeiten für Betroffene aber selten eine akzeptable Lösung dar.
Die Vakuumpumpe wird zum Beispiel auf den Penis gesetzt und erzeugt über Unterdruck eine Erektion. Um diese aufrechtzuerhalten, wird dann ein Stauring getragen, welcher nicht länger als 30 Minuten getragen werden sollte. Nebenwirkungen wie Einblutungen und Schmerzen sind relativ gering, trotzdem ist die Akzeptanz dieser Methode gering.
Praktikable Stellungen:
Die Wahl der geeigneten Stellung beim Geschlechtsverkehr ist abhängig von persönlichen Vorlieben aber auch von den körperlichen Gegebenheiten, welche nach einem Schlaganfall zunächst einschränkend sein können.
Die Missionarsstellung zeichnet sich dadurch aus, dass die Frau unten und der Mann oben liegt. Diese Stellung kann vorteilhaft sein, wenn die Frau einen Schlaganfall erlitten hat und unter einer Halbseitenlähmung oder Kraftlosigkeit leidet. Hier kann der Mann somit den aktiven Part übernehmen und die Frau hat die Möglichkeit, sich eher passiv zu verhalten.
Die Seitenlage (“Löffelchen-Stellung”) ist sowohl bei Halbseitenlähmungen als auch bei Sensibilitätsstörungen vorteilhaft. Hier kann sich auch der Mann als Schlaganfall-Betroffener auf die betroffene Körperseite legen und somit mit der anderen Körperhälfte die Nähe spüren und die Muskulatur beanspruchen.
Letztendlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die optimale Stellung zu finden. Hier heißt es üben, üben und üben.
Zusätzlich hilfreich kann sein, den Betroffenen an der nicht betroffenen Seite zu berühren. Heißt also bei einer Halbseitenlähmung auf der linken Seite ist es sinnvoll, vermehrt die rechte Körperseite zu streicheln, um während des Geschlechtsakts keine Verwirrung und Unangenehmheit zu verbreiten.
Neben verschiedenen Stellungen gibt es auch Kleidungsstücke, welche das Liebesleben verbessern können. Zum Beispiel kann ein Einhand-BH bei einer Halbseitenlähmung zu einer schnellen Öffnung führen, um Frust zu vermeiden. Auch Unterhosen mit Druckknöpfen können hilfreich sein.
Das Lustempfinden hat nicht nur etwas mit körperlicher Attraktivität zu tun, sondern auch mit den damit verbundenen Gedanken und Strömen im Gehirn. Oftmals neigen Betroffene in Situationen, in denen es “ernst” wird, zu stark verkopft an die Sache heranzugehen. Die Quelle der Lust ist zwar das Gehirn, jedoch lassen sich Empfindungen und auch Wünsche sehr durch eigene Gedanken beeinflussen.
Empfehlenswert ist eine Art Routine zu entwickeln, in welcher man sich einfach wohlfühlt und sich seinem Partner öffnen kann. Sich wohlfühlen, sich nicht stressen zu lassen und das Genießen sind dabei wichtige Aspekte.
Das raten Ihnen Schlaganfall-Betroffene:
“Verliert nicht den Mut alles zu probieren, was möglich ist. Es ist ein Vorteil, wenn man seinen Körper kennt und weiß wie er auf gewisse Sachen reagiert. Daher: Probieren, Probieren, Probieren! Und nicht unterkriegen und niemals schlechtreden lassen. Es gibt wirklich viele Menschen, die tolerant und normal damit umgehen. So sollte es auch sein. Allen Anderen sollte man nicht mehr Beachtung schenken.”
Insgesamt ist das Thema Sexualität häufig schambehaftet, und das nicht nur bei Schlaganfall-Patienten. Trauen Sie sich, offen mit ihrem Partner oder ihrer PartnerIn über ihre Situation zu reden. Auch wenn Sie neue Kontakte knüpfen wollen, ist es meist am leichtesten, seine Wünsche, Ängste und auch Sorgen frühzeitig zu äußern.
Machen Sie das, was Ihnen Spaß macht. Sexuelle Aktivität, körperliche Nähe und dem Anderen eine Freude machen sollte keine Last und Qual sein, sondern das Leben bereichern, glücklicher machen und für Geborgenheit sorgen.
Was sagen Betroffene über ihre Sexualität nach dem Schlaganfall?
Wir haben mit Menschen über ihre Sexualität nach einem Schlaganfall gesprochen. Dafür haben wir auf den sozialen Netzwerken einen Aufruf gestartet. Letztendlich haben sich neun Schlaganfall-Betroffene geöffnet und auf freiwilliger Basis unsere Fragen beantwortet.
Wie hat sich Ihr Körpergefühl nach dem Schlaganfall verändert?
Wie lange hat es nach dem Schlaganfall gedauert, bis Sie wieder körperliche Nähe zulassen konnten?
Sind Sie insgesamt zufrieden mit Ihrem Sexualleben?
Hier reichen die Antworten von “Nein, ich bin überhaupt nicht zufrieden.” bis zu “Ja, und ich bin immer noch sehr aktiv.”
Bei vielen Betroffenen scheint der Partnerwechsel eine entscheidende Rolle zu spielen. Sich bei dem Partner wohlzufühlen und sich fallen zu lassen, sehen alle Befragten als wichtigen Aspekt.
Was würden Sie gerne verbessern?
Hier scheinen die Antworten sehr individuell zu sein. Jedoch scheinen Erektions- und Sensibilitätsstörungen bei einer Mehrzahl der Betroffenen von großer Bedeutung zu sein. Auch die Partnersuche und damit verbundene sexuelle Aktivität ist ein wichtiger Aspekt.
Auch das Selbstwertgefühl und das eigene körperliche Wohlbefinden scheint eine wichtige Rolle zu spielen:
Welche Gefühle kommen bei körperlicher Nähe in Ihnen auf?
Wie beschreibt der Partner oder die Partnerin das Sexualleben?
Einige, mittlerweile auch Ex-Partner, waren mit dem Sexualleben nicht zufrieden. Andere finden es aufregend, erfüllend oder auch herzerwärmend.
Welche Einschränkungen würden Sie nach dem Schlaganfall in Bezug auf ihr Sex-Leben als gravierend bezeichnen?
Hier scheinen zwei große Aspekte als einschränkend wahrgenommen zu werden. Zum einen die Sensibilitäts-Veränderungen und auch die Unfähigkeit, feine Berührungen wahrzunehmen und zum anderen die Halbseitenlähmungen oder halbseitig auffallende Einschränkungen.
Nutzen Sie Hilfsmittel, zum Beispiel Medikamente oder Sex-Spielzeug und würden Sie diese als hilfreich einschätzen?
Bei diesem Thema scheint es 2 Gruppen zu geben. Die eine Gruppe verwendet überhaupt keine Hilfsmittel und scheint sich darüber auch noch nicht viele Gedanken gemacht zu haben.
Die andere Gruppe entscheidet nach Lust und Laune. Gerade Sex-Spielzeug scheint eine Unterstützung zu sein, um Sensibilität und allgemein die Empfindung zu bestärken.
Was würden Sie “frischen” Schlaganfall-PatientInnen auf den Weg geben? Welchen Hinweis hätten Sie sich nach ihrem Schlaganfall im Bezug auf ihr Sexualleben gewünscht?
Fazit der Betroffenen-Befragung
Lassen Sie die Fragen und auch die Antworten auf sich wirken. Interessierte – und auch Betroffene – können uns auch gerne ihre Erfahrungen und Einstellungen rund um das Thema Sexualität zukommen lassen. Das Thema bedarf noch viel mehr Offenheit und Alltäglichkeit in der Schlaganfall-Nachsorge. Ein großes Dankeschön an die Freiwilligen.
Die körperliche Nähe und sexuelle Aktivität empfindet jeder Mensch anders.
Unterschiedliche Aspekte werden als wichtig erachtet. Ein Beispiel: Für einige Betroffene ist es wichtig, sich bei ihrem Partner fallen lassen zu können, trotz der körperlichen Folgen nach dem Schlaganfall.
Andere sehen die eigene Aktivität im Vordergrund und bemerken diesbezüglich nach dem Schlaganfall teils größere, teils kleinere Einschränkungen.
Letztendlich scheint die Angst vor einem erneuten Schlaganfall sehr gering zu sein und das Thema Sex nicht wesentlich zu beeinflussen.
Sie haben Fragen zum Sex nach dem Schlaganfall? Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen in unserem Forum aus.
Artikel erstmalig veröffentlicht am: - Nächste geplante Aktualisierung am:
Autorin
Dipl. Soz. Päd. Petra Thea Knispel - Schlaganfall-Beraterin der Berliner Schlaganfall-Allianz e.V. - Eheberaterin der Dajeb e.V.
unter Mitarbeit von stud. med. Nina Siegmar
Sie erhalten von uns regelmäßig und kostenlos aktuelle Informationen rund um den Schlaganfall.
Quellen
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